Kosmetikfirma unterstützt ProzessFriseurin aus Niederkassel klagt gegen Lockdown

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Susanne Wurmbach Friseurin

Die Niederkasseler Friseurin Susanne Wurmbach klagt gegen die Schließung ihres Ladens.

Niederkassel – „Ich habe so was noch nie gemacht“, sagt Susanne Wurmbach, selbstständige Friseurmeisterin aus Ranzel. Aber: „Das geht einfach nicht mehr.“ Nun reicht die 53-Jährige Verwaltungsklage ein gegen die erzwungene Schließung ihres Salons seit Mitte Dezember.

Susanne Wurmbach ist nicht allein: Bundesweit unterstützt „Wild Beauty“, eine Vertriebsgesellschaft für Haarkosmetik, entsprechende Klageverfahren gegen die jeweiligen Landesregierungen. Je eine Vertreterin oder ein Vertreter steht für die Kollegen im jeweiligen Bundesland.

„Das geht nicht als Sammelklage“, berichtet Wurmbach. Dabei seien es Tausende, „die in der gleichen bedrängten Situation sind – und zum Teil noch schlimmer“. Alle könnten keinen Cent Umsatz machen, ihre vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien in Kurzarbeit.

Hilfen vom Land kommen wohl viel zu spät

Wie der Niederkasselerin geht es gerade allen in der Branche: Das Kurzarbeitergeld müsse sie vorstrecken, berichtet sie, „weil es viel zu spät kommt“. Und für andere Hilfen könne man bisher noch nicht einmal Anträge stellen. Friseurbetriebe hätten ihre Rücklagen inzwischen aufgebraucht, beim Land zudem einen NRW-Sofortkredit beantragt und aufgenommen. „Aber das müssen wir ja auch zurückzahlen, alles erst einmal erwirtschaften.“ Und junge Betriebe oder solche mit schlechten Zahlen erhielten das Darlehen erst gar nicht.

Ausdrücklich unterstützten Friseursalons landauf, landab Kontaktminimierung und Hygieneauflagen zur Bekämpfung der Pandemie, betont das Unternehmen „Wild Beauty“ in einer Mitteilung. Die Branche wünsche sich aber differenziertere Regeln. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Tausende Salons ein Herd von Infektionen seien. „Unsere Hygienemaßnahmen sind noch strenger als beim Arzt“, betont auch Susanne Wurmbach: Schon lange arbeiteten die Beschäftigten mit Maske und Handschuhen, desinfizierten ständig ihre Geräte, hielten die Zahl der Kunden wie verlangt begrenzt.

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Schwere Probleme erwarten die Friseure bei der Ausbildung des dringend benötigten Nachwuchses. Schwierigkeiten, die auch Susanne Wurmbach kennt. „Ich kann unseren Azubi derzeit nicht trainieren.“ Dabei soll der junge Mann aus Ghana, für dessen Chance auf eine Ausbildung Wurmbach lange gekämpft hat, im Frühsommer seine Prüfung ablegen.

„Es geht ja nicht nur ums Haareschneiden, wir hören auch zu“

Und Erfolg oder Misserfolg könnten sogar die entscheidenden Kriterien für die Zukunft des talentierten jungen Mannes sein: Darf er sein Handwerk in Deutschland ausüben oder muss er gehen? „Jeder Betrieb in dieser Branche setzt alles daran, den Fachkräftemangel aufzufangen. Und dazu brauchen wir jetzt mehr denn je die Unterstützung aus Verwaltung und Politik“ , fordert die Ausbilderin.

Risiken und Nebenwirkungen sieht die Ranzelerin schließlich auch bei ihren Kunden. „Es geht ja nicht nur ums Haareschneiden, wir hören auch zu.“ Dass in dieser Situation die Schwarzarbeit in Küchen und Badezimmern blüht, bezweifelt sie nicht. „Ich bin auch schon von einigen Leuten gefragt worden“, berichtet sie – ein Ansinnen, dass sie allerdings strikt zurückweist. Aber auch Susanne Wurmbach ist nicht frei von der Sorge, „dass die Kunden zum Teil nicht wiederkommen“.

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