Hochwasser am RheinIn Wesseling herrscht Land unter – Anwohner horten Vorräte

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Auch das ehemalige Haus der DLRG in Wesseling ist vom Leinpfad aus nicht mehr zu erreichen.

Auch das ehemalige Haus der DLRG in Wesseling ist vom Leinpfad aus nicht mehr zu erreichen.

Wesseling – Der Rhein kommt: Spätestens im Laufe des Samstags rechnet Michael Peters damit, dass Väterchen Rhein sein Haus umspült. Peters wohnt in der Uferstraße, im gelben Haus direkt am Rheinufer, dort, wo ehemals die Wasserschutzpolizei ihren Sitz hatte. Früher hat Peters dort gearbeitet. Als die Wache geschlossen wurde und das Haus später zum Verkauf stand, kaufte er das Gebäude. Näher am Rhein steht in ganz Wesseling kein zweites Haus. Und wenn der sonst so gemächlich dahinfließende Strom in Wesseling anschwillt, dann wird das gelbe Haus von Michael Peters zur Insel.

Land unter heißt es bereits auf dem Leinpfad in Wesseling Richtung Rheinforum.

Land unter heißt es bereits auf dem Leinpfad in Wesseling Richtung Rheinforum.

„Wir kennen das Spielchen“, sagt er. Schon am Mittwoch und Donnerstag habe er seiner Frau geholfen, ihre Agentur der Köln-Düsseldorfer im Erdgeschoss des Hauses leerzuräumen. Auch die Garagen seien geräumt. Darüber hinaus galt es, ausreichend Vorräte nach Hause zu tragen. Heißt es nämlich auf der Uferpromenade Land unter, werde er für einige Tage zum Insulaner. „Für den Notfall habe ich aber einen Steg, um vom Wohnzimmerfenster aus trockenen Fußes an Land zu kommen“, erklärt er. Doch dieses Mal plane er nicht, den Steg aufzustellen.

Ordentlich, aber nichts Dramatisches

„So dramatisch wird es wohl auch nicht“, meint er in Anbetracht der von der Hochwasserschutzzentrale Köln gemeldeten Prognose, die aktuell von einem Wasserstand von bis zu neun Metern Kölner Pegel ausgeht. Das sei zwar ordentlich, doch nichts im Vergleich zum Hochwasser von 1993 und 1994. „Damals stand hier der Rhein bis in die erste Etage“, berichtet er. Der Teppichboden, mit dem die Wache der Wasserschutzpolizei 1993 noch ausgelegt war, sei regelrecht im Rhein ertrunken. Anschließend seien die Büros mit Fliesen ausgelegt worden.

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„Und ein Jahr später ist der Rhein dann sogar so hoch ins Büro gekrochen, dass die Möbel der Wache im Wasser standen. Doch so hoch soll der Rhein ja diesmal nicht steigen“, sagt Peters. Sorgen mache er sich keine. Das Treppenhaus sei so gefliest, dass es nach Abzug des Wassers einfach nur abgewaschen und getrocknet werden muss.

Sanitär-Anlagen abgebaut

Gut vorbereitet ist auch Karl-Heinz Hellwig, der Inhaber der benachbarten Kulisse. In den Sommermonaten betreiben er und seine Frau Beate auch die Eisdiele im Erdgeschoss des gelben Hauses direkt am Rhein. Schon am Mittwoch haben sie sämtliche Utensilien dort ausgeräumt. Sogar die sanitären Anlagen mussten raus. Denn wenn die Wassermassen des Rheins über die Uferpromenade kommen, müsse auch ihre Eisdiele geflutet werden. „Dann fließt der Rhein durch die Räume“, erklärt Beate Hellwig. Blieben die Tore nämlich geschlossen, könnte der Druck des Wassers sie auseinanderreißen.

Die Eisdiele im Rheinpark hat Beate Hellwig geräumt. Sie rechnet damit, dass der Rhein weiter steigt und die Räume überflutet.

Die Eisdiele im Rheinpark hat Beate Hellwig geräumt. Sie rechnet damit, dass der Rhein weiter steigt und die Räume überflutet.

Vorbereitet ist auch die Stadt Wesseling. „Der Leinpfad zwischen Wesseling und Urfeld ist schon gesperrt“, erklärt Peter Adolf, Sprecher der Stadt. Auch der Dammverschluss am Rheinforum sei installiert.

Am Freitag montierten die Mitarbeiter des Betriebshofs weitere Barken und sperrten auch die große Freitreppe im Rheinpark. „Aktuell gehen wir von einem möglichen Wasserstand in Höhe von bis zu neun Metern Kölner Pegel für Anfang der kommenden Woche aus“, so Adolf.

Auch nach der Weihnachtspause kann dann die Rheinfähre nicht fahren. Bei diesem Wasserstand wäre der gesamte untere Rheinpark überflutet und die Anlegestelle der Rheinfähre für Fußgänger nicht mehr erreichbar. Zudem werde ab einem Kölner Pegel von 8,30 Meter der Schiffsverkehr auf dem Rhein ohnehin komplett eingestellt. „Erst wenn der Rheinpegel fällt, kann der Betrieb mit der neuen Fähre »RheinSchwan« wieder aufgenommen werden“, so Stadtsprecher Adolf.

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