Der 39-Jährige stahl Schmuck, Autos und alles, was er zu Geld machen konnte. Er lebte in einem Bretterverschlag in Bonn.
Beute im Wert von 100.000 EuroMutmaßlicher Seriendieb leugnet Beteiligung an Einbruch in Lohmar

Der Angeklagte wurde festgenommen und verbüßt bereits eine Haftstrafe. (Symbolbild)
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Tatortfotos der Polizei zeigen, wie die Einbrecher in einem Wohnhaus in Lohmar-Wahlscheid gewütet haben. Sie waren zwischen dem 21. und 23. Juli 2022 durch ein Kellergitter in das Gebäude eingestiegen, rissen Schubladen aus Kommoden und schütteten den Inhalt auf Teppichen aus, brachen mit roher Gewalt verschlossene Schranktüren aus den Scharnieren. Niemand störte die Täter, denn die Bewohner waren nicht da.
So konnten die Einbrecher einen Tresor aus dem Keller zerren, Schleifspuren auf dem Boden deuten an, wie sie den Safe abtransportiert hatten. In dem Stahlbehälter lag Schmuck im Wert von 100.000 Euro, außerdem erbeuteten die Einbrecher 10.000 Euro in bar sowie einen neben dem Haus stehenden BMW, zu dem sie den Schlüssel sie gefunden hatten.
Angeklagter leugnet Beteiligung an Einbruch in Lohmar
Der Tat dringend verdächtig ist ein 39-Jähriger, der sich seit Mittwoch vor der 3. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts wegen insgesamt zwölf Straftaten verantworten muss. Der gestohlene BMW war am 9. August 2022 in Alfter entdeckt worden, erheblich ramponiert durch einen Unfall. In dem Pkw lagen Beutestücke aus anderen Einbrüchen sowie Kleidungsstücke des Angeklagten, der sieben Tage zuvor in einem Garten in der Bonner Nordstadt verhaftet worden war, wo er in einem selbst gebauten Verschlag hauste.
Doch im Prozess am Mittwoch, 11. Juni, leugnete er auf die Frage der Vorsitzenden Richterin Claudia Gelber die Beteiligung an dem Einbruch in Wahlscheid. Täter seien andere gewesen, die er nicht kenne. Er habe ihnen für 1500 Euro den BMW abgekauft, um darin zu schlafen, vor allem aber, um darin „Müll“ zu sammeln, den er für seinen Lebensunterhalt habe verkaufen wollen. Der 39-Jährige, der gestohlene Kfz-Schilder an die Limousine geschraubt hatte, besitzt keinen Führerschein, sodass möglicherweise mangelnde Fahrpraxis Ursache des Unfalls sein könnte. Er gab lediglich zu, den Spiegel „ein wenig“ beschädigt zu haben. Fotos sprechen indes eine andere Sprache.
Angeklagter lebte jahrelang von Geld durch Straftaten
Seit frühester Jugend habe er Suchtmittel genommen, sagte der Angeklagte, die erste Zigarette rauchte er als Sechsjähriger und hatte im Alter von zehn Jahren eine Alkoholvergiftung. Danach folgten illegale Drogen, vor allem Cannabis und Amphetamine, zwischendurch auch Ecstasy und Kokain.
Das Geld dafür besorgte sich der Schulabbrecher durch Straftaten; er hat deswegen insgesamt zehn Jahre in Gefängnissen verbracht. Zum Prozess im Landgericht wurde er aus der Justizvollzugsanstalt Siegburg geholt, in der er gerade eine Freiheitsstrafe absitzt.
Zuletzt war er 2019 nach viereinhalb Jahren aus dem Gefängnis in Rheinbach entlassen worden, lebte danach bei einer Frau. Als die Beziehung nach 18 Monaten in die Brüche ging, landete der Angeklagte auf der Straße.
39-Jähriger stahl wahllos alles aus Kellerverschlägen, was er zu Geld machen konnte
In den Sommermonaten campierte er in der Bretterbude in der Bonner Nordstadt, in der er allerlei Diebesgut oder Sachen aus dem Sperrmüll hortete. Im Winter kroch er im Erdgeschoss eines größeren Wohnhauses am Augustusring unter. Hier stahl er laut seinem Geständnis aus drei Kellerverschlägen wahllos, was er zu Geld machen konnte, darunter auch ein Karnevalskostüm.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten insgesamt zehn Einbrüche und Autoaufbrüche, einen räuberischen Diebstahl und einen Computerbetrug vor: Am 19. Juli 2022 hob er mit einer gestohlenen EC-Karte an einem Geldautomaten 935 Euro ab. Bei dem räuberischen Diebstahl soll er sich mit dem Hausmeister des Wohnhauses am Augustusring, der ihn im Keller erwischt hatte, angelegt und ihm ein Handy entrissen haben.
Die Beute aus den Einbrüchen – vor allem Schmuck, Elektronik, Computer – will er „zum Freundschaftspreis“ an Kumpel aus der Szene verhökert haben. Er habe sich „einen festen Kundenstamm“ aufgebaut.
In der Hauptverhandlung, die bis Mitte Juli terminiert ist, wird es auch darum gehen, ob der Angeklagte in einer Entziehungsklinik untergebracht werden muss. Deswegen wird er im Prozess von einer Sachverständigen beobachtet.