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Abschlepper Normann MüllerDer Mann fürs Große bediente auch den König von Togo

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Eine Aufgabe Normann Müllers ist das Abschleppen von Unfallfahrzeugen, hier auf der A 3 bei Lohmar.

Neunkirchen-Seelscheid – Was haben Togo und Heister miteinander zu tun? Die Antwort gehört zu den kuriosen Geschehnissen, die Normann Müller in seiner Zeit als Abschleppunternehmer und Werkstattbesitzer erlebt hat.

„Eines Tages klingelte das Telefon. Ob ich denn auch das Auto des Königs von Togo reparieren könne, fragte der Anrufer. Klar, habe ich gesagt.“ Drei Monate verstrichen, als es erneut klingelte. „Der Container sei da, erklärte jemand am Telefon. Und ich habe nur gemeint: Ist ja schön. Doch das war das Königsauto.“

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Die gepanzerte Limousine, ein Mercedes 600 der S-Klasse, reparierte und lackierte er dann. „Mit meiner Fünf-Tonnen-Bühne konnte ich den nicht heben“, erinnert sich Müller. Reifen, Scheiben, Felgen, alles sei dick gepanzert gewesen. Der König jedenfalls war zufrieden. Der 46-Jährige ist Jüngster von vier Kindern. Sein Berufsweg ist kein Zufall.

Der Vater hatte seit 1958 eine Werkstatt für Autoreparaturen und Karosseriearbeiten. Als Normann Müller zehn Jahre alt war, reifte in ihm der Traum, Lack und Karosserie zum Beruf zu machen. Außerdem wollte er einen Abschleppwagen sein Eigen nennen. Er machte die Ausbildung zum Kfz-Mechaniker. Er reparierte Getriebe, beseitigte Unfallschäden, rüstete Klimaanlagen nach und stand auch als Lackierer in der Kabine.

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Ein großer Abschlepper und ein Kran stehen in einer Halle. Das Unternehmen hat inzwischen 25 Mitarbeiter.

Im Jahr 2001 wechselte er in den Außendienst des Unternehmens Würth, in die Kundenbetreuung. Dort machte er seine kaufmännische Ausbildung, noch heute nutzt er Werkzeug der Firma. 2006 kehrte er zurück in den Betrieb seines Vaters, um auszuhelfen. Schließlich kam 2008 der Anruf, der sein Leben veränderte: Ihm wurde eine Firma in Heister angeboten, direkt an der Bundesstraße 56, der Zeithstraße, mit Halle und Werkstatt.

Müller sah sie sich am Abend noch an, war morgens um 5 Uhr für zwei Stunden draußen. „Hier ist Bewegung“, war sein Resümee. Er machte noch am selben Abend einen Mietvertrag. Und er erfüllte sich seinen Traum, kaufte den ersten Schlepper, der heute noch im Einsatz ist.Von da an wuchs sein Unternehmen.

Gute Leute zu finden ist schwierig

Den ersten Mitarbeiter stellte er bald darauf ein, es folgten Nummer 2 und 3. Heute sind es 25. Aber: Gute Leute zu finden werde immer schwieriger. „2008 habe ich mir keine Gedanken gemacht, dass ich kein Personal bekomme.“ 2012 machte Müller den nächsten Schritt, kaufte alles, auch die angrenzende Wiese.

Die große Zäsur folgte 2016. Innerhalb von zehn Monaten zog er eine gut 2000 Quadratmeter große Halle hoch, Lackiererei, Werkstatt, Reifenlager, Empfang, Verkauf – alles unter einen Dach. Er arbeitete mit seinen Leuten an der Erweiterung und bewegte die Baufirma, am Samstag zu arbeiten.

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Auch im Büro trägt Normann Müller stets Arbeitskleidung.

Sein Fuhrpark wuchs parallel dazu. 2010 schaffte er einen 13-Tonnen-Kran an, 2012 den ersten Lastwagen-Berger, 2019 einen großen Vierachser. Er hat inzwischen Zugmaschinen, Mulden, Tieflader, Kehrmaschinen und Plateauwagen zur Verfügung. „Ich will alles aus einer Hand bedienen können“, begründet er seine Perfektionsdrang. Selbst Gasmasken und Gummistiefel hat er im Fundus, für Einsätze bei Gefahrgutbergungen.

Lkw-Fahrer behandeln wir gut

Deshalb und weil er in der Regel nicht länger als 30 Minuten benötigt, um mit dem entsprechenden Gerät vor Ort zu sein, kommt er häufig an Unfallstellen, um Straßen frei zu räumen und Fahrzeuge sicher unterzustellen. „Lastwagenfahrer behandeln wir gut, die dürfen auch unsere Toiletten und Duschen benutzen“, sagt Müller.

Wichtig ist ihm sein Team. „Einer ist für den anderen da. Da hängen schon mal 17 Tonnen über dir am Kran, wir geben unser Leben in die Hand der anderen.“ Er hat Holzlaster mit Ladung aufgerichtet, ein Auto, das kopfüber vom Parkdeck gestürzt war, geborgen und 800 Wagen von der Ahr geholt. Und fährt doch jeden Abend mit einem kleinen Abschlepper nach Hause, um schnell genug da zu sein, wenn er gebraucht wird.