Ministerin zu GastExplodierende Energiepreise machen Lohmarer Bauerngut zu schaffen

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Gäste auf dem Bauernhof:  Ministerin Silke Gorißen besuchte mit  Sascha Lienesch (l.)  Albert und Andreas Trimborn (v r.).

Lohmar – Die Krise trifft auch die Landwirtschaft – vor allem die explodierenden Energiepreise machen dem Bauerngut Schiefelbusch zu schaffen. Mehr noch knabbert Jungbauer Andreas Trimborn aber an den Vorgaben aus Brüssel: Die regionalen Unterschiede etwa bei Böden und Klima spielten für die EU-Gesetze keine Rolle, „das bergische Land ist aber nicht die Kölner Bucht“, erklärte er der NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen, „bei uns versickert kein Nitrat.“

Die CDU-Frau, studierte Juristin und erst seit wenigen Monaten im Amt, will sich vor Ort selbst ein Bild machen, der örtliche CDU-Landtagsabgeordnete Sascha Lienesch lud sie in den Vorzeigebetrieb seiner Parteifreundin Helga Trimborn ein. Die Familie habe schon sehr früh auf möglichst viel Unabhängigkeit gesetzt, erzählt Trimborn, nach ihrer Heirat vor 37 Jahren begann die Direktvermarktung in einer Garage.

Lohmarer Hof hat sich unabhängig von Lieferketten gemacht

Heute gibt es zwei Läden, eine eigene Metzgerei und Käserei, Ferienwohnungen und Seminarräume – und ein Gutscafè. Die Chefin breitet die Arme aus: „So groß, dass ein voll besetzter Reisebus reingeht.“ Es hat allerdings nur am Wochenende geöffnet, Donnerstag und Freitag gibt es Kaffee und Kuchen nur noch „to go“. Es muss gespart werden.

Zumindest mache der Anbau eigener Futtermittel den Hof unabhängig von den Lieferketten, so Altbauer Albert Trimborn. Neun Kulturen, von Ackerbohne über Gerste und Weizen bis zu Mais werden in Fruchtfolge angebaut. Milch, Eier, Fleisch von Rindern, Schweinen und Geflügel, Kartoffeln, Spargel und Schnittblumen erzeugt Schiefelbusch auf 130 Hektar Land. „Wir hatten dieses Jahr eine gute Ernte, haben gestern den letzten Mais gedroschen“, erzählt der 35-jährige Jungbauer.

Bauerngut Schiefelbusch: Preise sind in Zeiten der Krise stabil geblieben

Zuschauen ist erlaubt: Am Gut führt der Bauernhofwanderweg vorbei, auf einem barrierefreier Rundweg geht es über den Hof und teils in die Ställe , geeignet für Kinderwagen, Rollator, Rollstuhl. Hier liegen die Schweine im Stroh, dort schnattern Hunderte Gänse, nebenan muht eine Kuh im Melkroboter-Stand. Manche Besucher ziehen die Nase kraus, andere schnuppern genüsslich, „Bei Demenzkranken ruft der Geruch Erinnerungen wach“, erzählt Helga Trimborn. Schiefelbusch sei keine Show, kein reiner Erlebnisbauernhof mit Kinderparadies, sondern „authentische Landwirtschaft“, so Albert Trimborn in Anspielung auf einen rührigen Mitbewerber im Sülztal.

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Im Kontakt zum Kunden, ob persönlich oder bei Facebook, könne man die Qualität der Produkte und die Preise kommunizieren, die halt nicht auf Discounter-Niveau liegen. In der Krise seien diese indes recht stabil geblieben. Da mache sich jetzt die Unabhängigkeit von Lieferketten bezahlt.

Lohmarer Landwirtin wünscht sich einen Schub durch die Landesregierung

Die regionale Produktion habe eine große Bedeutung für die Versorgung der 18 Millionen Menschen im Land, betonte die Ministerin, 50 Prozent der Fläche Nordrhein-Westfalens würden landwirtschaftlich genutzt. Für Betriebe in Schieflage habe die schwarz-grüne Landesregierung ein Sofortprogramm aufgelegt. „Es geht darum, wie kommt man gut über die nächsten Monate.“

Helga Trimborn denkt weiter, wünscht sich einen Schub aus Düsseldorf für die Vermarktung und gab der Ministerin mit auf den Weg: „Eine Dachmarke wie im Allgäu, das könnte die Region fördern. Wir sind doch ein starkes Bundesland.“

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