Mit KarteAn diesen Automaten kann man auch sonntags im Rhein-Sieg-Kreis einkaufen

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

In Eitorf-Harmonie entdeckte Reporter  Klaus Heuschötter auch mariniertes Fleisch als Automatenware.

Rhein-Sieg-Kreis – Oh Schreck! Der Kühlschrank ist leer, der Vorratsspind bis aufs Puddingpulver geplündert, und heute kommt Besuch zum Mittagessen, das habe ich ganz vergessen. Das Schlimmste: Es ist Sonntag, die Geschäfte sind zu. Die Lösung: Es gibt Lebensmittelautomaten und allzeit geöffnete Selbstbedienungsläden. Hier die Chronik einer Not-Einkaufstour.

9.20 Uhr: Erste Station ist das Wiesengut in der Hennefer Siegaue. Dort steht ein Kartoffelschrank, auf dem Schild vor der Hofeinfahrt allerdings eine schlechte Nachricht: „Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr zur Selbstbedienung geöffnet“ – das war schon mal nichts.

Fünf Euro für Sauce Bolognese

9.40 Uhr: Im Dorf Adscheid, erzählte mal ein Kollege, gebe es einen Eier-Automaten. Und tatsächlich ist da noch eine Zehner-Packung Bio-Eier zum Preis von vier Euro zu haben. Zehn Eier sind mir jedoch zu viel.

9.55 Uhr: Die Auswahl neben dem Imbiss in Eitorf-Harmonie ist nicht schlecht. Beim Fleisch bin ich mir unschlüssig: Siegtaler Rostbratwurst ist im Angebot, saftiger Rinderbraten in der Dose und, eingeschweißt in Folie, marinierte Schweinenackensteaks. Ich ziehe eine 400-Gramm-Dose „Sauce Bolognese Art“ und der Automat meinen Fünf-Euro-Schein ein.

10.20 Uhr: In Hennef-Auel löst sich das Eierproblem. Dem Kühlschrank in einem Hof entnehme ich ein Sechserpack Bio-Eier und werfe drei Euro in die rote Geldkassette, die als „Vertrauenskasse“ auf einem Tisch steht. Die schon enthaltenen Münzen zeigen, dass ich nicht der erste Sonntagskunde bin.

10.25 Uhr: Am Haus Attenbach wird getankt. Seit Juni 2019 gibt es dort eine Milchtankstelle. Ein Liter Rohmilch, die ich für den Pudding benötige, kostet einen Euro. Flasche und Kühltasche habe ich mitgebracht.

Der Landwirt hat das Sortiment inzwischen erweitert, neben dem Milchhäuschen bietet ein Stand etliches, was ich der Vegetarierfraktion unter den Besuchern auftischen kann. Drei Möhren für 1,10 Euro das Stück, zwei Kohlrabi für 70 Cent und eine 2,5 Kilo-Tüte Kartoffeln der Sorte Anabell für 4,20 Euro wechseln den Besitzer. Zum Service zählt ein bereit liegender Taschenrechner fürs Zusammenzählen.

10.50 Uhr: Auch in Strack’s Hofladen in Uckerath gilt das Ehrlichkeitsprinzip. Für ein Paket mit neun tiefgefrorenen, bereits geschälten Spargelstangen stopfe ich zwei Fünf-Euro-Scheine in den Schlitz des Geldkastens und nehme ein Euro-Stück und ein Zehn-Cent-Stück aus dem Wechselgeld-Schälchen. Dann zücke ich nochmal das Portemonnaie. Zwei Zwiebeln à 20 Cent und drei weiße Champignons à 30 Cent kommen dazu.

Moderner Tante Emma-Laden

Im März 2017 eröffnete die VR-Bank Rhein-Sieg im Foyer ihrer Filiale in Lohmar-Heide die Möglichkeit, Lebensmittel aus Automaten zu ziehen. „Tante Vroni“ hieß der moderne Tante-Emma-Laden. Nach drei Jahren gab die Bank das Projekt auf.

Die drei Automaten von Tante Vroni – zwei gekühlt, einer ungekühlt – sind ins Sülztal umgezogen. Sie stehen jetzt neben dem Hofladen des Lohmarer Bauernguts Schiefelbusch. In den Fächern findet sich eine breite Auswahl an Lebensmitteln von Eiern, Kartoffeln, Nudeln und Butter über Yoghurt, Aufschnitt, Wurst und Marmelade bis hin zu einer beliebten Backmischung.

„Weihnachten mussten wir den Automaten jeden Tag füllen“, berichtet Inhaberin Helga Trimborn. Auch am Wochenende und nach Hofladen-Schluss ab 18.30 Uhr werde der Automat viel genutzt. Kundinnen und Kunden müssen mit Bargeld zahlen, was ehedem in der Bank kein Problem war. Dort stand ein Geldautomat gleich nebenan. (que/kh) 

11.15 Uhr: Der Automat des Broicher Hofs in Niederkassel-Stockem ist mit einigen Wildspezialitäten gefüllt. Diesmal zahle ich mit EC-Karte. Für zwei Dosen Wildschweingulasch sind zweimal 7,50 Euro fällig. Außerdem plumpst nach weiterem Knöpfedrücken und Einwerfen von 3,80 Euro eine Pfundtüte Bauernspätzle ins Entnahmefach. Die kriegen die Kinder mit der Bolognese-Sauce, wenn sie den Gulasch nicht mögen.

11.45 Uhr: Ich bin wieder zu Hause, jetzt kann es mit dem Kochen losgehen. Die Menge der Lebensmittel dürfte ausreichen, hatte aber auch ihren Preis: Kartoffeln, Spargel, Möhren, Kohlrabi, Zwiebeln und Champignons, Wildschweingulasch, Bolognese-Sauce, Spätzle, Eier und die Milch schlagen zusammen mit 46 Euro und 90 Cent zu Buche.

Rundschau abonnieren