Probleme bei BauarbeitenSanierung der Drachenbrücke in Königswinter dauert länger

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Von auf Schienen fahrbaren Baugerüsten aus fräsen die Arbeiter Nuten in den Beton.

Königswinter – Adrian Kappes steht auf einem Baugerüst in zehn bis zwölf Metern Höhe und zeigt, während über seinem Kopf auf der Bundesstraße 42 Autos und Lastwagen hinwegdonnern, auf grüne Kreise, schwarze Kreuze und rote Linien. Der Bauingenieur des Landesbetriebs Straßen NRW befindet sich sozusagen gerade an einer Problemzone der 1962 fertiggestellten Drachenbrücke, die seit einem Jahr aufwändig saniert wird, um ihre Tragfähigkeit zu erhöhen.

Kosten ursprünglich bei 3,8 Millionen Euro

Es ist ein Projekt, das eigentlich dieses Jahr abgeschlossen werden sollte, das aber aus verschiedenen Gründen nun noch bis ins nächste Jahr andauern wird, wie Adrian Kappes und Rainer Herzog, Sprecher des Landesbetriebs Straßen NRW, bei einem Ortstermin erklären. 3,8 Millionen Euro sollte die Maßnahme kosten; zum aktuellen Stand konnten oder mochten die beiden Fachleute nichts sagen. Unter anderem weil es noch Nachtragsverhandlungen gebe.

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Die grünen Kreise zeigen die geplanten Kernbohrungen an.

Eines der Probleme: Die damals verbauten Stahlspannglieder in der Brücke, das haben Untersuchungen mit einem Geo-Radar ergeben, verlaufen nicht exakt so, wie es nach den Ausführungsplänen zu erwarten gewesen wäre. Die roten Linien am Hohlkasten in zehn bis zwölf Metern Höhe zeigen ihren wahren Verlauf. Wenn im Zuge der Sanierung die Kernbohrungen für die Querspannglieder (grüne Kreise mit schwarzem Kreuz) vorgenommen werden, um den Einbau massiver Ankerblöcke zu ermöglichen, dann dürfen die alten Spannglieder nicht beschädigt werden.

Von den Ankerblöcken werden vier Paare an den Widerlagern (an Achse 10, an der Andre Kappes gerade das Vorgehen schildert, ist es ein Pfeiler) quasi quer unter der Brücke gespannt, damit diese am Ende vier rund 320 Meter lange Stahlseile spannen, die entlang des insgesamt mehr als 600 Meter langen Bauwerks verlaufen und dessen Stabilität erhöhen sollen.

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Diese sogenannte externe Längsvorspannung ist nur eine Maßnahmen zur Stärkung der B 42-Brücke oberhalb der Altstadt, über die rund 27.700 Fahrzeuge am Tag rauschen und die eigentlich aus vier Teilen besteht: Die Brücke auf der Bergseite ist 628 Meter lang, die auf der Talseite 665 Meter; beide Bauwerke sind in der Mitte unterbrochen.

3200 Stahlbügel werden einbetoniert

Eine zweite Maßnahme zur Stabilisierung ist zurzeit vor allem laut: Mit Höchstdruckwasserstrahlern werden auf der gesamten Länge der Brücke 3200 Nuten in den Stahlbeton des Hohlkastens gefräst, in die jeweils rund zwei Meter lange L-förmige Stahlbügel (Bewehrungseisen) einbetoniert werden. Auch dabei gab es Probleme, die nicht vorhersehbar waren: Da die Betondeckung dünner als erwartet war, muss auf der ganzen Bauwerkslänge zusätzlich Spritzbeton auf die Hohlkästen beziehungsweise Stahlbügel aufgebracht werden.

Nur eine Spur

Die Sanierungsarbeiten, die vor einem Jahr gestartet sind, hatten sich zuvor immer wieder verzögert. Schon im September 2018 waren in beide Richtungen die Fahrbahnen von jeweils zwei auf eine reduziert worden. So sollte die Belastung der Brücke verringert werden. In der sogenannten Achse 10 sind die Teilbauwerke vollständig getrennt, so dass es eigentlich eine Nord- und eine Südbrücke über der Altstadt von Königswinter gibt .  (csc)

Und dann waren da die im Frühjahr ungewöhnlich lang andauernden kalten Temperaturen. Für Spritzbetonarbeiten müsse die „Bauteiltemperatur“ mindestens fünf Grad betragen, betonte Adrian Kappes. Das war zeitweise bis Mai nicht der Fall.

Wurden die Fräsarbeiten anfangs von Scherenarbeitsbühnen aus erledigt, sind inzwischen auf Schienen bewegliche Baugerüst aufgebaut worden, die immer zwei Abschnitte zwischen den Brückenpfeilern einnehmen. Laut Landesbetrieb ein Wunsch der Stadt Königswinter, die möglichst viele Parkplätze in Betrieb lassen wollte. Wenn sich die Fräsarbeiten demnächst der Talstation der Drachenfelsbahn – das Gebäude steht direkt unter der Brücke – nähern, wird von einem verkleideten Hängegerüst aus gearbeitet, um Menschen und Gebäude zu schützen, so Adrian Kappes.

B 42 muss noch einmal gesperrt werden

Noch einmal muss die Bundesstraße 42 komplett für den Verkehr gesperrt werden, wie es schon an einem Wochenende im November 2020 der Fall war. Denn beim Einbetonieren der Ankerblöcke darf sich das Bauwerk nicht bewegen, was es vor allem tut, wenn Lastwagen darüber fahren. Bei der ersten Vollsperrung hatten sich viele Autofahrer trotz großräumiger Umleitungsbeschilderung „verirrt“ und mussten durch die Altstadt schleichen.

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