Da Wesseling kein Freibad hat, schlägt die DLRG vor, einen Schwimmcontainer ans Rheinufer aufzustellen.
Todesfalle RheinStadt Wesseling denkt über Badeverbot nach – DLRG macht Vorschlag

Baden im Rhein kann lebensbedrohlich werden, nicht nur wenn Schiffe vorbeifahren.
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Drei Jahre ist es her, dass die Feuerwehr Wesseling an den Rhein gerufen wurden. Fünf Personen – ein Vater (37) und seine vier Kinder (9, 8, 6, 2) waren wochentags gegen 20 Uhr in Not geraten und wären beinahe ertrunken. Die Kinder waren zum Baden am Rheinufer im seichten Wasser, als ein Schiff in Sichtweite vor Anker ging. Ein dabei entstandener Sog zog die Kinder unter Wasser. Bei dem Versuch, seine Kinder zu retten, wäre der Vater fast ertrunken. Passanten hatten die Rettungskräfte alarmiert, waren selbst zur Hilfe ins Wasser geeilt und konnten Schlimmeres verhindern.
Vater und Sohn im Rhein ertrunken
Doch der Rhein fordert immer wieder seine Toten. Vor zwei Jahren ertranken an Pfingsten ein Vater und sein siebenjähriger Sohn im benachbarten Hersel im Rhein. Als der Vater sah, dass die Strömung seinen Sohn mitriss, sprang er ins Wasser. Trotz Reanimationsversuchen konnten beide am Ende nicht gerettet werden.
„Baden im Rhein ist lebensgefährlich“, teilt die Deutsche-Lebensrettungs-Gesellschaft DLRG Bezirk Rhein-Erft mit. Eindringlich warnen die Verantwortlichen der Bezirksniederlassung vor den Gefahren – den plötzlich tiefen Stellen, den Strömungen, den Strudeln und den Sogwirkungen bei vorbeifahrenden Schiffen. Und nicht nur das Schwimmen im Strom, auch der Aufenthalt im flachen Wasser des Uferbereichs könne bereits lebensgefährlich sein.

Mit einer ungewöhnlichen Plakataktion waren die DLRG und die Polizei Duisburg vor den Gefahren im Rhein.
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Gerade im Sommer, wenn bei niedrigen Wasserständen das Wasser scheinbar gemächlich dahinplätschert, werde die Gefahrensituation, etwa durch vorbeifahrende Schiffe, unterschätzt. Der durch die vorbeifahrenden Schiffe entstehende Sog ziehe das Wasser an, sei das Schiff vorbeigefahren, kehre das Wasser mit hoher Welle und Geschwindigkeit wieder zurück. „Kinder werden umgerissen, ins Fahrwasser gezogen und von der Strömung mitgerissen sowie abgetrieben“, warnen die Experten. „Eltern sollten ihre Kinder an allen Gewässern und besonders am Rhein nicht aus den Augen lassen“, appellieren die Rettungsschwimmer.
Mit einer ungewöhnlichen Plakataktion wendet sich der DLRG Landesverband NRW zusammen mit der Wasserschutzpolizei NRW Duisburg an die Öffentlichkeit. „Hier spielte Emma vor drei Tagen. Heute ist der Platz leer.“ Emma steht dabei stellvertretend für jedes im Rhein ertrunkene Kind und jede Familie, die einen Menschen im Rhein verloren hat.
Im Rhein zu baden, ist wegen der unberechenbaren Strömung lebensgefährlich
Bürgermeister Ralph Manzke warnt: „Im Rhein zu baden, ist wegen der unberechenbaren Strömung lebensgefährlich.“ Er bedauert es sehr, dass es in Wesseling kein öffentliches Freibad mehr gibt, deswegen jedoch im Rhein zu baden, ist keine Alternative“, sagt er.
Grundsätzlich findet auch Andreas Schneider, Leiter der DLRG Ortsgruppe Wesseling, die Warnungen des Bürgermeisters richtig. „Doch sollte bei einem Verbot auch direkt über Alternativen nachgedacht werden“, merkt der an. Schneider fragt: „Wo sollen die Menschen denn hin. In Wesseling gibt doch kein Freibad und auch keinen Badesee?“ Eine Möglichkeit in seinen Augen wäre ein großer Schwimmcontainer, der vielleicht sogar am Rheinufer aufgestellt und mit Rheinwasser gefüllt werden könnte. Vielleicht wäre es aber auch möglich, eine Zone mit Gittern am Rheinuferbereich so zu sichern, dass sich die Menschen an heißen Tagen dort wenigstens ein bisschen abkühlen können. „Ein generelles Badeverbot bringt auch nur dann wirklich etwas, wenn es auch kontrolliert werden kann“, sagt der DLRG-Vorsitzende.

Schilder am Rheinufer bei Wesseling weisen auf ein Badeverbot im Fluss hin.
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Genau dieses Problem plagt auch die Stadtverwaltung. Noch gibt es in Wesseling kein städtisches Badeverbot im Rhein. Nur in einer Verordnung des Bundes sind die Bade- und Schwimmerlaubnis im Rhein, etwa im Bereich Wesseling geregelt. Und laut der Information der Stadt herrscht demnach im Bereich Wesseling bereits ein absolutes Bade- und Schwimmverbot im Rhein. Auf dieses Badeverbot weisen auch zwei am Rheinufer und auf der Rheinwiese aufgestellten Schilder in Wesseling hin.
Die Stadt Wesseling begrüßt jetzt allerdings auch die Tatsache, dass die Städte entlang des Rheines die Möglichkeit eingeräumt werden soll, selber entsprechende Badeverbote zu verhängen. „Wir prüfen die Einführung eines Badeverbots“, so eine Sprecherin der Stadt Wesseling. Dazu wolle man auch mit den Nachbarkommunen in Kontakt treten. „Eine gemeinsame Herangehensweise wäre auch für die Bürgerinnen und Bürger transparenter“, heißt es bei der Stadt. Allerdings: Die Kassen der Stadt seien leer, und die Kontrollen fordern Personalkapazitäten des Ordnungsdienstes. Über die Höhe eines Bußgeldes könne erst entschieden werden, wenn die Stadt sich für ein generelles kommunales Badeverbot entschieden habe.
Die DLRG hat im Rheinpark in Wesseling eine Basis. Sie ist an den Wochenenden und feiertags jeweils zwischen Mai und September an warmen, sonnigen Tagen besetzt. Meistens passen dann dort zehn bis 15 Ehrenamtler der DLRG, Ortsgruppe Wesseling zwischen 10 und 19 Uhr auf, dass in Wesseling am Rheinufer niemand in Gefahr gerät. (mkl)