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Tier nachts gerissenRaubtier tötet Schaf in Hennef auf der Weide direkt am Haus

4 min
Martin Coenen ist Hobbyzüchter für Schafe, eines seiner Tiere wurde nun gerissen. Der Schutzzaun hatte die nötige Spannung.

Martin Coenen ist Hobbyzüchter für Schafe, eines seiner Tiere wurde nun gerissen. Der Schutzzaun hatte die nötige Spannung.

Stadtverwaltung genehmigte nicht den Wiederaufbau eines alten Stalles zur sicheren Unterbringung in der Nacht.

In die Natur wollte Martin Coenen, als er mit seiner Familie nach Hennef-Hülscheid zog. „Im Jahr 2016 haben wir den alten Hof mit zwei Hektar Land gekauft“, berichtet er. Schnell gab es aber ein Problem: Die Wiesen am Hof mit seinen steilen Flächen zum Krabachtal hin konnten nicht einfach gemäht werden. Die Familie entschloss sich deshalb, acht Suffolk-Schafe anzuschaffen, die diese Arbeit an den steilen Abhängen zuverlässig und umweltfreundlich erledigen. Die beiden Kinder gaben ihnen sogar Namen.

Nun wurde das Schaf „Mia“ nachts von einem Raubtier gerissen. Das dreijährige Mutterschaf war trächtig, hatte keine Chance beim plötzlichen Angriff. Coenen zeigt auf Trittsiegel im Boden. Gut zu erkennen ist die Pfote eines hundeartigen Tieres, das vor seiner Beute abrupt stoppte. Sie bohrt sich nach vorn tief in die Erde. Die verzweifelten Fluchtbewegungen von Mia sind ebenfalls klar auf der Rasenfläche zu sehen. Doch der Angreifer auf vier Beinen hatte sie schon fest gepackt. Ein Entkommen war unmöglich.

Erst vor drei Wochen war ein Schaf in Birkenbeuel auf der Weide von Raubtieren gerissen worden

Für Simon Darscheid aus Hennef, Bezirksvorsitzender Bergisches Land des NRW-Schafzuchtverbandes, ist klar, dass es sich um einen Wolf gehandelt hat. Er hat sich die Spuren angesehen. „Welches Tier hat denn sonst solche Abdrücke?“ Es ist nicht das erste Mal, dass Darscheid von Schäfern gerufen wird. Erst vor drei Wochen war er in Birkenbeuel, nachdem dort ebenfalls Tiere gerissen worden waren. Das Leuscheider Rudel sei aktiv.

Coenen hatte sich einen elektrischen Schutzzaun gekauft, nachdem im Jahr 2019 die ersten Wölfe auf der Leuscheid gesichtet worden. „2500 Euro hatte das Land davon übernommen“, berichtet er. Doch die Wölfe haben im Laufe der Zeit gelernt, über die Zäune zu springen. „Ich gehe davon aus, dass dies auch hier der Fall war“, sagt Coenen. Eine Lösung wäre, wie es auch Achim Baumgartner vom BUND vorschlägt, die Tiere nachts einzustallen. Das sei früher als Schutz vor Raubtieren üblich gewesen.

Wiederaufbau eines Stalls für nächtliche Unterbringung von Schafen wurde nicht genehmigt

Der Hof der Familie Coenen in Hülscheid hatte früher Stallungen am Haus. Auf einer Luftaufnahme der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg sind sie zu erkennen. „Die Bodenfundamente habe ich sogar unter dem Rasen gefunden“, schildert Coenen. Eine Voranfrage beim Bauamt vor drei Jahren zum Wiederaufbau des Stalls wurde jedoch vorerst nicht genehmigt. Nach den zurzeit geltenden Vorschriften sei es nicht möglich, habe er erfahren. Offiziell abgelehnt worden sei die Bauvoranfrage jedoch noch nicht.

Mit einer Plane abgedeckt ist der Verschlag für die acht Schafe.

Mit einer Plane abgedeckt ist der Verschlag für die acht Schafe.

Coenen würde seine Herde gern auf 35 Tiere vergrößern. Es gebe viel Nachfrage nach den Tieren, die einen aktiven Beitrag zum Natur- und Landschaftsschutz leisteten. Doch ohne Stall gehe es nicht. Zurzeit können sich die Schafe nachts in einen mit einer Plane abgedeckten Verschlag zurückziehen. Er hat allerdings nur Platz für acht Tiere.

Man brauche dann auch mehr Futter. Coenen schiebt eine Plane zur Seite und zeigt auf Heuballen. „Das Futter bekommt Feuchtigkeit von unten und der Seite, lange halten die nicht.“ In einem Stall wären sie besser aufgehoben. Und auch die Schafe hätten, wie es die Natur- und Umweltschützer vorschlagen, Schutz vor nächtlichen Angriffen von Raubtieren. In einer festen Stallung könnten auch die Maschinen zum Mähen der Wiesen Platz finden, ebenso wie das so produzierte Futter. 

Mit einer Plane werden die Heuballen notdürftig geschützt. In einem Stall wären sie besser aufgehoben.

Mit einer Plane werden die Heuballen notdürftig geschützt. In einem Stall wären sie besser aufgehoben.

Die Familie macht sich jetzt Sorgen um ihre beiden Kinder. „Als Jugendlicher bin ich mit meinen Freunden oft in der Natur unterwegs gewesen. Der Wald war für uns ein spannender Abenteuerspielraum“, berichtet Coenen. „Nach dem Angriff auf unsere Schafe traue ich mich jetzt nicht mehr, die Kinder allein in den Wald zu lassen, wenn dort vielleicht ein Raubtier lauert.“ Auch der Spielplatz mit Schaukel und Rutsche der beiden ist nur wenige Meter vom Angriffsort entfernt.

Ein Wolfsberater des Landes hat inzwischen Proben an dem Schafskadaver genommen, um zu testen, ob der Angriff von einem Wolf stammt. Die Auswertung der Proben in einem Labor kann allerdings noch Wochen dauern. Wolfsberater sind in NRW, im Gegenteil zum benachbarten Rheinland-Pfalz, nicht hauptberuflich tätig.