„Sams Wildsnacks“Kerpener Start-Up setzt auf Hundeleckerlis aus Wildfleisch

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Ein Frau kniet lächelnd neben zwei Hunden.

Tina Schorn, hier mit ihren Hunden Cooper und Bobby, hat ein Start-up gegründet, das Hundesnacks aus Wildfleisch herstellt und vertreibt.

Hundesnacks werden häufig aus billigen Fleischabfällen hergestellt. Das störte Tina Schorn. Ihr Start-up verwendet nur Stücke aus regionalen Jagden.

Cooper, ein Golden Retriever, und Bobby, ein Vizsala, begrüßen den Besucher neugierig, beschnuppern ihn schwanzwedelnd, um freundlich Kontakt aufzunehmen. Katzen dösen an verschiedenen Plätzen im Haus vor sich hin. „Ich bin mit Tieren aufgewachsen“, erzählt Tina Schorn, die Halterin.

Dass ihr das Wohl und der Schutz von Tieren am Herzen liegen, ist offensichtlich. Meistens habe sie auch noch einen Pflegehund, der bei ihr Unterkunft findet, bevor er in ein neues Zuhause vermittelt wird. Ihr Einsatz für Tiere war letztlich Auslöser für eine Geschäftsidee und die Gründung des Start-ups Sams Wildsnacks.

Kerpenerin ist gegen Leckerlis aus billigen Fleischabfällen

Denn es gab etwas, was ihr immer wieder übel aufstieß: Die Snacks, die ein Hund zum Beispiel als Belobigung für gehorsames Verhalten bekommt, werden häufig aus billigen Fleischabfällen hergestellt, sind fettig, stinken und haben nur einen geringen Nährwert. Auch die Vorstellung, dass für diese Hundeleckerlis vielleicht Schweine und Rinder in Massentierhaltung gelitten haben und für die Schlachtung weit transportiert worden sind, ging Schorn gegen den Strich.

Im Gespräch mit ihrer Freundin Sabrina Heide, einer Jägerin und Metzgerin, entstand so die Idee, einen Hundesnack auf Basis von Wildfleisch aus regionalen Jagden herzustellen und zu vertreiben. Gedacht, getan. Eine zweite separate Küche und geflieste Räume waren im Haus vorhanden, sodass das Veterinäramt im August vergangenen Jahres nach der Hygieneprüfung die Zulassung für die Herstellung von Hundesnacks aus Reh-, Hirsch- und Wildschweinfleisch erteilte.

Das Bild zeigt vakuumverpackte Hundeleckerlis.

Das im Dörrautomaten getrocknete Wildfleisch wird portioniert und vakuumiert verpackt.

Verwendet werden nur Edelstücke aus regionalen Jagden, die Schorn von den Wildmetzgereien direkt geliefert bekommt. Diese werden, falls notwendig, noch in kleinere Stücke zerteilt und kommen dann ohne weitere Zusätze für zehn bis zwölf Stunden in einen Dörrautomaten, in dem dem Fleisch Wasser und Fett entzogen wird.

Etwa 25 Prozent des Ausgangsgewichts bleiben am Ende übrig. Die Stücke werden dann in 50 und 100 Gramm-Portionen in Blockbodenbeuteln vakuumiert. Sie sind ungeöffnet lange haltbar und haben einen Rohproteinanteil von über 75 Prozent.

Tierhalter sollen umdenken

Der Snack eignet sich besonders auch für übergewichtige und Allergikerhunde, von denen es nach Aussage von Schorn immer mehr gibt. „Ich möchte die Tierhalter dazu bekommen, dass sie umdenken. Sie sollen das Bedürfnis haben, ihren Tieren etwas Gutes tun zu wollen und wegkommen vom 99-Cent-Fleisch“, erklärt Tina Schorn.

Für sie ist ihr noch neues Unternehmen eben nicht nur ein Geschäft, sondern dahinter steckt eine Haltung und die Idee, wie wir Menschen mit Tieren umgehen sollten. Weshalb Schorn einen Teil der Erlöse für Tierschutzprojekte einsetzt. So hat sie zuletzt Hundehütten für ein Tierschutzprojekt in Rumänien gespendet.

Vertrieben werden die Snacks im Onlineshop, aber auch bei Hundefrisören, Tierphysiotherapeuten und Tierärzten, zum Beispiel bei Dr. Nadine Klein in Kerpen und der Gemeinschaftspraxis Janassary, Albring und Dr. Avenarius in Frechen-Bachem. Im nächsten Schritt ist geplant, hundefreundliche Hotels für einen Verkauf der Produkte zu gewinnen.

Und warum heißt das Unternehmen Sams Wildsnacks? Nun: Sam war ein Golden Retriever, den Schorn aus einem Tierheim aufgenommen hatte. Er war gequält worden, hatte unter anderem durch Tritte eine zerstörte Hüfte. Mit einem künstlichen Hüftgelenk wurde er zu einem „Familienmitglied, treuen Freund und Seelengefährten“, wie Schorn beschreibt. Der Name ihres Unternehmens erinnert an ihn. 

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