Verkaufsverbot für FeuerwerkWas geschieht mit den 140.000 Böller-Paletten von Weco?

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Das Pyrotechnik-Unternehmen Weco, Marktführer in Europa, ist verärgert über die NRW-Landesregierung und die Bundesregierung (Archivbild vom Werksverkauf). 

Eitorf – „Ohne finanzielle Hilfe in zweistelliger Millionenhöhe gibt es uns nächstes Jahr nicht mehr.“ Deutliche Worte fand Thomas Schreiber, Geschäftsführer der pyrotechnischen Fabrik Weco in Eitorf gestern. Das Unternehmen sei von den Bund- und Länder-Beschlüssen geschockt, so Schreiber am Nachmittag: „Das Verkaufsverbot trifft uns hart und ohne sofortige Entschädigung für den Umsatzausfall droht nun die Insolvenz unseres Unternehmens sowie des gesamten Wirtschaftszweigs.“ Er erwartet Verluste in dreistelliger Millionenhöhe.

Seitens der verantwortlichen Politiker habe es keine Gesprächsbereitschaft gegeben, kritisiert der Weco-Geschäftsführer, im Gegenteil hätten sie „jedweden Gesprächsversuch unsererseits unbeantwortet“ gelassen.

Existenz sei akut gefährdet

Schreiber fürchtet nun, auf den Verlusten sitzen zu bleiben: Nachdem zunächst das Signal gekommen sei, Feuerwerk nicht verbieten zu wollen, habe Weco mit der Auslieferung von 130 000 Platten begonnen. Da Feuerwerksverkauf ein Kommissionsgeschäft ist, seien diese komplett vorfinanziert worden und müssten nun von Weco auf eigene Kosten zurückgeholt und eingelagert werden. „Das stellt das Unternehmen vor die nächsten Herausforderungen, denn die Kundenaufträge werden von deutschlandweit rund 30 Lagerstandorten ausgeliefert, die nun ebenfalls ein komplettes Jahr finanziert werden müssen“, so Schreiber weiter.

Die Existenz der 71 Jahre alten Traditionsfirma mit ihren 450 Beschäftigten, die umfangreiche Investitionen und Erweiterungen am Eitorfer Standort in Angriff genommen hat, sei jetzt akut gefährdet, darüber hinaus noch 3000 Einzelexistenzen in der Feuerwerksbranche. „Wir holen unseren Umsatz nicht einfach Ende Januar wieder nach, wie es Bundesfinanzminister Olaf Scholz jüngst mit Bezug auf den Handel geäußert hat.“

„Katastrophale Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort“

Silvester, wo das Unternehmen 95 Prozent seines Jahresumsatzes erwirtschafte, sei nun mal nur einmal im Jahr. Deshalb griffen auch die Novemberhilfen nicht. Für künftige Großfeuerwerke erteilte der Unternehmer schon jetzt eine Absage: „Wenn es die Branche in Deutschland nicht mehr gibt, wer soll dann die allseits geforderten zentralen Feuerwerke abbrennen?“

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Der Eitorfer Bürgermeister Rainer Viehof (parteilos) hat sich an Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) gewandt, die als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium von Peter Altmaier sitzt, und um Unterstützung für das Eitorfer Unternehmen gebeten. Viehof habe, so der Erste Beigeordnete Karl Heinz Sterzenbach, „sehr deutlich auf die Schwierigkeiten hingewiesen“, in die der Bund/Länder-Beschluss die Feuerwerksfabrik und damit unter Umständen auch die Kommune stürze. Weco sei für Eitorf aber nicht nur ein „deutlicher Wirtschaftsfaktor, es stecken Menschen dahinter“, sagte Sterzenbach.

Alexander Jüdes, Vorsitzender des Ortsvereins der Eitorfer SPD, befürchtet „katastrophale Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort“. Auch Fraktionschefin Sara Zorlu kritisiert das Verkaufsverbot von Pyrotechnik: „Man kann aus Gründen des Infektionsschutzes alles verbieten.“ Die Forderungen seien leichtsinnig laut geworden, dahinter stünden aber Arbeitsplätze und Existenzen. 

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