Kerpener Förster erwischt HolzdiebeGPS-Tracker sollen Holz vor Diebstahl schützen

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Brennholz ist aktuell sehr gefragt. Auch bei Kriminellen.

Rhein-Erft-Kreis – Revierförster Florian Claßen aus Kerpen ist fassungslos. Kürzlich stand er gegen 8 Uhr morgens vor seinem Forsthaus, als er einen großen Lastwagen in den Wald fahren sah. „Ich habe ein paar Minuten gewartet und bin dann mit meinem Wagen hinter dem Lkw hergefahren“, berichtet er.

Wenig später traute er seinen Augen nicht, als er den Lkw hinter einer Kurve wiedersah: „Der hatte die Stützen schon links und rechts der Ladefläche ausgefahren und wollte gerade damit anfangen, mit dem Kran das Holz, das dort am Waldweg lag, aufzuladen“, berichtet er.

Kerpener Förster ruft nach Verdächtigung die Polizei

Claßen handelte entschlossen, ging auf die Leute zu und fragte zunächst, in wessen Auftrag sie tätig seien. „Sie nannten mir den angeblichen Namen ihres Kunden und ich rief dort an“, berichtet Claßen weiter. Der angebliche Kunde habe sich dann allerdings sehr gewundert. Er habe sicher kein Unternehmen beauftragt, das Holz abzuholen. „Dann habe ich die Polizei angerufen“, sagt Claßen.

Die rechtliche Lage

Das unerlaubte Sammeln von Totholz kann mit einem Bußgeld von bis zu 25 Euro geahndet werden. Wer ohne Erlaubnis eine größere Menge an Brennholz im Wald sammelt, begeht eine Straftat (Holzdiebstahl), die mit einer Geldstrafe von bis zu 100.000 Euro oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden kann. (mkl)

Mit Blaulicht seien die Beamten wenig später im Wald vorgefahren. Die Personalien der beiden Männer wurden aufgenommen. Dabei habe die Polizei festgestellt, dass einer der Täter vorbestraft sei. Er habe sofort Strafantrag wegen versuchten Diebstahls gestellt, berichtet der Förster. „Dann habe ich die Leute des Waldes verwiesen.“

Stämme werden zur Vorsicht so schnell wie möglich aus Wald geholt

Um ein Haar hätten die Diebe Holz im Wert von mehreren Tausend Euro gestohlen. „Dann wäre mein Holz weg gewesen“, bestätigt auch Forstunternehmer Dennis Koll aus Weiler-Berrenrath den Vorfall. Die Unverfrorenheit, mit der solche Täter in diesem Jahr ans Werk gingen, bereite ihm Sorgen. Jeder Holzstapel, den er, bereits bezahlt, noch im Wald liegen habe, bereite ihm Bauchweh.

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Dennis Koll ist froh, das Holz auf dem Firmengelände zu haben. Denn sogar große Stämme würden mit schwerem Gerät illegal aus dem Wald geschafft.

„Deswegen versuchen wir, unsere Stämme jetzt immer so schnell wie möglich aus dem Wald zum Firmengelände zu holen.“ Dort seien seit ein paar Wochen Überwachungskameras mit Bewegungsmeldern installiert. „Wir bringen inzwischen jeden Holzdiebstahl zur Anzeige – auch kleine Mengen“, sagt Koll.

So verfährt auch der stellvertretende Forstamtsleiter Christian Langfeld. „Das Holz ist Staatseigentum und auch kleine Mengen sind Diebstahl“, stellt er klar.

GPS-Tracker sollen Holzvorräte im Wald sichern

Aufgrund der steigenden Energiekosten befürchtet er, dass der Holzdiebstahl im Winter noch zunehmen könne. Seit Beginn der Rodungszeit liegen wieder vermehrt frisch eingeschlagene Stämme am Wegesrand. Deswegen setzen die privaten Forstbetriebe und die Staatsförster jetzt verstärkt auf GPS-Tracker, die in den Baumstämmen versteckt werden. „Das funktioniert perfekt“, sagt Reiner Schwarz vom Forstbetrieb Schwarz und Söhne in Walberberg.

Dank dieser Technik hätte er bereits zwei größere Holzdiebstähle, einmal im Kottenforst und einmal im Königsforst, vereiteln können. In einem dieser Fälle hätten die Täter bereits Stämme im Wert von etwa 4000 Euro auf den Lkw verladen, als der Diebstahl auffiel.

Rucksäcke und Schubkarren zum Holzsammeln im Einsatz

Allerdings behalten die Revierförster und Forstbetriebe auch die Menschen im Auge, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad im Wald unterwegs sind. Revierförster Florian Claßen hat in jüngster Zeit schon Leute mit Rucksäcken, Trage- und Gepäckträgertaschen sowie Schubkarren jeweils mit Holz beladen aus dem Wald kommen gesehen.

In Erinnerung bleibt ihm in diesem Zusammenhang der Mann, den er vor ein paar Jahren mit einer Schubkarre voll Holz aus dem Wald spazieren sah. „Er wohnte ganz in der Nähe“, berichtet Clasen. Um ihn zur Rede zu stellen, sei er zu ihm nach Hause gegangen. Sicherheitshalber habe er auch die Polizei hinzugezogen. „Bei der Hausdurchsuchung hat sich dann herausgestellt, dass dieser Mann nachweislich schon mehr als 14 Kubikmeter Holz mit der Schubkarre aus dem Wald geschafft hatte“, berichtet Claßen.

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Immer wieder sieht er Leute, die sich bei ihren Spaziergängen einige Knüppel Brennholz mit nach Hause nehmen. „Stellt man sie zur Rede, reagieren viele mit fadenscheinigen Ausreden.“ Erschreckend sei, dass viele Menschen überhaupt kein Unrechtsempfinden beim Diebstahl hätten.

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