Kinderklinik bietet Räume anFrauen-Arbeitskreis setzt sich für Hebammenhaus in Rhein-Sieg ein

Lesezeit 3 Minuten
Judith Wittköpper sitzt am Tisch, ihr Baby im Arm, die anderen Frauen stehen hinter ihr. Sie lächeln in die Kamera.

Ärtzin Judith Wittköpper mit Ihrem Sohn Julius (Grüne) links außen; Gabriele Gassen, Ratsmitglied Grüne Sankt Augustin (hinten links), Hebamme Alexandra Weis (Mitte) und Hebamme Lisa von Reiche (r.).

Seit Jahren gibt es die Bemühungen, doch die entscheidende Zusage hat es nicht gegeben. Das Projekt Hebammenhaus soll jetzt eine Hürde nehmen.

„Seit fünf Jahren sind wir nun schon mit dem Projekt eines Hebammenhauses beschäftigt“, berichtet Alexandra Weis. „Es geht aber nicht voran.“ Besichtigungen von Immobilien habe es geben, sogar Gespräche mit einigen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. Doch die entscheidende Zusage sei nicht gekommen, sagt die Hebamme. Nun hat sich der Arbeitskreis Frauen der Partei der Grünen aus Sankt Augustin des Themas angenommen.

„Es ist für uns nicht länger hinnehmbar, dass Frauen im Rhein-Sieg-Kreis nicht wählen können, welche Art der Geburt sie möchten“, sagt Grünen-Ratsmitglied Gabriele Gassen. Deshalb habe die Ratskooperation aus Grünen, SPD und FDP einen entsprechenden Antrag gestellt, damit dieses „wichtige Thema“ endlich in Schwung komme. Nicht jede Geburt müsse im Krankenhaus stattfinden, Hebammen könnten Frauen auch außerhalb von Kliniken gut betreuen.

Jede Frau solle Eins-zu-eins-Betreuung erhalten können

Das bestätigt Ärztin Judith Wittköpper aus dem Grünen-Arbeitskreis. Sie ist selbst vor einigen Monaten Mutter geworden und kennt die vergebliche Suche nach einer ganzheitlichen Betreuung vor und nach der Geburt. „Leider konnte ich kein Hebammenhaus finden.“ Deshalb setzt sie sich für die Gründung ein. „Als Medizinerin und als Mutter.“

Erste Erfolge können aufgrund der politischen Aktivitäten vermeldet werden. Die Asklepios-Kinderklinik hat den Hebammen angeboten, kostenlos Räume zur Verfügung zu stellen, um das Projekt zu starten. Auch der Sankt Augustiner Bürgermeister Max Leitterstorf hatte sich dafür eingesetzt. Die Hebammen sind sich aber noch nicht sicher, ob dieses Angebot genau das ist, was sie wollen. Ein Hebammenhaus sei ein ganzheitliches Angebot. Vorbereitungskurse zur Geburt gehörten genauso dazu wie die Betreuung danach zum Beispiel mit Kursen für die Großeltern. Und ob dies alles in der Kinderklinik möglich sei, müsse noch geprüft werden.

„Die Nähe zur Kinderklinik ist bei der Geburt von Vorteil, sollte es beim Baby zu medizinischen Komplikationen kommen“, argumentiert dagegen die Hebamme Lisa von Reiche aus Bonn zum vorgeschlagenen Standort. Sie ist Vorsitzende von Hebammen für Deutschland. Der Verein setzt sich seit 2010 für die individuelle Geburtshilfe in Deutschland ein. Jede Frau solle die Gewährleistung einer Eins-zu-eins-Betreuung während der Geburt und im Wochenbett erhalten. „Wenn in der Klinik durch einen Umbau die benötigten Räume geschaffen werden können, ist dies sicher ein guter erster Schritt“, urteilt von Reiche. Hebammenhäuser müssten nicht mitten in einem Park stehen. Funktionalität sei wichtiger.

Finanzierung langfristig noch nicht geklärt

Ein weiteres Problem ist die Finanzierung. Die Stadt Sankt Augustin könnte sich vorstellen, das Projekt mit rund 80 000 Euro zum Start zu bezuschussen. Dazu ist allerdings ein Ratsbeschluss notwendig. „Aber den laufenden Betrieb kann die Stadt nicht finanzieren“, betont Gassen. Sie möchte daher die Landespolitiker um Unterstützung bitten. Deswegen bekam sie von den Hebammen ein Konzept überreicht. „Ich habe es sofort an unseren Grünen Landtagsabgeordneten Martin Metz weitergeben.“ Auch Landtagsabgeordneter Sascha Lienesch (CDU) soll um Unterstützung gebeten werden. www.hebammenhaus- rhein-sieg.de

Rundschau abonnieren