Radklima in KönigswinterBerg-Tal-Anbindung bleibt für Radfahrer ein großes Problem

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Die Drachenfelsstadt hat beim Radklimatest nicht besonders gut abgeschnitten.

Königswinter – „Schlechte Noten nimmt man nie gerne in Empfang. Sie sind aber kein Grund Trübsal zu blasen.“ So bewertete Königswinters Bürgermeister Lutz Wagner das Abschneiden der Drachenfelsstadt beim Fahrrad-Klimatest 2020 des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). Da kam Königswinter nur auf die Gesamtnote 4,42 und liegt damit im Rhein-Sieg-Kreis auf einem der hinteren Plätze.

„Es ist leider nur ganz, ganz wenig besser geworden; aber immerhin ist es nicht weiter schlechter geworden“, bilanzierte Dr. Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, als er zusammen mit seinen Mitstreitern Lars Dürkopp und Bernhard Steinhaus die Ergebnisse einordnete. Denn 2018 war Königswinter auf die Note 4,46 abgestürzt von 3,89 im Jahr 2016.

Die 158 Teilnehmer aus Königswinter (2018 waren es 154) bewerteten Punkte wie „Alle fahren Rad“, „Fahrraddiebstahl“ oder „geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung“ mit um die 3,3 vergleichsweise positiv. Aspekte wie „Breite der Radwege“, „Führung an Baustellen“ oder „Fahrradförderung in jüngster Zeit“ schlossen mit Noten von über 5 dagegen schlecht ab. Das „öffentliche Fahrradleihsystem“ bekam eine 4,5 und war damit besser als im Bundesdurchschnitt, obwohl die Rhein-Sieg Verkehrsgesellschaft (RSVG) es in Königswinter erst noch aufbaut. Lorscheid vermutete, dass das Bonner Leihsystem nach Königswinter ausgestrahlt hat.

Königswinter: Rheinuferpromenade und Berg-Tal-Verbindung sind Kritikpunkte

In freien Anmerkungen bemängelten die Teilnehmer zum einen einmal mehr die Regelung an der Rheinuferpromenade, auf der die Stadt eine Fußgängerzone ausgewiesen hat (Fahrräder frei), was für Radler eigentlich Schrittgeschwindigkeit bedeutet. Aber auch das Thema Berg-Tal ploppte da erneut auf: „Die Anbindung des Bergbereichs ist etwas für mutige Fahrradfahrer. Es gibt keinen erlaubten Fahrradweg aus dem Bergbereich ins Tal“, kommentierte jemand.

Lutz Wagner und Cornelia Hollek, bei der Stadt Leiterin des Servicebereichs Technische Planung, machten allerdings wenig Hoffnung, dass sich daran sobald etwas ändern könnte. Entlang der Landstraße 268 zwischen Dollendorf und Heisterbacherrott müsste selbst dann in das Naturschutzgebiet Siebengebirge eingegriffen werden, wenn man die Straße in Höhe des Klosters Heisterbach verschwenken würde, weil die Klostermauer unter Denkmalschutz steht, so Hollek. Auch ein wertvolles Biotop sei berührt. Da gebe es noch keine Lösung. Wagner: „Wir brauchen viel Beweglichkeit bei den Umweltbehörden.“

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Dafür sollen aber im Juni die Pläne für den Ausbau des Rheinuferradwegs zwischen der Stadtgrenze zu Bonn und der Fährstraße in Niederdollendorf vorgestellt werden. Rund eine Million Euro, zu 90 Prozent bezuschusst vom Bund, sollen dort investiert und der Radweg auf mindestens drei, zum größten Teil auf vier Meter verbreitert werden. Die Straße Rheinufer werde als Fahrradstraße ausgewiesen, so Hollek.

Überhaupt das Thema Geld: Die neue Koalition aus KöWI, SPD und Grünen sei gewillt, deutlich mehr davon für den Ausbau der Fahrradinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Laut Wagner gab die Stadt in den Jahren 2018 bis 2020 zwischen 0,7 und 3,3 Euro pro Einwohner und Jahr für den Ausbau der Radinfrastruktur aus. 2021 steige dieser Betrag auf 15,83 Euro pro Einwohner und Jahr. Hollek: „Das ist schon ein Quantensprung.“

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