Sechs Jahre nach Kerosin-Leck17.500 Leitungen bei Shell geprüft und erneuert

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Mehr als 17 500 Leitungen wurden in den vergangenen Jahren untersucht. Auch externe Prüfer waren im Einsatz.

Mehr als 17 500 Leitungen wurden in den vergangenen Jahren untersucht. Auch externe Prüfer waren im Einsatz.

Wesseling – Sechs Jahre nach dem größten Umweltschaden, den Shell der Stadt Wesseling in ihrer Geschichte zugefügt hat, verkündet das Unternehmen, es sei fast fertig damit, seine Rohrleitungen zu überprüfen und zu erneuern. Darunter auch jene Leitungstrasse, in der 2012 das Leck aufgetreten war, das dazu führte, dass rund eine Million Liter Kerosin in den Boden flossen.

Fast auf den Tag genau sechs Jahre ist es her, dass ein Shell-Mitarbeiter entdeckte, dass in einem Tank in der Wesselinger Raffinerie weniger Kerosin ankam, als es eigentlich hätte sein müssen. Bei der Suche nach der Ursache wurde in einer 70 Jahre alten Leitung ein fingernagelkleines Loch entdeckt, durch das über Wochen Kerosin in den Boden geflossen war. Das darin enthaltene Benzol gilt als krebserregend. Der unterirdische See hatte sich auf einer Fläche von sechs Fußballfeldern ausgebreitet. Experten berechneten die ausgelaufene Menge mit einer Million Liter.

Die Behörden schlugen Alarm. Brunnen wurden eingerichtet, die das Kerosin abpumpten und verhinderten, dass sich der See weiter ausbreitete. Eine Gefahr für das Trinkwasser bestand nicht, Glück im Unglück. Aber nach einiger Zeit wurde klar, dass die Entfernung des Flugbenzins Jahre in Anspruch nehmen wird.

Klebriger Ölfilm

Nach rund vier Jahren war der flüssige Teil des Kerosins abgepumpt, der Rest – rund zwei Drittel der Gesamtmenge – haftete als klebriger Ölfilm an der Erde. Die Sanierungsexperten pumpten Sauerstoff in den Untergrund, der dafür sorgen sollten, dass Bakterien das Kerosins schneller abbauten. Aber immer noch sprach die Raffinerieleitung von einer Sanierungsdauer von 20 Jahren.

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Kurze Zeit nach der Katastrophe begann das Unternehmen, seine Rohrleitungen in beiden Werksteilen zu überprüfen. Externe Gutachter nahmen das Sicherheitsmanagement der Raffinerie unter die Lupe. Fazit: Bei Einsatz moderner Technik hätte das Unglück verhindert werden können. Zeitgleich begann der Austausch alter Leitungen, sie wurden oberirdisch und auf einem hellen Kiesbett verlegt, sodass auslaufende Flüssigkeit künftig schneller entdeckt werden kann.

Insgesamt seien 17 500 Leitungen über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus überprüft und davon 15 Kilometer vorsorglich erneuert worden, teilt Shell nun mit. Auch der Neubau der Nordtrasse, in der die lecke Kerosinleitung lag, soll in diesem Jahr abgeschlossen werden. Die Nordtrasse umfasst 20 Kilometer Leitungen. Darüber hinaus seien sämtliche Leitungen beider Werkteile in einer Datenbank zusammengeführt worden, um damit einen verlässlichen Überblick über den Zustand der Einzelleitungen, Prüfintervalle sowie anstehende Wartungen gewährleisten zu können.

„Mit unseren umfassenden Rohrleitungsprogrammen kontrollieren wir den Zustand unserer Leitungen intensiv. Dadurch finden wir auch kleinere Schäden und können diese beheben“, sagt Raffineriedirektor Dr. Thomas Zengerly. „Zudem untersuchen wir jeden Vorgang genau und informieren über Produktaustritte so detailliert und offen wie noch nie zuvor. Dabei gehen wir weit über behördliche Anforderungen und die gängigen Verfahren vieler anderer Unternehmen hinaus.“

Zu dem Sanierungsprogramm zähle aber auch die dreistufige Sanierung des Kerosinschadens. Mittlerweile sei mit 325 000 Litern der größte Teil der Schadstoffe, die mithilfe spezieller Sanierungsbrunnen erreicht werden könnten, abgepumpt worden. Ein Überwachungssystem stelle sicher, dass das verbliebene Kerosin sich nicht ausbreite. Mithilfe einer mikrobiologischen Sanierung habe Shell zudem eine langfristige Beseitigung der Verunreinigung in die Wege geleitet.

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