Kommentar zur StädtepartnerschaftSelbstverständlich darf über Politik gesprochen werden

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Ralph Hellmich hält eine Rede.

Mit Blick auf das erzkonservative Klima in den Südstaaten der USA haben die Grünen bereits abgewunken.

Zur Frage der räumlichen Distanz ist nun die der politischen hinzugekommen.

Videokonferenzen, Schulkontakte, Fotoschau, zuletzt der Vorschlag einer Absichtserklärung – die Starthilfen aus dem Hennefer Rathaus für eine Städtepartnerschaft mit Foley in Alabama sind ambitioniert. Jetzt ist die Stadtgesellschaft am Zug. Vereine, Schulen, andere Institutionen, Gruppen und Einzelpersonen müssten schließlich ein Bündnis mit Leben füllen. Wegen der Fernflüge hätte dies einen beträchtlichen CO2-Fußabdruck. Zur Frage der räumlichen Distanz ist nun die der politischen hinzugekommen.

Mit Blick auf das erzkonservative Klima in den Südstaaten der USA haben die Grünen bereits abgewunken. Viele andere in der Kommunalpolitik hat die Gesinnungsfrage ins Überlegen gebracht. Wie viele Differenzen in wichtigen Dingen – etwa bei Frauenrechten, Waffen, Umgang mit Minderheiten und Migranten – hält eine noch am Anfang stehende Freundschaft aus? Darf man diese Themen einfach ausklammern? Was wäre denn, wenn in der polnischen Partnerstadt Nowy Dwór ein Bürgermeister der nationalistischen Pis-Partei das Sagen hätte, oder im französischen Le Pecq ein strammer Vertreter des Rassemblement National?

Müsste man diese Bündnisse dann lösen? Oder erst recht „von unten“ fortführen, um etwas entgegenzusetzen? Der Bürgermeister aus Foley wird sicher nicht mit Colt im Halfter anreisen. Man sollte mit ihm über die verstörende „Alabama first“-Politik der von ihm unterstützten Senatorin reden. Hellmich die „Hennefer Erklärung“ als Prüfstein für seinen Stadtrat ins Gepäck zu legen, ist eine gute Idee. Zur Vorbereitung einer Partnerschaft gehört es, den eigenen Wertekompass mit dem des anderen abzugleichen. Und selbstverständlich darf über Politik gesprochen werden.

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