HochwasserDikopsbach verwandelte sich in reißenden Fluss – neues Regenüberlaufbecken

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Die Deiche sind gebaut, jetzt muss Gras über die Sache wachsen.

Die Deiche sind gebaut, jetzt muss Gras über die Sache wachsen.

Wesseling-Keldenich – Starkregen, heftige Gewitter, Sturzfluten und Schlammlawinen: Kleinste Bäche, die sich nach starken Regengüssen in kürzester Zeit in reißende Flüsse verwandeln, gibt es auch im Rhein-Erft-Kreis. Beim Dikopsbach passierte das am 26. Juli 2008.

Binnen weniger Stunden hatte es damals so viel geregnet, dass das sonst völlig harmlose Gewässer derart anschwoll, dass es weit über die Bachböschung stieg und schließlich sogar die Häuser der Anwohner überflutete. Bis heute sitzt den Betroffenen die Angst vor der nächsten Flutwelle im Nacken. Bis zur Kellerdecke hatte in einzelnen Häusern das Wasser gestanden.

„In einem Fall wäre beinahe sogar ein Mensch ums Leben gekommen“, erinnert sich Dr. Wolfgang Paulus vom Dikopsbachverband. In einer Sofortmaßnahme wurde 2010 ein erster Deich entlang der Sechtemer Straße gebaut. Der eigentliche Hochwasserschutz war damals allerdings noch nicht einmal in der Planung.

Doch jetzt ist er fertig. Neun Jahre nach der Flutwelle in Keldenich wurde vor wenigen Tagen das Gras auf den beiden neuen Deichen eingesät. Sie sind etwa 150 und 250 Meter lang. „Und sie sind so angelegt, dass sie auch vor einem Jahrhunderthochwasser schützen“, erklärt Lothar Schulze von der Stadt Wesseling.

Zusammen mit dem Dikopsbachverband hat die Stadt das Projekt umgesetzt. Für die Kosten in Höhe von rund 120.000 Euro erhielt die Stadt einen Landeszuschuss von 60 Prozent.

Doch der Dikopsbach ist kein Einzelfall. Hauptgrund für die lange Planung war die Vorgabe der Europäischen Union, die vor dem Bau neuer Schutzmaßnahmen alle hochwassergefährdeten Flüsse und Bäche Deutschlands erfasst und in einer Hochwassergefahrenkarte dargestellt haben wollte.

„Sie kann seit 2014 bei der Bezirksregierung Köln öffentlich eingesehen werden“, sagt Schulze. Gleichzeitig sei die Kommune aufgefordert worden, Überlegungen zur Minimierung der Hochwassergefahr darzustellen.

„Jetzt folgten komplizierte Berechnungen zum Fließverhalten des Dikopsbachs bei Hochwasser“, erklärt Schulze. Weil sich der Bach in diesem Bereich in einem Landschaftsschutzgebiet befindet, habe man sich für den Deichbau zudem die Rückendeckung der Kreisbehörde einholen müssen. Doch alle Hürden sind genommen, der Deich steht.

Gras auf den Deichen

Paulus und Schulze gehen davon aus, dass mit der ersten warmen Frühlingssonne das Gras auf den Deichen wachsen wird. Für die Pflege seien der Dikopsbachverband und die Stadt gemeinsam verantwortlich. Beide Deiche sollen, sobald die Grasnarbe geschlossen ist, für Spaziergänger freigegeben werden.

Im nächsten Schritt ist nun im kommenden Jahr der Bau eines gewaltigen Hochwasserrückhaltebeckens mit einem Volumen von 18 000 Kubikmetern (18 Millionen Liter) geplant. „Für diesen Bau sind wir vom Dikopsbachverband zuständig“, berichtet Paulus.

Das Baugelände befindet sich in einem rund 1,8 Hektar großen Karree zwischen Dikopsbach und Sechtemer Straße. Zudem sind zwei weitere Durchlässe im Damm des Dikopsbachs am Dikopsweg geplant. Paulus geht von 900.000 Euro Baukosten und einem Zuschuss des Landes in Höhe von 60 Prozent aus.

www.flussgebiete.nrw.de

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