Die Bonner Staatsanwaltschaft schließt eine medizinische Ursache für den tödlichen Unfall am 30. Dezember 2023 nicht aus.
Unfall im Rhein-Sieg-KreisNach Tod des 14-jährigen Jerome – Ermittlungen gegen Fahrer eingestellt

Am Tag nach dem Unglück stellten zahlreiche Menschen Kerzen und Plüschtiere an der Unfallstelle ab.
Copyright: Archivfoto: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Es war ein Unfall, der im gesamten Rhein-Sieg-Kreis die Menschen erschütterte: Am 30. Dezember 2023 raste ein Auto auf der Provinzialstraße in Niederkassel ungebremst in das Wartehäuschen einer Bushaltestelle. Darin saß der 14-jährige Jerome, der einen Freund besucht hatte und auf den Bus nach Hause wartete. Der Gymnasiast aus Troisdorf wurde bei dem Unfall so schwer verletzt, dass er noch an der Unglücksstelle starb.
Eine Klage wird nicht erhoben, das Ermittlungsverfahren gegen den damals 51-jährigen Fahrer des Unfallwagens ist jetzt eingestellt worden, wie Jonas Stallkamp, Pressesprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, am Dienstag, 9. September, mitteilte. „Nach Paragraf 170 Absatz 2 der Strafprozessordnung wurde das Ermittlungsverfahren mangels hinreichendem Tatverdacht eingestellt“, sagte Stallkamp. Dies sei bereits Ende August erfolgt. Gegen die Verfahrenseinstellung könne Beschwerde eingelegt werden.
Ermittlungen zogen sich anderthalb Jahre hin
Über anderthalb Jahre zogen sich die Ermittlungen zu dem Unfall hin. Der Fahrer war selbst schwer verletzt worden und musste in einem Krankenhaus behandelt werden. Seine 28-jährige Lebensgefährtin und das gemeinsame zwei Jahre alte Kleinkind auf der Rückbank des Wagens wurden leicht verletzt.
Auch die Auswertung des Steuergeräts des BMW gestaltete sich schwierig: Das Fahrzeug war nach links von der Fahrbahn abgekommen, mit hoher Geschwindigkeit in das Wartehäuschen gefahren und noch gegen einen Laternenpfahl geprallt. Dabei wurden der Wagen und auch das Steuergerät schwer beschädigt, das die Daten der Unfallfahrt aufgezeichnet hatte. Es wurde daher im Frühjahr 2024 zum Hersteller nach Ungarn geschickt, um es auslesen zu lassen.
Medizinischer Hintergrund für Unfall kann nicht ausgeschlossen werden
Nach „technischer und rechtsmedizinischer Begutachtung“ seien die Ermittler nun zu dem Schluss gekommen, dass die Ermittlungen gegen den Unfallfahrer nicht weiter fortgeführt würden, so Stallkamp. Denn: „Ein medizinischer Hintergrund konnte nicht ausgeschlossen werden.“
Bereits kurz nach dem Unfall hatten Polizei und Staatsanwaltschaft ausgeschlossen, dass der Mann unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol gestanden hatte. Die Blutprobe war negativ. Dennoch kursierten schnell Gerüchte zu möglichen Ursachen, vor allem in sozialen Netzwerken, wonach sich der 51-Jährige unmittelbar vor dem Unfall mit seiner Lebensgefährtin gestritten habe. Doch auch dies konnten die Ermittler nicht bestätigen.
Nach dem tödlichen Unfall hatten Anwohner die Verkehrssicherheit auf der Provinzialstraße generell infrage gestellt und eine Begrenzung auf Tempo 30 gefordert. Die Stadtverwaltung organisierte auf Vorschlag der CDU eine Bürgerwerkstatt. Geschwindigkeitskontrollen, spezielle Ampelschaltungen, Bodenwellen und Grünflächen sollten die Situation entschärfen, so die Vorschläge. Doch alle Überlegungen und vor allem die rasche Umsetzung scheiterten an der schlechten finanziellen Lage der Stadt Niederkassel.
Viele Menschen hatten Anteil an dem Unfall genommen, Spenden wurden für die Familie des getöteten 14-Jährigen gesammelt. An der Unfallstelle in Niederkassel erinnert eine Gedenktafel an Jerome, das Gymnasium Zum Altenforst in Troisdorf taufte ein Tor auf dem neuen Fußballfeld auf den Namen des ehemaligen Schülers.