EipbachDigitaler Pegel als neuer Baustein im Eitorfer Hochwasserschutzkonzept

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Innerhalb kürzester Zeit hatte der Eipbach am 8. Juli 1970 das Ortszentrum von Eitorf überschwemmt, Autos wurden weggespült.

Innerhalb kürzester Zeit hatte der Eipbach am 8. Juli 1970 das Ortszentrum von Eitorf überschwemmt, Autos wurden weggespült.

Eitorf – An das Hochwasser vom 8. Juli 1970 kann sich Ordnungsamtsleiter Hermann Neulen noch gut erinnern. „Mein Vater war Installateur und bekam einen Anruf aus Kelters, die Keller liefen voll.“ Pumpe eingepackt, VW Bulli bestiegen, doch: „Wir kamen bis zum Kurscheid’s Eck. Da stand die ganze Kreuzung unter Wasser.“ Der Eipbach war über die Ufer getreten und flutete den Ortskern. Damit sich das nicht wiederholt, wurde jetzt als weiterer Baustein im Hochwasserschutzkonzept ein digitaler Pegel installiert.

Wieso ist der kleine Eipbach so gefährlich?

Das Gefälle ist so hoch, dass der derzeit mit knappen 25 Zentimetern Tiefe eher harmlos anmutende Bach rasant ansteigen kann, erläutert Martin Dörr vom Ingenieurbüro Osterhammel. Innerhalb kürzester Zeit könne der Bach anschwellen. Zuletzt geschehen im Januar 2011, als der Eipbach die Drei-Meter-Marke knackte.

Wurde der Wasserstand nicht gemessen?

Bisher gab es einen Pegel in der Cäcilienstraße – aber da hat das Hochwasser den Ort schon erreicht. Der neue, 9000 Euro teure, digitale Pegel sitzt am Mittellauf des Eipbaches bei Mühleip. Er misst nicht nur die Wasserhöhe mit einer Drucksonde, sondern sendet alle 15 Minuten den Pegelstand an das Hochwasserschutzsystem des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), das die Daten ins Internet stellt.

Wie kann man das einsehen? Über die Homepage der Gemeinde oder über die kostenfreie App „Meine Pegel“.

Wann wird es kritisch?

Der Pegel ist ein Frühwarnsystem, das Feuerwehr und Ordnungsamt per SMS benachrichtigt. In der jetzigen Testphase bei bei Pegelständen von 70 und 120 Zentimetern. Eine halbe Stunde, rechnet Neulen, bleibt Zeit für Sicherungsmaßnahmen, bis das Hochwasser den Ort erreicht.

Ist der Ort gerüstet?

Eitorf liegt in einem Trichter, umgeben von Wasserläufen. Es gibt Hochwasserschutzmauern, doch die müssen saniert und auch erhöht werden. Das sei eine Mammut-Aufgabe für die kommenden Jahre, sagt der Erste Beigeordnete Karl Heinz Sterzenbach. Es gibt außerdem eine Engstelle an der Leienbergstraße/Siegstraße, „hier geht nur eine bestimmte Menge Wasser durch“.

Welche Maßnahmen werden zum Schutz ergriffen?

Von Straßensperrungen und Sichern mit Sandsäcken über Setzen von Spundwänden bis zum Aufbau des Hochwasserschutzsystems Beaver ist alles festgelegt.

Der Einsatzplan für eine Mannschaft, das sind neun Helfer, liegt bei Feuerwehrchef Jürgen Bensberg, auch das nötige Material steht in einem Abrollbehälter bereit. Dennoch, sagt Bensberg, „bleibt ein Hochwasser immer noch eine Naturkatastrophe“.

Was wird sonst noch zum Hochwasserschutz getan?

Einen zweiten, digitalen Pegel hat der Wasserverband am Auslauf des Regenrückhaltebeckens an der Obereiper Mühle in Betrieb genommen. Das Becken war, ebenso wie das zweite in Linkenbach, nach dem Hochwasser von 1970 eingerichtet worden und kann im Ernstfall 131 900 Kubikmeter Wasser aufnehmen.

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