Bisher hat die Genossenschaft 55 Mitglieder. Dank zwei künftiger Projekte hofft der Vorstand aber, bald weitere Anteilseigner zu finden.
„Wir Energie Rhein-Erft“Neue Energiegenossenschaft aus Kerpen startet zwei Projekte

Die „WirEnergieRheinErft“ ist eine Energiegenossenschaft mit Sitz in Kerpen. Michael Ernst ist Gründungsmitglied.
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Ein basisdemokratischer Ansatz für nachhaltige und umweltfreundliche Energie – darum geht es bei der „WirEnergieRheinErft“ aus Kerpen. Die neue Energiegenossenschaft, die sich im Jahr 2024 gegründet hat, will überwiegend PV-Anlagen in Zusammenarbeit mit Gebäudebesitzern im Rhein-Erft-Kreis umsetzen. Vorstands- und Gründungsmitglied Michael Ernst macht deutlich: „Wir planen vornehmlich, auf Dächern von Industrie- und Gewerbebetrieben PV-Anlagen zu bauen.“
Daraus ergebe sich eine Win-win-Situation: Die Energiegenossenschaft pachte die Dachflächen und könne den erzeugten Strom den Flächen-Besitzern zu einem günstigen Preis anbieten. Der Rest werde in das öffentliche Stromnetz eingespeist – darüber wiederum verdient die Genossenschaft. Auf die Idee gekommen ist Ernst nach eigenen Aussagen, als er im WDR einen Beitrag über eine neu gegründete Energiegenossenschaft aus Bergisch Gladbach gesehen hat.
Kerpen: Bei Gewinnen werden Anteile ausgeschüttet
Noch habe die jedoch keine Gewinne eingefahren, sagt Ernst: „Das sollte sich hoffentlich zeitnah ändern. Wir werden in naher Zukunft zwei Projekte mit den Stadtwerken Erft umsetzen, in Bedburg und Bergheim.“ Bis dahin finanziert sich die Genossenschaft auch über die Anteile der Mitglieder, wie bei dieser Wirtschaftsform üblich. Bei Gewinnen werden ihnen Dividenden ausgeschüttet.
„Das Besondere bei uns ist, dass man zwar beliebig viele Anteile kaufen kann, aber das Stimmrecht immer bei einer Stimme bleibt“, ergänzt der Aufsichtsratsvorsitzende Christian Schnabel. 100 Euro kostet ein Anteil. Ernst zufolge hätten die Gründungsmitglieder den Betrag möglichst niedrig halten wollen. „Wir wollen bewusst auch Menschen mit kleinen Einkommen die Möglichkeit geben, Mitglied zu werden“, sagt er. Stand jetzt habe dieses Konzept immerhin 55 Menschen überzeugt.
Genossenschaftsmitglieder sollen aus der Region kommen
Ein weiterer Grundgedanke sei, die Projekte regional zu halten. So soll lediglich auf den Dächern im Rhein-Erft-Kreis und den Anrainerkommunen gebaut werden. Zudem müssen Mitglieder aus dem genannten Bereich kommen. Auch die Handwerksbetriebe, die die Anlagen installierten, seien aus der Region. Lediglich die PV-Anlagen selbst würden überwiegend in China hergestellt, sagt Ernst: „Die Herstellung in Deutschland ist stark zurückgegangen.“
Auch denkbar sei es, künftig PV-Anlagen auf die Dächer von Mietshäusern zu bauen und den Bewohnern dann den Strom anzubieten. Bei einzelnen Häusern sei das grundsätzlich möglich, allerdings bereits mit großen Hürden verbunden. Etwa müsse technisch gewährleistet sein, dass dokumentiert wird, wie viel Strom die einzelnen Haushalte beziehen. Sobald der Strom aber über das öffentliche Netz laufe, werde es kompliziert, erklärt Schnabel: „Die Gesetzesgrundlage gibt das Stand jetzt noch nicht wirklich her, etwa weitere Häuser oder ganze Siedlungen mitzuversorgen mit diesem Strom.“
Darum erhalten auch die Genossenschaftsmitglieder nicht automatisch günstigeren Strom aus der eigenen Erzeugung, sondern eben nur diejenigen, die ihre Flächen zur Verfügung stellen und ihren Strom auch auf diesem Grundstück verbrauchen. „Dafür muss man auch nicht zwingend Mitglied sein“, stellt Ernst klar.
Partner, wie die Genossenschaft diejenigen nennt, die sich von ihr eine PV-Anlage auf das Dach bauen lassen wollen, seien meist Menschen, die nicht die finanziellen Mittel für den Erwerb einer solchen Anlage hätten oder sich schlicht nicht damit auseinandersetzen wollten, obgleich der Wunsch nach einer Anschaffung bestehe. Deshalb sei es schon vorgekommen, dass ein potenzieller Partner nach Vorgesprächen abgesprungen sei und sich doch entschieden habe, die PV-Anlage selbst zu finanzieren. „Wir betrachten das aber nicht negativ, sondern freuen uns trotzdem, dass wir so eine Veränderung angestoßen haben“, sagt Schnabel.