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KondolenzbuchSo emotional verabschieden sich die Wesselinger vom Altbürgermeister Erwin Esser

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Auf dem Bild ist eine Schlange von Menschen zu sehen, die sich in ein Kondolenzbuch einträgt.

Vielen Menschen war es am Dienstag eine Herzensangelegenheit, ihre Gedanken und Grüße an ihren Freund und Wegbegleiter ins Kondolenz-Buch zu schreiben.

Im Ratssaal liegt ein Kondolenzbuch für den ehemaligen Bürgermeister aus. Er verstarb nach schwerer Krankheit am zweiten Weihnachtstag.

Es waren teils sehr persönliche Gedanken, die die Menschen gestern ins Kondolenzbuch der Stadt schrieben – in Gedenken an ihren nach schwerer Krankheit am zweiten Weihnachtstag verstorbenen Altbürgermeister Erwin Esser. Er wurde nur 66 Jahre alt.

„Schade und traurig, dass du gehen musstest“, heißt es darin etwa. Und „Jetzt kannst du mit den Engeln tanzen“. Einige gingen auf Begegnungen mit dem Sozialdemokraten ein, andere schrieben auf, was sie in Anbetracht von Essers schwerer Krankheit empfinden: „Das Leben war nicht fair zu dir und deiner Frau.“

Im Ratssaal standen ein Bild Essers und ein Blumenkranz

Die Schlange der Menschen, die ihm noch einmal persönlich einige Zeilen und Worte widmen wollten, war bereits kurz nach der Eröffnung des Rathauses gestern Vormittag sehr lang. Vorne im Ratssaal standen neben dem Podium ein Bild des Altbürgermeisters und ein Blumenkranz. Zwei Kerzen brannten. Bilder aus seiner Zeit als Bürgermeister waren auch auf der großen Leinwand im Ratssaal zu sehen.

Doch alle, die an diesem Vormittag kamen, hatten auch ein persönliches Bild von ihrem Freund und Weggefährten im Kopf. „Ich bin ja seinetwegen erst in die SPD eingetreten“, erinnerte sich Brigitte Kornmüller. Sie habe nämlich mit Esser gewettet. „Wenn du Bürgermeister wirst, dann trete ich in die SPD ein“, hatte sie ihm vor der Kommunalwahl 2014 versprochen – und Wort gehalten.

ein Einsatz, seine Nähe zu den Menschen und seine verlässliche Unterstützung – auch für die Feuerwehr – bleiben unvergessen
Oliver Koch, stellvertretend für die Feuerwehr Wesseling

Monika Kübbeler musste ein bisschen schmunzeln. Ihre erste Begegnung mit dem gebürtigen Wesselinger endete mit einer Runde Jägermeister. Damals sei sie gerade 18 Jahre alt gewesen und in die Partei eingetreten. Esser sei Ortsvereinsvorsitzender gewesen, und mit besagtem Likör habe sie damals ihren Einstand gegeben. Zunächst denke sie jedoch in Zusammenhang mit dem Verstorbenen an das neue TuS-Vereinsheim. „Ohne ihn hätten wir diese schöne Bleibe nicht.“

Wesseling: Altbürgermeister war für die Bürger und die Wirtschaft da

„Sein Einsatz, seine Nähe zu den Menschen und seine verlässliche Unterstützung – auch für die Feuerwehr – bleiben unvergessen“, schrieb Oliver Koch stellvertretend für die Feuerwehr Wesseling. „Bei uns hat Erwin das Weintrinken gelernt“, erinnerten sich Dieter und Erika Weidenbrück. Auch sie waren gekommen, um sich von ihrem Freund zu verabschieden. Öfter sei Esser zu Gast in ihrem Haus und in ihrem Weinkeller gewesen. „Ach, wenn Wein so schmeckt, dann mag ich den auch“, habe er als Biertrinker gesagt, als er einen besonders guten Tropfen probierte.

Ein „verlässlicher Freund“ sei Esser gewesen, so Wesselings Ehrenbürger Hans Mauel. Anne Schulten beschrieb ihn auch als „weltoffen“. Er sei für die Bürger und die Wirtschaft da gewesen. „Er war Parteichef, als ich in die SPD eintrat“, erinnert sich Halil Odabasi. Von ihm habe er auch das Parteibüchlein bekommen. „Pass gut auf dieses kleine Büchlein auf, und hege und pflege es“, habe Esser ihm gesagt. Im nächsten Moment habe er dann auch sein eigenes, gut gepflegtes Parteibuch gezeigt.

Auf dem Bild ist ein Foto von Erwin Esser im Anzug zu sehen.

Die Stadt Wesseling hatte Erwin Esser als Bürgermeister immer fest im Blick.

„Ich habe zuerst gedacht, er ist arrogant“, erinnert sich Klaus Mechwitz (ehemals Fraktionschef Wir) an den 2014 neu gewählten Bürgermeister. Doch dann habe er ihn in der politischen Arbeit kennengelernt – und seine ehrliche, zuverlässige und respektvolle Haltung auch vor den Meinungen anderer. So sei er ihm ein Freund geworden.

Am Ende stand das Kondolenzbuch voller herzlicher und sehr persönlicher Zitate, Erzählungen und Verse. „Es war mir auch ganz persönlich eine Herzensangelegenheit, dieses Kondolenzbuch auszulegen, um so den Freunden und Weggefährten die Möglichkeit zu geben, sich mit ihren eigenen Worten von Erwin Esser zu verabschieden“, erklärte Essers Nachfolger Ralph Manzke. Viele Wesselinger hätten Esser nicht vergessen. „Viele haben mich immer wieder und auch noch in den letzten Tagen nach ihm gefragt.“ Das Kondolenzbuch liegt weiter aus: ab Montag, 5. Januar, zu den Öffnungszeiten des Rathauses