Popcorn für das PantoffelkinoKerpener Kinobetreiber verkauft weiterhin Snacks

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Jede Menge Popcorn halten Bernd Schmitz und Selina Herper für das Heimkino bereits, solange das Capitol nicht öffnen darf.

Jede Menge Popcorn halten Bernd Schmitz und Selina Herper für das Heimkino bereits, solange das Capitol nicht öffnen darf.

Kerpen – „Wir müssen die Kultur am Leben erhalten, weil die Kultur das Leben erhält“, steht in großen Buchstaben auf der Leuchttafel vor dem Kinoeingang. Seit Wochen fordert Bernd Schmitz, Betreiber des Capitol-Kinos, die Kerpener mit diesem und ähnlichen Sprüchen zum Durchhalten auf.

Film- und Kulturfreunde trifft der Lockdown trotzdem hart. Zumindest für diejenigen, die den Duft von frischem Popcorn vermissen, hat Schmitz eine Lösung gefunden. Jeden Samstag zwischen 17 und 19.30 Uhr können sich Filmfans Snacks für den Heimbedarf im Capitol abholen.

„Das ist mein Kino, mein Leben“

Seit Anfang November, dem Beginn des zweiten Lockdowns, bieten Schmitz und seine sieben Mitarbeiter Popcorn und Nachos an – ganz so, wie sie es auch schon im März getan haben. Während Schmitz dieses Mal für den Verkauf zuständig ist, bereitet Mitarbeiterin Selina Herper im Hintergrund Popcorn und Käsesauce für die Nachos zu. „Das ist mein Kino, mein Leben. Dafür zeige ich gerne Einsatz“, erläutert Schmitz.

Jede Woche ein anderer Spruch: Bernd Schmitz fordert Film- und Kulturfreunde mit Sprüchen auf der Leuchttafel zum Durchhalten auf.

Jede Woche ein anderer Spruch: Bernd Schmitz fordert Film- und Kulturfreunde mit Sprüchen auf der Leuchttafel zum Durchhalten auf.

Einsatz heißt für den Kinobetreiber auch: Die Kunden werden nicht abgefertigt, sondern möglichst mit Vornamen angesprochen. Manchmal gibt er Tipps, wie das Popcorn aufbewahrt werden muss, damit es am nächsten Tag noch schmeckt. Manchmal fragt er nach, wie es den Kindern oder der Familie geht. Oder er gibt zusätzlich zur Bestellung eine Tüte Haribo-Süßigkeiten mit.

Auch Großbestellungen möglich

Doch nicht nur für Schmitz, auch für Mitarbeiter wie Selina Herper ist die Verkaufsaktion wichtig. Und das nicht nur wegen des Geldes. „Für unsere Leute ist das Zwischenmenschliche, das Gespräch mit den Kunden wichtig.“ Ein Glücksfall sind für den Kinobetreiber die Stammkunden, die jedes Wochenende Popcorn kaufen. Den meisten davon macht Schmitz scherzhaft ein unverbindliches Angebot: 20 Tüten Popcorn und 17 Packungen Nachos. Und tatsächlich gibt es eine Kundin, die eine annähernd große Menge abnimmt. Anja Giese-Koch und ihre Kinder Theo und Mathea sind mit grünen Einkaufskisten von Buir nach Kerpen gefahren, um 14 Tüten Popcorn und fünf Packungen Nachos zu kaufen. Die drei Schleckermäuler sind im Auftrag von Sabine Mischke gekommen – einer von Schmitz Stammkundinnen. Mischke und ihre Stellvertreter versorgen gleich mehrere Familien aus Buir mit frischem Popcorn.

Es habe schon Tage gegeben, da habe er sich gefragt, ob sich die Aktion überhaupt lohne, gibt Schmitz zu. Dann aber kommen Samstage, an denen das Kino-Team mehr als 100 Tüten Popcorn verkauft. Für den Kinobetreiber und seine Mitarbeiter stellen diese Samstage die Normalität des verlorenen Arbeitsalltags wieder her. „Mittags gegen ein bis zwei Uhr fangen wir damit an, das Popcorn zu machen. Um halb neun abends sind wir dann fertig mit allem und haben aufgeräumt“, sagt Schmitz.

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Dass demnächst ein normaler Kinobetrieb wieder möglich ist, daran würde er gern glauben. Für Schmitz ist im Moment nur eins sicher: „Solange die Leute unser Popcorn wollen, haben wir jeden Samstag geöffnet.“

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