Gefahr für KinderHallenbad Eitorf bleibt trotz zwölf-Millionen-Euro-Sanierung zu

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Einladend sieht das Sportbecken aus – aber schwimmen darf hier noch niemand.

Eitorf – Die Öffnung des Hermann-Weber-Bades verzögert sich weiter. Eine Reihe von Mängeln wurde in dem Schwimmbad festgestellt, das für zwölf Millionen Euro generalsaniert wurde. Mit dem Generalunternehmer Monte Mare steht die Gemeinde nun in Verhandlungen darüber, was schnell nachgebessert werden kann, was neu gemacht werden muss – und wer am Ende dafür zahlt.

Dichtung am Hubboden schließt nicht

Das Sportbecken lockt mit blauem Wasser und vier Bahnen – aber schwimmen darf hier niemand. Die umlaufende Dichtungslippe am Hubboden schließt nicht gleichmäßig ab. An manchen Stellen ist so viel Platz zwischen Becken- und Hubbodenrand, dass eine Hand dazwischen passt. „Die Dichtungslippe klappt sich dann nach unten um, aber geht nicht mehr hoch. Ein Kind könnte da hineinfassen und die Hand nicht mehr rausbekommen“, erläutert Bürgermeister Rainer Viehof. „Es besteht die Gefahr, dass hier jemand ertrinken könnte.“

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Eine Hand passt zwischen Hubboden und Beckenrand.

Das Becken dürfe so lange nicht genutzt werden, bis die Dichtungslippe ausgetauscht sei. Warum Generalunternehmer Monte Mare dies nicht schon längst gemacht habe, verstehe er nicht, sagt Viehof: „Das kann doch nicht so schwer sein!“

Das Sportbecken werde dringend für den Schwimmunterricht benötigt. Der Hubboden lässt sich weit nach oben fahren, so dass Nichtschwimmer im Wasser stehen können. Mit einer Mängelrüge will die Verwaltung die Reparatur beschleunigen.

Im Keller dringt Wasser ein

Im neuen Keller unter dem Eingang des generalsanierten Schwimmbades sind nasse Stellen an den Wänden und im Boden. „Ein bis anderthalb Zentimeter tief stand hier im März 2020 das Wasser“, berichtet Bad-Betriebsleiter Axel Bösinghaus. Schuld sei wohl ein Hochwasser der Sieg, von dem sich der geflieste Boden immer noch nicht erholt hat: Der Estrich hat sich vollgesogen, die Fugen zwischen den Fliesen sind feucht.

Auch aus der Außenwand, an die der neue Boden aus wasserundurchlässigem Beton wie eine Wanne herangeschoben worden sei, laufe das Wasser, berichtet Bösinghaus. Warum in ein wasserundurchlässiges Bauwerk überhaupt Grundwasser eindringen konnte, soll ein von der Gemeinde hinzugezogener Sachverständiger klären.

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Generalunternehmer Monte Mare habe gewusst, dass es sich um ein Überschwemmungsgebiet der Sieg handele, so Bösinghaus. „Sie haben uns versichert, das sei kein Problem.“

Weder Estrich noch Fliesen hätten aber hier verlegt werden dürfen. „Der Beton in einem solchen Bauwerk muss offen bleiben“, erläutert Bösinghaus. Nur so könne Feuchtigkeit schnell erkannt werden und abtrocknen.

Stromkästen falsch montiert

Einen Fehler stellte der Sachverständige auf den ersten Blick fest: Die Verteilerkästen im Keller sind falsch angebracht. Die meterlange Reihe mit den Stahlschränken, in denen die sensible Schwimmbadtechnik untergebracht ist, hängt an der Außenwand. „Das darf nicht sein, weil die Wand Wasser ziehen könnte. Die Technik muss an die Innenwand“, sagt Bösinghaus. Auch der zentrale Stromkasten, der in einem Extra-Raum untergebracht ist, hängt an einer Außenwand.

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Schränke für Schwimmbadtechnik und Stromversorgung an der Außenwand im Keller – Bürgermeister Rainer Viehof kann’s nicht fassen.

Wird diese feucht und dringt gar Wasser in die Stromversorgung, sieht’s duster aus. Dass die sensible Technik und Stromversorgung ausgerechnet im tiefsten Punkt unterhalb des Schwimmbads untergebracht ist, lässt den Bürgermeister den Kopf schütteln. Zumal im Überflutungsraum unterhalb des Spaßbeckens an den großen Rohren abzulesen ist, wie hoch hier die Sieg schon gestanden hat.

Erste Unfälle gab es schon im Probebetrieb

Im Probebetrieb durch die Schulen gab es schon die ersten Unfälle. Vier Schüler waren auf dem Gang zwischen Spaßbad, Duschen und Umkleiden ausgerutscht und gestürzt. Die Unfälle passierten am Übergang zwischen den erkennbar rutschhemmenden Fliesen des Badbereichs und den Fliesen in den Umkleiden.

SPD und CDU fordern Aussschuss-Sondersitzung

Die Fraktionen von SPD und CDU wollen so schnell wie möglich eine Sondersitzung des Ausschusses für Bauen und Sportstätten einberufen. Bei der Ratssitzung konnten die Mitglieder die neuerlichen Problemfälle kaum glauben – zuvor hatte es schon Lochfraß in den Edelstahlbecken des Sport-und Spaßbeckens gegeben.

Dietmar Tendler (SPD), der sich bei der Verwaltung nach dem neuen Eröffnungstermin erkundigt hatte, verglich das Hermann-Weber-Bad mit dem Berliner Flughafen. Jochen Scholz (Grüne) meinte, für die Renovierung habe man viel Geld ausgegeben. Sascha Grendel (CDU) betonte, die Fälle müssen aufgearbeitet werden, und forderte, den Ältestenrat einzuschalten. (rö/seb) 

Die sollen, laut Auskunft von Monte Mare, aber auch eine Anti-Rutsch-Klassifizierung haben. Eine Fachfirma, die Bösinghaus jetzt hinzuzog, um eine Lösung für das glitschige Problem zu finden, urteilte aber: Die Fliesen sind glatt. Mit einem speziellen Anstrich können sie nachträglich rutschhemmend gemacht werden.

Wie lange das hält und ob es nicht besser ist, sie auszutauschen, muss mit dem Sachverständigen und der Monte Mare noch geklärt werden. Für den Moment hat Bösinghaus einen rutschhemmenden Läufer ausgelegt und ein Warnschild aufgehängt.

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