Spannender Blick in die HistorieNeue Ausgabe der Kerpener Heimatblätter erschienen

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1962 heiratete Josef Krings seine Braut Erika Pfeifer und ein Blick in die Dreherei der Firma Dornhoff.

1962 heiratete Josef Krings seine Braut Erika Pfeifer und ein Blick in die Dreherei der Firma Dornhoff.

Kerpen – Acht Autorinnen und Autoren haben dafür gesorgt, dass Susanne Harke-Schmidt, Vorsitzende des Vereins der Heimatfreunde Stadt Kerpen, eine neue Ausgabe der Kerpener Heimatblätter präsentieren kann. In elf Beiträgen gibt es auf 140 Seiten einen weiteren Einblick in die Geschichte, das Leben und die Fauna Kerpens und der Region.

Der wichtigste Aufsatz in der neuen Broschüre ist dem im April vergangenen Jahres verstorbenen Lehrer, Heimatforscher und Technikexperten Josef Krings und seinem Wirken und Werken gewidmet. Krings kam 1937 im Marienhospital an der heutigen Stiftsstraße zur Welt. Nach dem Abitur in Düren studierte er an der Pädagogischen Akademie in Köln und trat seine erste Lehrerstelle 1961 in Gelsenkirchen an. 1962, er war inzwischen mit Erika Pfeifer verheiratet, wurde er an die Adolph-Kolping-Schule in Kerpen versetzt. 1970 wurde er Konrektor, diese Funktion behielt der „Lehrer aus Leidenschaft“, bis er 1999 in den Ruhestand ging.

Krings’ Name ist untrennbar mit den Gedächtnisfahrten verbunden

Mit seiner Technikbegeisterung steckte er auch regelmäßig seine Schülerinnen und Schüler an. Den Heimatfreunden trat er kurz nach deren Gründung bei, er engagierte sich bei Ausstellungen und Veröffentlichungen. Von 1976 bis 1981 leitete Krings ehrenamtlichen das Stadtarchiv. Sein Name ist auch untrennbar mit den Graf-Berge-von-Trips-Gedächtnisfahrten verbunden, die 1987 zum ersten Mal stattfanden. Sein großes Engagement wurde unter anderem mit der Verleihung des Rheinlandtalers durch den Landschaftsverband Rheinland gewürdigt.

Ein Blick in die Dreherei der Firma Dornhoff.

Ein Blick in die Dreherei der Firma Dornhoff.

Der Kölner Barockaltar stand nach dem Krieg in Grefrath.

Der Kölner Barockaltar stand nach dem Krieg in Grefrath.

In einem Artikel geht Stadtarchivarin Susanne Harke-Schmidt auf Spurensuche und beschäftigt sich mit dem Schicksal der Menschen, die in den Jahren 1933/34 von den Nationalsozialisten in Kerpen in „Schutzhaft“ genommen wurden. Ohne jede richterliche Kontrolle wurden Regimegegner und andere, den Herrschern missliebige Menschen, damals in Konzentrationslagern festgehalten.

Hubert Murmann hat in der archäologischen Sammlung von Klara Winkel gekramt, die – wie ihr langjähriger Nachbar Krings – ebenfalls 2020 gestorben ist. Ihr Leben lang hatte Winkel archäologische Funde aus Kerpen, Bergerhausen und Blatzheim gesammelte. Die Ergebnisse ihrer Suche hat sie dem Verein der Heimatfreunde hinterlassen, darunter Steinzeitwerkzeuge, Beile, Pfeilspitzen und Keramikstücke.

Das Firmengebäude der Firma Dornhoff am Höhenweg in Horrem.

Das Firmengebäude der Firma Dornhoff am Höhenweg in Horrem.

Katharina Bischoff berichtet in einem weiteren Beitrag, wie es zugeht, wenn man bei der Neuordnung der archäologischen Sammlung der Stadt Kerpen mithilft. Und ganz persönlich wird es in dem Aufsatz von Gerd Friedt, der sich an seine Jugend in Oberaußem erinnert und über die Lehr- und ersten Berufsjahre bei den Horremer Elektromotorenwerken Dornhoff in den Jahren 1960 bis 1966 berichtet.

Das Marienfeld ist Schauplatz der beiden Geschichten, die Hans Wilhelm Porschen für die neue Ausgabe beigesteuert hat. So schildert er zum einen die „Wanderung eines Barock-Altars“ von der Kölner Minoritenkirche über Bottenbroich und Grefrath nach Bornheim-Rösberg im Vorgebirge. Alles begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts und endete 1963. In einem weiteren Aufsatz beschäftigt sich Porschen mit der Zisterze Bottenbroich und den Reformbewegungen des Zisterzienser-Ordens im 15. Jahrhundert. Das Marienfeld ist auch die Basis eines Aufsatzes von Waltraud und Birgit Schnell, die sich der Weichtiere im Rekultivierungsgebiet angenommen haben. Außerdem berichten sie über einen Buirer Neubürger, die 2018 entdeckte „Gelbliche Kielnacktschnecke“.

Josef Frings 1950 als Messdiener bei der Fronleichnamsprozession.

Josef Frings 1950 als Messdiener bei der Fronleichnamsprozession.

Den Umzug von Manheim-alt in den neuen Ort, die Geschichte einer alteingesessenen Familie und die emotionale Seite dieses unfreiwilligen Verlassens der liebgewonnenen Heimat, hat Hubert Murmann in Gesprächen und Begegnungen festgehalten. Vorbei ist es mit der gewohnten Nähe zwischen den früheren Nachbarn, zerrissen sind die alten Bande, wie der Autor erfahren musste.

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Zum Schluss geht Martin Grünewald in seinem Beitrag über „Zeugnisse dramatischer Ereignisse“ auf die frühe Geschichte der Region ein. Anhand der Freilegung eines römischen Gutshofes in Höhe Manheims und der Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen zeigt er auf, dass die Beanspruchung des Geländes durch den Bergbau auch wichtige historische Erkenntnisse über das Leben in der Region ans Tageslicht befördert.

Die jüngste Ausgabe der Kerpener Heimatblätter erscheint in einer Auflage von 600 Exemplaren. Das Heft kostet für Nichtmitglieder 15 Euro, es ist im Haus für Kunst und Geschichte, Stiftsstraße 8, Kerpen, erhältlich.

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