Meteorologe Dr. Karsten Brandt prognostiziert weiterhin nasses Wetter.
30 Liter Regen pro QuadratmeterWie gut ist der Rhein-Sieg-Kreis auf Starkregen vorbereitet?

Heftige Regenfälle gibt es derzeit auch im Rhein-Sieg-Kreis.
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Regen, immer wieder Regen, teilweise so stark, dass man kaum etwas sehen kann: Das ist im Moment das Sommerwetter im Rhein-Sieg-Kreis. Und es werde auch noch eine Weile so bleiben, prognostiziert Meteorologe Dr. Karsten Brandt: „Die Wetterlage wird sich bis Anfang nächster Woche nicht wirklich ändern. Wir müssen weiter mit Schauern und Gewittern rechnen.“ Eine Regenkarte von Nordrhein-Westfalen zeigt, dass bis Sonntag, 3. August, mit Regenmengen von bis zu 30 Litern pro Quadratmeter gerechnet werden muss. Teilweise als Starkregen, meist aber unter der Unwetterschwelle, sagt der Wetter-Experte.
Ursache für die Wetterlage ist laut Karsten Brandt ein Höhentief über Skandinavien. Ein 24-Stunden-Radarbild vom 30. Juli zeigt die Schauer- und Gewitterstraße, die aus den Niederlanden und Belgien über Deutschland ziehen.
Straßen haben eine Neigung von ein bis zwei Zentimetern, damit das Wasser abfließen kann
„Die Mittelgebirge und auch das Siebengebirge und das Bergische Land fangen diese Schauer ab, und es gibt höhere Regenmengen“, erläutert Brandt. Ziehen diese Schauer langsam, dann können enorme Regenmengen zusammenkommen. Erinnerungen werden da wach an frühere Starkregenvorfälle, nicht zuletzt an die Flutkatastrophe im Sommer 2021.

Starke Regenfälle gibt es in diesem Sommer immer wieder, so wie hier in Hennef-Stoßdorf.
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Dass Landesstraßen über- oder unterspült würden, passiere eigentlich nicht, sagt Torsten Gaber, Pressesprecher des Landesbetriebs Straßen. Man habe sich längst auf schlechte Wetterverhältnisse eingestellt. So hätten Straßen immer eine Neigung von ein bis zwei Zentimetern, damit das Wasser abfließen könne, Sickersysteme an den Seiten könnten das Wasser dann aufnehmen und entweder in die Kanalisation, ein Rückhaltebecken oder eine Filterstation einleiten.
„Alle paar Jahre werden die Entwässerungsleitungen auch neu profiliert“, berichtet Gaber. Diese Systeme seien jedoch alle für Wasser von oben konzipiert. Wenn Wasser vom Umland fließe, weil zum Beispiel die Kommune keine Starkregenvorsorge getroffen habe, könne man nichts machen.
Im Rhein-Sieg-Kreis habe es in den vergangenen Tagen zwar auch hohe Regenmengen gegeben, aber die Mengen pro Zeiteinheit seien immer knapp unter der wirklich gefährlichen Menge gewesen, sagt Brandt. Der Meteorologe, der auch als Notfallunwetterberater des Rhein-Sieg-Kreises arbeitet, hatte am Sonntag (27. Juli) auch einmal die Feuerwehr warnen müssen: In Sankt Augustin, in Teilen von Troisdorf, und Königswinter fielen in einer Stunde fast 20 Liter auf einen Quadratmeter. „Die Regentropfen waren mit 2,5 Millimetern recht groß“, schildert Brandt.
Diese Zusammenarbeit mit dem Meteorologen sei sehr erfolgreich, sagt Kreispressesprecher Antonius Nolden. „Ziel ist es, eine frühzeitige fachliche Einschätzung einer aktuellen Warnung mit Gefahrenpotential zu erhalten und auch lokale Schwerpunkte auszumachen, um notwendige Gefahrenabwehrmaßnahmen zu ergreifen.“ So könnten sich die Feuerwehren der betroffenen Orte auf eine eventuelle Lage vorbereiten, aber auch die „Nachbar-Feuerwehren“, um bei Bedarf Hilfe und Unterstützung zu leisten.

Viele Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis arbeiten mit dem sogenannten Beaver-System, einem mobilen Damm, der in der Flutnacht 14./15. Juli 2021 zum Beispiel in Lohmar gute Dienste leistete.
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Ab Mitte nächster Woche könnte sich das Wetter wieder bessern, schätzt Karsten Brandt: „Der atmosphärische Fluss vom Atlantik versiegt wieder, der Hochsommer hat wieder eine Chance.“