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„Gibt eine Menge zu tun“Was sich christliche Organisationen in Rhein-Sieg vom neuen Papst erhoffen

Lesezeit 5 Minuten
Weißer Rauch steigt am Abend des zweiten Tages des Konklaves zur Wahl eines neuen Papstes aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle auf.

Weißer Rauch steigt am Abend des zweiten Tages des Konklaves zur Wahl eines neuen Papstes aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle auf.

Welche Hoffnungen kirchliche Institutionen in Rhein-Sieg mit dem neuen Papst Leo XIV. verbinden.

Gebannt schauten Menschen aus aller Welt am Donnerstag nach Rom. Am zweiten Abend des Konklaves, in dem ein neuer Papst gewählt wird, stieg weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle auf.  

Der neue Pontifex ist der US-Amerikaner Robert Francis Prevost, der sich als Papst Leo XIV. nennt. Mit ihm sind viele Hoffnungen und Wünsche verbunden. Wird er den Weg seines Vorgängers Franziskus fortsetzen? Wie wird er sich zur Weltkirche verhalten? Aus Rhein-Sieg kommen überwiegend positive Stimmen zu seiner Wahl.

„Politischer Papst, der an die Tradition Leos XIII. anknüpft“

„Wir freuen uns sehr, dass uns am 8. Mai ein neuer Papst geschenkt wurde“, sagt auf Anfrage André Schröder, kommissarischer Direktor des Katholisch-Sozialen Instituts (KSI) auf dem Siegburger Michaelsberg. Papst Leo XIV. verspreche, mit seiner Namenswahl „ein politischer Papst zu werden, der an die Tradition Leos XIII. anknüpft“.

André Schröder, Kommissarischer Direktor des KSI in Siegburg.

André Schröder, Kommissarischer Direktor des KSI in Siegburg.

Leo XIII. (1810 bis 1903, Papst ab 1878) sei auch als „der soziale Papst“ betitelt worden, weil er sich im Zeitalter der Hochindustrialisierung den Sorgen und Nöten der Arbeiter angenommen habe. Seine Enzyklika Rerum Novarum von 1891 sei wegweisend für die Katholische Soziallehre gewesen, auf deren Grundlage 1947 auch das Katholisch-Soziale Institut entstanden sei.

Papst Leo XIV. könnte „Vermittlerfigur für Einheit, Frieden und Dialog werden“

„Kardinal Frings, der Kölner Erzbischof und Begründer des KSI, dessen soziales Engagement so tief mit der DNA des weltkriegsgeschüttelten Rheinlandes verbunden ist, war stark geprägt vom Wirken Papst Leos XIII.“, so Schröder.

Der neu gewählte Papst Leo XIV. (l), der US-Amerikaner Robert Prevost, erscheint nach dem Konklave auf dem Balkon des Petersdoms im Vatikan.

Der neu gewählte Papst Leo XIV. (l), der US-Amerikaner Robert Prevost, erscheint nach dem Konklave auf dem Balkon des Petersdoms im Vatikan.

Mit Leo XIV. seien jetzt auch viele Hoffnungen verbunden, er werde den von Vorgänger Franziskus eingeschlagenen Weg der Synodalität fortsetzen. In einer „Zeit großer politischer Verwerfungen“ könne er eine „Vermittlerfigur für Einheit, Frieden und Dialog werden“ und auch zwischen den unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Kirche vermitteln.

Steyler Missionare in Sankt Augustin begrüßen weltoffenen Papst

Durch sein langjähriges Wirken in Peru habe er weltkirchliche Erfahrungen sammeln können und kenne gleichzeitig den vatikanischen Apparat von innen“, so die Einschätzung Schröders. Zudem: „Als US-amerikanischer Bischof kann er kommunikative Brücken zur US-Regierung aufbauen, ohne sich mit ihr gemein zu machen.“

Die Steyler Missionare aus Sankt Augustin freuten sich natürlich darüber, dass ein Ordensbruder zum Papst gewählt wurde, sagt Pater Konrad Liebscher, Stellvertreter der Ordensprovinz. „In diesen unsicheren Zeiten braucht die Kirche jemanden, der sich ganz eng an Jesus Christus orientiert“, ist Liebscher überzeugt. Und so nehme er Papst Leo XIV. bisher wahr. Die Aussage „Wir sind Jünger Christi. Christus geht uns voraus. Die Welt braucht sein Licht, die der neue Papst getätigt habe“, spreche den Steyler Missionaren besonders aus dem Herzen.

Robert Francis Prevost hat im Dikasterium für die Bischöfe bewusst Frauen in Beratungen mit einbezogen.
Pater Konrad Liebscher von den Steyler Missionaren Sankt Augustin

„Außerdem wirkt er sehr weltoffen. Was ihn in Peru ausgezeichnet hat, soweit wir wissen, ist, dass er die Nöte und Sorgen der Menschen wirklich ernst genommen hat und diesen Herausforderungen auch begegnet ist.“ Das lasse Gutes hoffen. Er sei ja auch von seinem Vorgänger Papst Franziskus ins Dikasterium für die Bischöfe berufen worden, sagt Liebscher. „Dort hat er bewusst auch Frauen mit in die Beratungen und Überlegungen über Bischofsbesetzungen einbezogen. Wir sehen da also auch eine Wertschätzung der Stimme der Frauen in der Kirche.“

Dass Papst Leo XIV. Augustiner sei, lasse die Steyler Missionare „Parallelen zu unserem Wirken und unserer Spiritualität erkennen“. Wenn der neue Papst von einer „missionarischen Kirche“ spreche, die den Dialog sucht, spreche er ein Kernthema der Steyler Missionare an, „für die der Dialog der Kulturen ein zentrales Anliegen ist“.

Pfarrer aus Troisdorf erhofft sich eine Offenheit im Dialog

„Ich kannte ihn bisher nicht“, sagte Hermann-Josef Zeyen, Leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Troisdorf und St. Johannes Sieglar. An der Wahl des ersten US-Amerikaners zum Oberhaupt der katholischen Kirche gebe es aber „ein paar Punkte“, die er „sehr positiv“ finde.

Die Kürze des Konklaves deutet Zeyen als Zeichen für eine gewisse Einmütigkeit im Kardinalskollegium. Auch der Wahlspruch des neuen Papstes Leo XIV. bringe das als ein Ziel zum Ausdruck: „Wir Vielen sind diesem einen eins“. Den Dienst an diesem Miteinander sieht Pfarrer Zeyen als eine entscheidende Herausforderung für das Kirchenoberhaupt. 

Dieses Verbinden tue Not in einer gespaltenen Welt, in der die Kompromisslosigkeit immer weiter zunehme, so Zeyen. Leo XIV. habe mit dem Jesus-Wort „der Friede sei mit euch“, das seine erste Ansprache eröffnete, gezeigt, dass er sich „in den Dienst dieser Botschaft stellt.“ 

Troisdorfer Pfarrer erwartet Mitnehmen verschiedener Strömungen und Traditionen

Mehr als zuletzt erwarte er ein Mitnehmen der vielen verschiedenen Strömungen, Einstellungen und Traditionen in der Weltkirche, erklärte der Troisdorfer Geistliche. „Das Verbindende ist einfach dran“, eine Offenheit erhofft er auch im Dialog nach außen –nicht zuletzt in die Ökumene.

Erste Schritte seien bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche seien schon gegangen worden, sagte Pfarrer Zeyen. Aber „mehr ist noch nötig“. 

„Er will für offenes und weites Denken stehen“

„Ich bin froh, dass jemand Papst geworden ist, den niemand so richtig auf dem Zettel hatte“, sagt Almut van Niekerk, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises an Sieg und Rhein. „Ich hatte bei seiner ersten Rede den Eindruck, das ist ein Mensch, dem man zutraut: ‚Du kannst das, diese Kirche zu repräsentieren‘“. So nehme van Niekerk es erstmal wahr.

„Ich denke, man merkt, er will für offenes und weites Denken stehen. Und eine solche Weite ist unseren christlichen Glaubensüberzeugungen zuträglich.“ Sie erhoffe sich auch gute Impulse in der Ökumene und auf gute Zusammenarbeit in Deutschland. „Es gibt eine Menge zu tun. Ein Schulterschluss wäre gut.“ Denn alles, was auf Abgrenzung und Ausgrenzung ziele heutzutage, sei „unangemessen für das, was wir an Werten vertreten.“

Auch Elisabeth Bungartz, Vorstandsmitglied im Kreiskatholikenrat Rhein-Sieg und Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Erzbistum Köln, sagt, ihr erster Eindruck von Leo XIV. sei gut gewesen. „Ich habe über seinen Namensvorgänger Leo III. gelesen, dass er viele Sozialreformen angestoßen hat, das halte ich als Nachfolge für einen tollen Ausblick. Ich hoffe, dass er das soziale Engagement von Franziskus fortsetzt.“

Elisabeth Bungartz, Vorsitzende des kfd-Diözesanverbandes Köln (kfd - Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands e.V.). (Archivbild)

Elisabeth Bungartz, Vorsitzende des kfd-Diözesanverbandes Köln (kfd - Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands e.V.). (Archivbild)

Bungartz setzt sich seit langem dafür ein, dass Frauen in Gesellschaft und Kirche die volle Gleichberechtigung erreichen. Dahin sei es noch ein weiter Weg, sagt sie.„ Ich wünsche mir aber, dass im Hinblick auf die Weihe im Diakonat für Frauen wieder mehr Bewegung reinkommt. Da warte ich durchaus, dass sich da nochmal etwas verändert, so die Katholikin.“ Franziskus habe auch schon Frauen in Ämter im Vatikan berufen, aber die Weihe im Diakonat habe er kategorisch abgelehnt. „Ich wünsche mir, dass wir nochmal gehört werden, was das angeht.“