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Charmante PatinaMehr als 200 alte Fahrzeuge bei Oldtimer-Treffen in Kerpen-Buir

3 min
Das Foto zeigt einen Mann an einem alten Trecker.

Seinen 74 Jahre alten Allgaier-Trecker muss der Sindorfer Oldtimer-Fan Kai Schneider mit der Handkurbel starten.

Vor allem Fans alter Traktoren finden bei der Veranstaltung des Vereins „Freunde alter Technik“ das, was sie suchen.

Gegen 9.30 Uhr war's für große Teile der Buirer Langschläfer-Fraktion jäh vorbei mit dem süßen Sonntagmorgenschlummer. Dafür sorgte ein Weckkommando der besonderen Art, das ganz gemächlich, aber mit mächtigem Getöse durchs Dorf tuckerte. An die 50 historische Traktoren und andere schwergewichtige Oldies beteiligten sich an der morgendlichen Rundfahrt durch den Kerpener Westen.

Alteingesessene Buirerinnen und Buirer wissen Bescheid und nehmen das ebenso spaßige wie lautstarke Spektakel immer wieder gern in Kauf. Denn die Treckertour gehört seit langem zum Programm des großen Oldtimer-Treffens, das der Club der Freunde alter Technik am Wochenende bereits zum 33. Mal veranstaltete. Schauplatz war wieder die Schützenwiese am Neuen Weg. Dort waren insgesamt mehr als 200 alte Traktoren und andere landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge, aber auch einige historische Feuerwehrwagen und Pkw-Oldtimer zu bestaunen. Abends war Partyspaß mit Live-Musik im Festzelt angesagt, und zwischendurch wurde bei „Diesel-Gesprächen“ tüchtig gefachsimpelt.

Das Foto zeigt ein Horizontalsägegatter.

Mit mächtigen Baumstämmen wurde das um 1935 gebaute Horizontalsägegatter aus der Sammlung von Thomas Lehmann gefüttert.

Trecker-Klubs und private Sammler aus dem Rheinland, der Eifel und dem Aachener Grenzland waren mit ihren betagten Prunkstücken nach Kerpen gerollt und ließen auch auf dem Festplatz gern mal die Dieselmotoren röhren. Für eingefleischte Fans wie Thomas Lehmann klingt das fast wie Musik in den Ohren. „Ich liebe diesen kraftvollen Sound. Vor allem der ganz spezielle Klang der alten Lanz Bulldogs hat's mir angetan“, schwärmt der Mitbegründer und Vorsitzende der Freunde alter Technik.

Kerpen: Fahrzeuge aus den 1930er-Jahren

Die legendären Bulldoggen aus Mannheim, die teils noch mit einem aufwendigen Vorglühmechanismus ans Laufen gebracht werden müssen, waren zwar in der Mehrheit, aber auch historische Modelle von Fendt, Fahr, John Deere, Schlüter, Güldner, Hanomag oder Fordson fehlten nicht. Die ältesten Fahrzeuge stammten aus den 1930er-Jahren. Auch einige land- und forstwirtschaftliche Maschinen aus der Sammlung von Thomas Lehmann wurden präsentiert. Hingucker waren hier die Praxisvorführungen an einem rund 90 Jahre alten Horizontalsägegatter.

Auch schon stolze 74 Jahre hat der schnuckelige Allgaier A22 auf den Achsen, mit dem Kai Schneider aus Sindorf angetuckert war. Sein Alter sieht man dem rostbraunen, mit einer Handdrehkurbel zu startenden Kleintrecker durchaus an, und das soll auch so sein. Während manche Sammler ihre Vorzeigestücke gern auf Hochglanz polieren, kümmert sich Schneider zwar hingebungsvoll um die Technik unter der Haube, lässt seinen Liebling ansonsten aber in Würde altern. „Diese Patina erzählt irgendwie ja auch Geschichten. Die Spuren eines langen Traktorenlebens möchte ich nicht übertünchen“, erklärt der 44-jährige Mechaniker, der sich im Berufsalltag um mit Hightech vollgestopfte Feuerwehrfahrzeuge kümmert.

Alte Traktoren sind ihm da ein willkommener Ausgleich: „Mich fasziniert diese einfache, ursprüngliche und enorm robuste Technik. Heute heißt es bei den Herstellern ja oft: Was lange hält, bringt kleines Geld. Damals hingegen war Langlebigkeit noch ein Qualitätsmerkmal, auf das ganz viel Wert gelegt wurde.“