Römische Geschichte in HennefEinweihung eines 2000 Jahre alten Steins

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Bedeutendes Bodendenkmal: Ein Stück des römischen Eifel-Aquädukts  steht in Hennef. DWA-Sprecher  Johannes Lohaus (vorn) lud zur Einweihungsfeier.

Hennef/Hürth – Ein Regendach für einen Kanal: Klingt paradox, ist  aber angesichts des hohen Alters der Wasserleitung verständlich. Auf einem Hof in Hennef steht ein Stück römischer Geschichte, fast 2000 Jahre alt. Ein Geschenk des Landes, das sich die Beschenkte, die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall einiges kosten ließ. Gestern wurde Einweihung gefeiert – mit italienischem Eis.

Etwa 30 000 Euro musste der Verband für den etwa zwei Meter langen Abschnitt – etwa ein 50 000stel des kompletten, 100 Kilometer langen Aquädukts – auf den Tisch legen. Für den Transport, die Sicherungsarbeiten des Restaurators und schließlich den Schutz vor Wetter und Vandalismus, erklärte  Johannes Lohaus, Sprecher der DWA-Bundesgeschäftsführung: „Wir wollten es unbedingt haben.“  Würde der DWA die Kosten auf seine 14 000 Mitglieder umlegen, müsste jeder nur etwas mehr als zwei Euro berappen.

Zahlreiche Interessenten hatten sich gemeldet, als die  Wasserleitung bei Straßenbauarbeiten in Hürth ans Tageslicht gekommen war (siehe „20 Millionen Liter Wasser am Tag“), so Gudrun Schmitz vom Dezernat Denkmalschutz der Bezirksregierung Köln.  Die 50 Meter wurden in 26 Stücke zerschnitten, so dass viele Institutionen, darunter auch eine Schule und ein Museum, ein mobiles Bodendenkmal erhalten werden.

20 Millionen Liter Wasser am Tag

Einer der längsten Aquädukte der antiken Welt war der Römerkanal aus der Eifel nach Köln. Immer wieder mussten Teile der 2000 Jahre alten und fast 100 Kilometer langen Kanaltrasse dem Straßenbau weichen. 2016/2017 beim Bau der B 265n in Hürth-Hermülheim waren es 50 Meter.

Die Wasserleitung wurde vom Land stückweise „verschenkt“, eines der 25 Teile steht nun in Hennef. Das 26. Stück sei nach Bayern gegangen, sagte Gudrun Schmitz aus dem Dezernat Denkmalschutz der Bezirksregierung Köln: „Allerdings nicht als Geschenk, sondern nur als Leihgabe.“

Durch den Aquädukt, eines der populärsten technischen Denkmale in NRW, flossen einst 20 Millionen Liter Wasser pro Tag nach Köln, wobei den Römern pro Kopf und Tag etwa 1200 Liter Wasser zur Verfügung standen, zehnmal so viel wie der Durchschnittsverbrauch heute. Der Kanal wurde spätestens 355 n. Chr., als die Franken zum wiederholten Male einfielen, zerstört. (coh)

Die Hennefer waren die Zweiten, die die Übergabe feiern konnten. Das gute Stück steht zentrumsnah auf dem Firmengelände an der Theodor-Heuss-Allee 17, das sich die DWA mit zwei weiteren Wasserverbänden, der European Water Association und der Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik, teilt.

Durch das Rolltor ist der Aquäduktabschnitt zu sehen, das wertvolle Innere mit seiner dünnen, wasserdichten Schicht und dem zerbrechlichen Kalksinter schützen Drahtgitter, die das Anfassen oder gar Hineinklettern verhindern. Nur die Wanne ist übrigens original, das Gewölbe ist neu, errichtet von  angehenden Beton- und Stahlbauern im Ausbildungszentrum Butzweilerhof in Köln. Die antiken Backsteine wurden vermutlich Opfer von „mittelalterlichen Steinräubern“, so die Archäologen. Viele Geschichten ließen sich erzählen anhand des  kleinen Teils der uralten Wasserleitung, so Johannes Lohaus: „Es geht um die Bedeutung des Wassers, um Technik und um Qualität.“

Der DWA lädt vor allem Schulklassen zur Besichtigung des Römerkanals ein. Ansprechpartnerin ist Elke Uhe unter 02242/872-238 oder per E-Mail.  

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