RettungsdiensteRhein-Sieg-Kreis ist besser aufgestellt als andere

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Ein Einsatzwagen des Rettungsdienstes steht nachts in einer Wohnstraße, im Hintergrund sind auch ein Fahrzeug der Feuerwehr und Feuerwehrleute zu sehen.

Im Rhein-Sieg-Kreis ist der Rettungsdienst trotz Personalmangel und hoher Anforderungen einsatzfähig.

Menschen, die vergeblich auf einen Rettungswagen warten, lange Warteschlangen vor den Kliniken: Solche Szenarien wie in Berlin gibt es im Rhein-Sieg-Kreis nicht. Doch es gibt dennoch Probleme. 

Menschen, die in Notfällen vergeblich auf einen Rettungswagen warten, keine Zeit mehr zum Essen und Trinken für die Retter, lange Warteschlangen vor Kliniken. Das „Bündnis pro Rettungsdienst“ warnt auf Bundesebene, dass solche Szenarien zur Regel werden könnten. So jedenfalls berichtet die Redaktion der Tagesschau.

Dass die Lage auch an Rhein und Sieg nicht unkritisch ist, bestätigen Verantwortliche der hiesigen Rettungsdienste. Allerdings, von einer großen „Unterdeckung“ wie in Berlin „sind wir im Rhein-Sieg-Kreis weit entfernt“, sagt der ärztliche Leiter Rettungsdienst des Kreises, Christian Diepenseifen.

Neues Personal für den Rettungsdienst zu finden ist schwer

Dass die Diskussion auf Bundesebene in die richtige Richtung geht, bestätigt der Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes im Rhein-Sieg-Kreis, Frank Malotki. Grundsätzlich sei die Situation an Rhein und Sieg längst nicht so dramatisch wie in Großstädten, allen voran Berlin. Von dort hatte die Tagesschau berichtet, dass Löschzüge zur Erstversorgung der Patienten geschickt würden, weil die eigentlichen Retter nicht zur Verfügung stünden.

„Es mag sein, dass die Situation bei uns später kommt“, räumt Malotki ein. Dass bei den Rettungsorganisationen Mitarbeitende frustriert kündigten und deshalb Fahrzeuge nicht mehr zu besetzen seien, treffe auf den Rhein-Sieg-Kreis nicht zu. „Wir überlegen stets, wie wir uns gemeinsam besser aufstellen können“, erklärt er.

Auch Christian Diepenseifen kann Kündigungen nicht bestätigen und benennt dafür auch Gründe: „Der Rettungsdienst im Rhein-Sieg-Kreis bietet viele attraktive Eigenschaften, die sich aus der Region und der Struktur des Rhein-Sieg-Kreises ergeben.“ Der Fachpersonalmangel betreffe allerdings auch den Rettungsdienst. Neues Personal zu finden „ist oftmals schwierig“.

Zahl der Einsätze ist im Rhein-Sieg-Kreis deutlich angestiegen 

Die Diskussionen, die auf Bundesebene zu dem neuen Bündnis geführt haben, kennt auch Julian Müller, hauptamtlicher Regionalvorsitzender bei den Johannitern Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen. Auf dem Land stelle sich die Situation jedoch etwas anders dar: „Große Fahrzeugausfälle wie in den Großstädten haben wir zum Glück noch nicht.“ Der Rhein-Sieg-Kreis stocke sogar bei jeder Ausschreibung die Zahl der Fahrzeuge auf. Allerdings: „Husten, Schnupfen, Heiserkeit befallen auch uns“, räumt Müller ein.


Zum „Bündnis pro Rettungsdienst“ gehört der Bundesverband der ärztlichen Leiter Rettungsdienst Deutschland. Dort ist Christian Diepenseifen, ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Rhein-Sieg-Kreis, Mitglied. Er nimmt regelmäßig an Gremiensitzungen teil und war dort mit dem Thema befasst.


Dass die Zahl der Einsätze in den vergangenen zehn Jahren „deutlich angestiegen“ ist, berichtet der Rhein-Sieg-Kreis. Neben dem demografischen Wandel mit steigendem Bedarf medizinischer Behandlung im Alter nennt die Pressestelle „die inzwischen herausgearbeitete Notwendigkeit der schnelleren Versorgung von Krankheitsbildern“, die Spezialisierung von Krankenhäusern und auch ein verändertes Anspruchsdenken in der Bevölkerung als Gründe.

Daneben spielten auch „Veränderungen in der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung“ sowie „Gesundheitskampagnen und verbesserte Aufklärung der Bevölkerung über Erkrankungen und Veränderungen in der ambulanten hausärztlichen Versorgung“ eine Rolle.

Dass die Retter zunehmend auch zu Bagatellfällen gerufen und die Rettungswagen oft „vorsorglich“ losgeschickt würden, weil konkrete Angaben fehlten, bestätigen alle Experten. Die bundeseinheitliche Rufnummer für den Bereitschaftsdienst niedergelassener Ärzte, 116 117, sei „im kollektiven Gedächtnis“ noch nicht ausreichend angekommen, sind sich Malotki und Müller einig. Die Johanniter hätten aus den alltäglichen Erfahrungen mit einer „Vielzahl von Lappalien“ bei den Einsätzen gefordert, die Rufzentralen für die 112 mit der 116 117 stärker zu vernetzen, berichtet Müller.

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