Für 1,6 Millionen EuroWesselinger Kletterhalle soll verkauft werden

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In der Wesselinger Halle stehen den Kletterern etwa 300 verschiedene Routen zur Verfügung.

In der Wesselinger Halle stehen den Kletterern etwa 300 verschiedene Routen zur Verfügung.

Wesseling – Es herrscht rege Betriebsamkeit in der Bronx-Rock-Kletterhalle in Wesseling. Eine Familie – Vater, Mutter, Kind – versucht, auf einer der 300 Kletterrouten ganz bis unters Dach der Halle zu gelangen, das an den höchsten Stellen 16,50 Meter misst.

Kletterfreaks üben sich im Bouldern – einer Trendsportart, dem Klettern an einer Felswand nachempfunden, ohne Sicherungsseil und Gurt. Doch wer stürzt, fällt sanft, auf weiche Matten und aus nicht allzu größer Höhe.

Gut gesichert sind natürlich die Kinder, die sich im nächsten Raum im Kistenklettern versuchen. Ihr Blick geht zuweilen auf den Indoor-Hochseilgarten in zehn Metern Höhe, oder auf die Räume für Kindergeburtstage, die mit speziellen Kletterspielen aufwarten.

Preisschild von 1,6 Millionen Euro

Ein sehr buntes Szenario also – und das soll so bleiben. Auch wenn die knapp 1500 Quadratmeter große Kletterhalle seit einiger Zeit für knapp 1,6 Millionen Euro zum Verkauf angeboten wird.

„Für die Kletterer wird sich nichts ändern“, versichert Geschäftsführer Herbert Büttgen, der die Kletterhalle gemeinsam mit Markus Zöll betreibt. Aus wirtschaftlichen Gründen sei es sinnvoll, einen Investor für die Halle mit ins Boot zu holen. „Wir verkaufen aber nur, wenn der Investor bereit ist, mit uns einen Mietvertrag für die kommenden zehn Jahre abzuschließen“, sagt Büttgen.

Unterstützung für das Chimpanzodrome

Die Kletterer, die in Frechen Zehnerkarten für das Chimpanzodrome erworben hatten, konnten diese nach dem verheerenden Brand in Wesseling nutzen. „In der Wesselinger Kletterhalle können wir zudem unser Kindertraining weiter anbieten“, berichtet Marcel Pierri, der im Chimpanzodrome unter anderem für die IT zuständig war. Dabei hilft auch der Kletterverein Klever. „Wir haben noch unseren Chimpanzodrom-Bus, mit dem wir die Kinder von Frechen nach Wesseling fahren“, sagt Pierri.

Die Kletterhalle in Frechen sei mittlerweile bis auf die Bodenplatte abgebrochen worden, berichtet Pierri. Wie es dort weitergehe, sei noch völlig offen.

Dies sei auch für den potenziellen Käufer von Vorteil, da er durch die Mieteinnahmen eine sichere Einnahmequelle habe. Büttgen ist sich sicher, dass es sich auch darüber hinaus um eine lohnende Investition handelt: „Wenn die neue Rheinbrücke gebaut wird, dann ist mit einem enormen Wertzuwachs zu rechnen.“

Seit 25 Jahren auf dem Markt

Und wenn sich kein Käufer findet? „Dann machen wir so weiter wie bisher“, versichert der Geschäftsführer. Schließlich sei die Kletterhalle eine der ältesten in der Region. „Wir sind schon seit 25 Jahren auf dem Markt“, berichtet Büttgen.

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Das Unternehmen wurde 1994 gegründet. Zuerst befand sich die Kletterhalle in einem ehemaligen Industriegebäude in Hürth, das früher von der Gießerei Kleefisch genutzt wurde. 2002 folgte der Wechsel nach Wesseling, dort entstand an der Vorgebirgsstraße ein Neubau für die Kletterhalle.

Dort habe sich das Angebot immer weiter fortentwickelt, wie Büttgen berichtet. „Wir sind mittlerweile sogar als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt“, sagt er. Unter anderem arbeitet die Bronx-Kletterhalle mit verschiedenen Schulen und mit der Polizei zusammen. „Für Jugendliche, die straffällig geworden sind, findet ein Teil der Therapie in der Kletterhalle statt“, berichtet Büttgen. Sie sollen beim Klettern unter anderem lernen, wieder Vertrauen zu anderen Menschen zu fassen. Zudem werden Kletterkurse für Kinder mit ADHS oder Autismus angeboten. Die Kurse sind in diesen Fällen Teil eines ergotherapeutischen Therapiekonzepts.

Kletterangebot für Behinderte

„Bei uns können auch Menschen mit einer körperlichen Behinderung klettern, auch solche, die auf den Rollstuhl angewiesen sind“, sagt Büttgen. Wie er erläuterte, wird in der Wesselinger Halle eine spezielle Seilbremse namens Top Stop eingesetzt, bei der das Sicherungsseil mehrfach über Rollen verläuft. Dadurch verringert sich der Kraftaufwand erheblich. Wer einen anderen Kletterer absichert, muss nur etwa ein Zehntel von dessen Körpergewicht halten. „Dadurch ist es auch möglich, dass Kinder ihre Eltern absichern. Für manch einen Vater oder Mutter ist das eine ganz neue Erfahrung“, sagt der Geschäftsführer.

Doch auch das Sportklettern kommt in Wesseling nicht zu kurz. An der Vorsteigewand in der Halle sind in der Vergangenheit auch schon deutsche Meisterschaften ausgetragen worden.

In der Halle in Wesseling erhielten auch die Kletterer aus Frechen Unterstützung, nachdem die dortige Kletterhalle, das Chimpanzodrome, Ende April vollständig abgebrannt war.

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