Naturschutz zwischen AutobahnenWildkatzen zurück im Villewald bei Hürth

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Zu sehen bekommt man die scheuen Wildkatzen selten.

Zu sehen bekommt man die scheuen Wildkatzen selten.

Rhein-Erft-Kreis – Die Wildkatze ist zurück in den Villewäldern. Wie der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mitteilt, habe er zwischen der Autobahn 553 und dem Industriegebiet Knapsack bei Hürth eine weibliche Wildkatze und drei Männchen nachgewiesen.

Die Chance, beim Spaziergang eines der Tiere zu sehen, sei aber gering: Die Tiere seien extrem scheu. Um sie nicht zu stören, empfiehlt der BUND, Hunde in den Villewäldern anzuleinen und als Spaziergänger auf den Wegen zu wandern.

Die neuerliche Sichtung der Wildkatzen passt zu einer Erhebung des BUND aus dem Jahr 2012, in der im südlichen Teil der Villewälder elf Wildkatzen ausgemacht wurden. Daraus könne man schließen, dass es sich um eine kleine, aber beständige Population handele, wie der BUND in einer Pressemitteilung erklärt.

Mit Baldrian angelockt

Mit Hilfe von Lockstöcken habe man die Katzen ausfindig machen können. Lockstöcke sind Holzpflöcke, die mit einer Baldrianlösung besprüht werden, die Katzen anlockt. Die Tiere reiben sich am rauen Holz und verlieren dabei Haare, die genetisch untersucht werden können.

Langfristig könne die Population nicht ohne Anschluss an größere Wildkatzenvorkommen überleben, heißt es in der Pressemitteilung. In den Wäldern zwischen Bad Münstereifel und Rheinbach lebten ebenfalls Wildkatzen, schätzungsweise 1000 Tiere, wie Holger Sticht, Vorsitzender des BUND NRW, sagt. „Wir wollen diese Katzenpopulation weiter stärken, damit Wildkatzen aus der Eifel in die umliegenden Wälder einwandern können und sich langfristig ausbreiten“, berichtet er weiter.

Naturschutz zwischen Autobahnen

Die Villewälder liegen auf etwa 4400 Hektar zwischen Köln und Bonn. Umgeben ist das Naturschutzgebiet von vier Autobahnen und drei größeren Bundesstraßen. Die seien für die Tiere sehr gefährlich, besonders die Autobahn 553 und die B 264. Laut Schätzungen des BUND verenden zehn Prozent der Wildkatzen in Deutschland jährlich im Straßenverkehr.

Die Rückkehr der Wildkatzen deute jedoch an, dass es eine positive Entwicklung zu mehr Strukturreichtum im Wald gebe. So dürften tote Bäume auch mal liegenbleiben. Bewirtschaftet werden die Villewälder vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW. „Wir sehen darin eine Bestätigung unserer naturgemäßen Waldwirtschaft, die Naturschutz, Erholung und Holzernte gut in Einklang bringt. Der Erhalt von Tot- und Altholz ist schon lange bei uns ein Thema“, so Uwe Schölmerich, Leiter des Forstamtes Rhein-Sieg-Erft.

„Rettungsnetz Wildkatze“ heißt das Projekt, mit dem der BUND versucht, die heimischen Waldgebiete durch „grüne Korridore“ zu verbinden. Genetischer Austausch der Tier- und Pflanzenarten sei das Ziel.

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