KlosterkücheSaft und Zimt machen Suppe zum Erlebnis

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– Rezepte aus dem Mittelalter kochten die Gäste von Nicole Krämer (Repro: Mischka)

– Rezepte aus dem Mittelalter kochten die Gäste von Nicole Krämer (Repro: Mischka)

Siegburg – Nein, im Mittelalter hätte es zu dieser Jahreszeit noch keine frischen, zarten Erbsen gegeben, die frühestens Mitte Juni zur Reife kommen. Aber „das Rezept ist einfach so lecker“, findet Nicole Krämer, so dass sie es zur Bereicherung ihres Menüs dennoch mit auf den Speiseplan gesetzt und das frische Gemüse ersatzweise durch Erbsen aus dem Glas ersetzt hat: „Pälgt Arbaiß in Kreyter“ – geschälte Erbsen in Kräutern. Der Kochkurs zur Klosterküche des Mittelalters war der Auftakt einer ganzen Serie, mit der die Gründerin der Siegburger Kochschule sich durch die Historie hindurchrühren will. Und das nicht nur, weil die Kreisstadt sich gerade im Jubiläumstaumel befindet. „Super“, so Krämer, schmeckten Gerichte aus dem Mittelalter und sind dazu, durch die ernährungsphysiologische Brille betrachtet, auch noch überraschend modern und gesund.

Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass die vegane Antwort auf Leberwurst, der Hefe-Brotaufstrich, nicht in der Not der kargen Nachkriegszeit erfunden worden ist, auch keine zeitgenössische Kreation der Reformhäuser ist, sondern sich schon in Rezepten der Hildegard von Bingen finden lässt?

Was aber die Kocheleven von Nicole Krämer nicht allein zum Mitkochen motivierte. Rosemarie Härtel aus Sankt Augustin etwa fasziniert das Mittelalter ohnehin. „Bei mir stapeln sich die Bücher und CDs“, erzählt sie, die mit der Siegburgerin Anke Waclawik darin gleich ein gemeinsames Interesse entdeckte und quer über die Arbeitsplatten des Kochblocks munter Literaturtipps à la „Die Päpstin“ austauschte. Sohn Nikolai und Ehemann Erich Waclawik sind auch mit von der Partie, und mit größter Begeisterung unter Zuhilfenahme einer Trittleiter rührt der wissbegierige Achtjährige in den Kochtöpfen.

„Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräfften hält“ heißt einer der Kochbuchtitel, nach denen Nicole Krämer ihre Gerichte auswählt, und dessen Autor Jürgen Fahrenkamp hat in Archiven geforscht und seine Rezepte etwa der pergamentenen Würzburger Handschrift aus dem 14. Jahrhundert entnommen. Gemüse von Mangold und „Zwiffelror“ – Lauch – , geschmälzte Spätzle, Muskatsoße und deftiger Strudel duften bald sehr appetitanregend.

Das ist für Nicole Krämer, die sich zwecks Auflockerung des Kochunterrichts von allen Teilnehmern mit „Nici“ ansprechen lässt, die beste Methode der Ernährungsberatung in ihrer „Praxis für Prävention“: „Ich muss selbst auch alles anfassen können“, sagt sie. Wer zum Beispiel auf Gluten oder Laktose im Essen verzichten muss, der braucht handfeste und machbare Alternativen für den Speisezettel. Die Suppe aus einer lombardischen Klosterküche, bei der sich die Süße des Traubensafts mit der Würze von Emmentaler, mit Zimt, Nelke und Safran delikat vermischt, zeigt aber: Neue Geschmackserlebnisse beschert die gesunde und historische Küchenexkursion gleich mit dazu.

Den Kurs „Renaissance, Globalisierung der Esskultur“ gibt es am 4. April, „Das Naschwerk der Aufklärung“ am 28. Juni in der Kochschule, Cecilienstraße 52. Die Teilnahme kostet inklusive Lebensmittel 70 Euro. Ferner gibt es „Indisch kochen“, „Kochen mit Kindern“ und andere Kurse; jedoch ausschließlich vegetarisch. (02241/9 57 34 20).

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