Tiefbau in KönigswinterKanalsanierung hat große Bedeutung für Weg zur Drachenfelsbahn

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Auftakt: An der Ecke Drachenfelsstraße/Hauptstraße haben die Kanalbauarbeiten begonnen.

Königswinter – Der Bauarbeiter steht in gut vier Metern Tiefe und stemmt mit einem Presslufthammer Beton und Steine heraus. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Hinter dem Mann plätschert aus dem kleineren von zwei alten Kanalrohren nur ein bisschen Regenwasser in die offene Baugrube. Das größere Abwasserrohr, das zurzeit offen in der Grube endet, ist ein paar Meter die Straße hoch abgesperrt worden.

Es wird in den nächsten Wochen nach und nach durch einen neuen Kanal ersetzt. Einige vorgefertigte Betonteile – mit 80 Zentimetern Breite und 120 Zentimetern Höhe ein ganzes Stück größer als die alte Röhre – stehen auf der Drachenfelsstraße schon bereit.

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Die Ei-förmigen neuen Kanäle liegen zum Teil schon auf der Drachenfelsstraße parat. Sie sind mit 1,20 Meter Höhe deutlich größer als die maroden alten Röhren.

Es ist eigentlich „nur“ der Bau eines neuen Mischwasserkanals in der Altstadt von Königswinter. Doch die Maßnahme, die in diesen Tagen angelaufen ist und die im Laufe eines Jahres insgesamt rund zwei Millionen Euro kosten wird, ist aus mehreren Gründen eine Besondere.

Nicht nur verkehrstechnisch gesehen, sondern auch wegen ihrer Lage an der Touristenachse zwischen Rhein und Talstation der Drachenfelsbahn. Und vor allem, weil sie sozusagen der vorgezogene Startschuss für den Bau einer Fußgängerunterführung ist, die den heutigen Bahnübergang Drachenfelsstraße ersetzen soll.

Über das Projekt wird seit Jahrzehnten diskutiert. Es ist nach Einschätzung von Rat und Verwaltung Voraussetzung, um die Verkehrsführung in der Altstadt zu überdenken oder beispielsweise auch für die Rheinallee eine neue Lösung zu finden.

Gebaggert wird teilweise in einem Bodendenkmal

Vor dem Bau der Unterführung muss der marode Kanal in der Drachenfelsstraße, der aus den Jahren 1925 und 1956 stammt, erneuert und ein Stück weit von der Straßentrasse weg nach Süden verschwenkt werden. Dabei graben die Arbeiter zumindest die ersten Meter in einem Bodendenkmal, wie Albert Koch, Leiter des städtischen Geschäftsbereichs Tief- und Gartenbau, und Projektleiter Stefan Keuler bei einem Ortstermin mit dieser Zeitung sagten.

Fußgängerüberweg ist komplett gesperrt

An zwei Stellen wird der neue Kanal per Rohrvortrieb unter der rechtsrheinischen Bahntrasse hindurch verlegt, also unterirdisch vorangetrieben. In Höhe des heutigen Fußgängerüberwegs Drachenfelsstraße sind dafür auf beiden Seiten der Trasse tiefe Baugruben vorbereitet worden.

Am Mittwoch, 13. April, muss der Überweg wegen des Vortriebs komplett gesperrt werden. Für den Fall, dass sich die Kanalarbeiten auf die Schienen auswirken, müsse die Bahn „stopfen“ können, so Projektleiter Stefan Keuler. „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“, betont Albert Koch. Es gehe wenn überhaupt um wenige Millimeter Absenkungen.

Die Alternative für Fußgänger ist die Unterführung Wilhelmstraße – Am Palastweiher rund 300 Meter weiter nördlich. (csc)

Sollten historische Funde zutage kommen, müssten die Denkmalpfleger anrücken und der Zeitplan – Abschluss des Gesamtprojekts bis Ende Februar 2022 – wäre womöglich Makulatur. „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, aber möglich ist alles“, sagten Koch und Keuler dazu.

Etwas kniffelig ist das Projekt auch, weil in der relativ engen Drachenfelsstraße gebaut wird mit vielen Versorgungsleitungen und etlichen Hausanschlüssen, die in Betrieb bleiben und später an den neuen Kanal angeschlossen werden müssen. Angesichts dessen sei die Bauzeit von gut einem Jahr in Ordnung, so Albert Koch.

Der zweite Bauabschnitt wird verkehrstechnisch der schwierigste

Die mit Baubeginn eingerichtete Umleitung (die Hauptstraße und die Drachenfelsstraße sind gesperrt) über die Remigiusstraße und die Grabenstraße (bei Umkehr der Einbahnstraße) habe – bis auf wenige Ausnahmen uneinsichtiger Autofahrer – von Anfang an gut funktioniert, so Koch. Schwieriger dürfte das werden, wenn im zweiten Bauabschnitt für etwa zwei Wochen diese innerörtliche Umleitung wegen der offenen Kanalarbeiten gekappt wird und Grabenstraße und Remigiusstraße jeweils zu Sackgassen werden.

Dann gibt es keine legale innerstädtische Süd-Nord-Verkehrsachse. Der Verkehr soll stattdessen über die Bundesstraße 42 geführt werden.

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Aus dieser Grube wird heute der Kanal per Rohrvortrieb unter der rechtsrheinischen Bahntrasse hindurchgepresst.

Große Probleme erwartet Stefan Keuler indes auch dann nicht, wenn vermehrt Lastwagen durch die Fußgängerzone fahren müssen, die zuvor Material zur Verfüllung der Baugrube an der Ecke Drachenfelsstraße/Hauptstraße angeliefert haben. „Das sind keine zehn Fahrten am Tag“, so der Projektleiter.

Im August geht es östlich der Bahntrasse weiter

Voraussichtlich im August sollen die Arbeiten in der Drachenfelsstraße westlich der Bahn erledigt sein und der weniger kritische Bereich östlich der Bahntrasse bis in die Winzerstraße an der Reihe sein. Beschwerden von Anwohnern und Geschäftsleuten hat es laut Albert Koch bisher nicht gegeben. Die Stadt hatte die Bürger vorab über das umfassende Vorhaben informiert, konnte wegen der Pandemie aber keine Bürgerversammlung organisieren.

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Startet die Bahn, wie von der Stadt erwartet, 2022 mit dem Bau der rund zwölf Millionen Euro teuren Unterführung, steht den Altstädtern gleich die nächste Großbaustelle ins Haus. Von insgesamt drei bis vier Jahren Verkehrsstörungen und Unannehmlichkeiten war bei der ersten Vorstellung des Kanalbauprojekts Ende 2020 die Rede gewesen.

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