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Kindergärten in KerpenStadtverordneter will mit eigenem Konzept Millionen sparen

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Wolfgang Scharping mit seinem Kindergarten-Konzept.

Kerpen – Wolfgang Scharping hat sich viel Arbeit gemacht. Er hat Angebote von Fachfirmen eingeholt, kalkuliert und das Ganze als Konzept zu Papier gebracht. Demnach könnte die Stadt beim Bau von Kindergärten in den nächsten Jahren Millionen sparen. Doch das Konzept des fraktionslosen Stadtverordneten der UWG, das in der vergangenen Ratssitzung auf der Tagesordnung stand, wurde dort nur zur Kenntnis genommen, nicht jedoch diskutiert. „Das Interesse der Ratsmitglieder daran geht gegen null“, empört sich Scharping. Angesichts der Geldnöte der Stadt sei dies unverantwortlich.

Scharping, der im Ruhestand ist, war früher Fachberater für Fertighäuser. Er hat sich mit einem Fachplaner zusammengetan und bietet der Stadt an, ihr mit seriösen Partnerunternehmen – darunter die Fertigbaufirma Isowoodhaus – schlüsselfertige, emissionsfreie Kindergärten zu bauen, die im Rahmen der Landeszuschüsse finanziert werden könnten. Bisher sei es so, dass Kindergärten in Kerpen, aber auch in anderen Städten im Kreis oft zu teuer gebaut würden, weil viele Geld verdienen wollten. Die Stadt müsse so erhebliche eigene Mittel zuschießen.

Kerpen: Landeszuschuss reiche nicht aus

Scharping erklärt dies am Beispiel eines schon geplanten viergruppigen Kindergartens in Stadtgebiet: Den wolle ein Investor für 2,9 Millionen Euro bauen und dann an den Träger des Kindergartens vermieten. Die Stadt müsste dem Träger die Mietkosten ersetzen und bekomme dafür einen Landeszuschuss von 8,60 Euro je Quadratmeter. Das reiche nicht zur Finanzierung der Miete, sodass die Stadt 43 000 Euro jährlich beisteuern solle. Scharping: „Meine Partner und ich könnten einen modernen vierzügigen Kindergarten in Fertigbauweise bauen, der schlüsselfertig nur 1,79 Millionen Euro kosten würde.“ Auch wenn noch mögliche weitere Kosten, etwa für die Außenanlagen, zugerechnet werden müssten, bleibe man in einem Kostenrahmen der ausschließlich durch die Landeszuschüsse gedeckt werden könne.

Um ein solchen Projekt zu verwirklichen, dürfe die Stadt den Kindergartenbau nicht mehr an Investoren vergeben, sondern müsse als Bauherr auftreten. Zudem solle möglichst nur auf städtischen Grundstücken gebaut oder bei anderen Grundstücken Erbpachtregelungen getroffen werden, um Kosten einzusparen. Scharping geht davon aus, dass die Stadt in den nächsten Jahren noch sechs oder sieben Kindergärten bauen muss. Folge man seinem Vorschlag, ließen sich über die Jahre Kosten in zweistelliger Millionenhöhe einsparen.

Kindergärten in Modulbauweise hat die Firma Isowoodhaus an andere Stelle schon gebaut.

CDU-Fraktionschef Klaus Ripp weist auf eine mögliche Befangenheit Scharpings in der Sache hin: Dieser müsse sich schon überlegen, ob er im Stadtrat als Stadtverordneter oder als Unternehmer agiere. In der Sache selbst sei es so, dass sich Scharping bei der nächsten Ausschreibung eines Kindergartens mit seinem Konzept bewerben könne. Dann werde man sehen.

Andreas Lipp, Fraktionsvorsitzender der SPD, hält die Vorschläge Scharpings für diskussionswürdig: Die Stadt unterliege einem Haushaltssicherungskonzept und müsse sparen, um weitere drastische Steuererhöhungen zu vermeiden. „Da sollten wir genau prüfen, ob wir öffentliche Gebäude nicht günstiger bauen können als bisher.“ Wichtig sei, die Ausschreibungsmodalitäten so anzupassen, dass sich Scharping mit seinem Konzept und andere Fertigbau-Unternehmen mit ähnlichen Vorschlägen bewerben könnten. Dies sei seiner Kenntnis nach bislang nicht der Fall.

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Scharping betont, in der Sache nicht befangen zu sein. Dies wäre er erst, wenn ein Auftrag vergeben würde. „Dann würde ich an einer solchen Abstimmung nicht teilnehmen.“