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Gaskrise im Rhein-Sieg-KreisStadtwerke rechnen mit deutlich höheren Preisen

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Mit möglichen Einschränkungen bei der Gasversorgung beschäftigen sich auch die Kommunen.

Rhein-Sieg-Kreis – „Wir arbeiten mit allen Kräften daran, Ihre Energieversorgung weiter zu sichern.“ Schon in der Warteschleife des Kundentelefons versuchen die Stadtwerke Sankt Augustin, Kunden zu beruhigen, die sich angesichts des Kriegs in der Ukraine und der explodierenden Gaspreise Sorgen machen. „Trotz der angespannten Lage gibt es in Deutschland aktuell keine Versorgungsengpässe, auch nicht in der Region“, geben die Stadtwerke Anrufern mit auf den Weg.

Angesichts täglich neuer Hiobsbotschaften vom Energiemarkt ist der Informationsbedarf bei privaten und gewerblichen Energieverbrauchern groß, das beobachtet auch Daniela Simon. „Wir werden in diesen Tagen mit ganz vielen Ängsten konfrontiert“, sagt die Sprecherin der Stadtwerke Troisdorf. Kunden befürchten, dass sie die Gasrechnung nicht mehr bezahlen können, brauchen Beratung bei der Festlegung von Abschlagszahlungen und benötigen in bislang nicht gekanntem Ausmaß Tipps zum Energiesparen. „Ob am Telefon oder online, uns erreichen so viele Anfragen wie noch nie“, sagt Simon. „Fachübergreifend haben wir Teams gebildet, die beispielsweise Vorschläge zum Thema Ratenzahlung machen.“

Stadtwerke im Rhein-Sieg-Kreis wollen Kunden vor Stromsperren schützen

Für die Stadtwerke in der Region ist das kein neues Thema. Vor allem Kunden, die während der Pandemie von Kurzarbeit betroffen waren, kamen bei ihrem Energieversorger mitunter in Zahlungsschwierigkeiten. „Wir stehen in engem Kontakt mit dem Jobcenter und dem Sozialamt“, erläutert Harry Gersabeck, Geschäftsführer der Stadtwerke Sankt Augustin. Oberstes Ziel sei es, finanziell schwache Kunden vor Strom-oder Gas-Sperren zu schützen. „Als kommunaler Versorger sehen wir uns hier in der Verantwortung“, so Gersabeck.

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Eine gute Nachricht haben alle Stadtwerke und andere Energieversorger für ihre Kunden: Seit dem 1. Juli entfällt die sogenannte EEG-Umlage, das dämpft den Anstieg der Energiekosten ein wenig – zumindest vorübergehend. Doch der große Energiepreis-Schock kommt erst noch, warnt der Geschäftsführer der Augustiner Stadtwerke: „Das bittere Ende kommt 2023 und 2024, weil wir die Energie weit im voraus beschaffen und die wirklich extremen Preissprünge noch gar nicht an die Kunden weitergegeben haben.“

„In unserem Online-Shop erleben wir gerade einen Boom bei den Mini-Solaranlagen“, berichtet die Sprecherin der Stadtwerke Troisdorf. Mit den PV-Anlagen, die am Balkon oder an der Fassade befestigt und dann einfach an eine Steckdose angeschlossen werden, können private Haushalte vergleichsweise unkompliziert Strom erzeugen.

Stadtwerke registrieren erhöhten Gesprächsbedarf der Kunden

Das funktioniert bei Erdgas nicht, weshalb die Troisdorfer mit gewerblichen Kunden inzwischen auch über das dramatischste aller Szenarien sprechen müssen: den Stopp der Gaslieferung. „Wir wollen, dass sie nicht völlig von diesem Thema überrascht werden, wenn unsere Vorversorger ihre Lieferung im schlimmsten Fall drosseln müssen“, so Simon. Viele Betriebe reduzierten bereits ihren Gasverbrauch. Genau beziffern lasse sich das aber noch nicht.

„Wir merken, dass es vermehrten Gesprächsbedarf bei den Kunden gibt“, gibt Achim Heinze von der Unternehmenskommunikation der Rhenag Auskunft. „Wir können sie aber erst einmal beruhigen“; die Versorgung der Kunden – in der Mehrheit private Abnehmer von Gas und Strom – sei gesichert. Aber: „Stand heute“, betont er; was in den kommenden Monaten passiere, könne niemand seriös sagen. Energie zu sparen sei auf jeden Fall zu empfehlen, nicht zuletzt werde ja auch Strom in Gaskraftwerken erzeugt.

Lohmarer Stadtwerke kündigen hohe Preissteigerungen an

Mit Blick auf den Winter sollte man sich am besten schon jetzt um Handwerker für die Heizungswartung kümmern, rät Heinze. Eine effizient arbeitende Therme und Heizung sparten bis zu 15 Prozent Energie und damit Geld ein. „Preissenkungen sehen wir nicht.“

Derzeit gebe es keine Engpässe, sagt auch Michael Hildebrand, Geschäftsführer der Lohmarer Stadtwerke. „Was uns aber im Winter erwarten wird, können wir noch nicht absehen.“ Preiserhöhungen, so Hildebrand, würden im September kommen. Wie hoch diese ausfallen werden, könne er noch nicht absehen. Nur so viel: „Sie werden kommen und sie werden hoch sein.“