Corona-LockerungenDas erste Bier am Tresen schmeckt besonders gut

Jraaduss-Wirtin Ute Herzog freut sich über ihre Gäste.
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Rhein-Sieg-Kreis – Vieles ist seit Mittwoch wieder möglich, das viele Monate nicht erlaubt war: Fitness-Studios öffneten, auch andere sportliche Aktivitäten sind wieder erlaubt, und in Kneipen darf mit Auflagen sogar drinnen wieder mit Kölsch angestoßen werden.
Gastronomie
Joachim Herzog hat Urlaub, in der Siegburger Wirtschaft seiner Frau Ute lässt sich der 54-Jährige ein Kölsch schmecken. Ute Herzog (57) freut sich, dass die Plätze am Tresen endlich wieder besetzt sind. „Es ist ein geiles Gefühl, endlich wieder vor der eigenen Haustür ein Bier in einem Lokal zu trinken“, sagt Gast und Nachbar Sebastian Münzberg. Die Wirtin hat den Schankraum mit weiteren Schutzscheiben ausgestattet und ist bestens informiert.
„Innengastronomie nur mit Test, höchstens 48 Stunden alt“ steht auf dem laminierten Zettel, den sie an der Tür des „Jraaduss“ auf der Zange aufgehängt hat. „Wenn es gut läuft, geht es ab Freitag auch ohne Test“, fügt sie hinzu.

Auf die ersten Drinnen-Gäste ist Eugen Podgorski in Hennef in Kleins Eck vorbereitet.
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In Hennef ist Eugen Podgorski (61) ebenfalls vorbereitet auf die ersten Drinnen-Gäste seit Monaten. In „Kleins Eck“ stehen keine Barhocker an der Theke, bei den Tischen achtet der Wirt auf den nötigen Abstand. Noch etwas gedulden müssen sich Süßmäuler, bis sie im sonntags öffnenden Café „Zum Tiroler“ in Windeck-Schladern Kaffee und Kuchen genießen können.
Erst am Sonntag, 13. Juni, mache sie wieder auf, kündigt Manuela Lohmberg (56) an. Bis dahin gibt es die von ihrem Mann, dem Tiroler Manni Raunegger (51), fabrizierten Torten wie gehabt zum Mitnehmen.
An etwa acht Tischen können sich Besucherinnen und Besucher an Feiertagen, Samstagen und Sonntagen im Stadt Blankenberger Panorama Café drinnen niederlassen. Julia und Sebastian Bourmann, die das Café im August 2019 und Anfang des Jahres auch das „Haus Sonnenschein“ übernommen haben, haben den Lockdown zur Renovierung genutzt und bieten jetzt als besonderen Service einen Corona-Schnelltest an.
Dafür wurde Personal geschult. Apropos Personal, „das ist zur Zeit das größte Manko“, sagt Julia Bourmann (27). In der Branche herrsche Mangel. „Ohne Aushilfen geht es nicht, aber keiner will mehr in der Gastronomie arbeiten“, sagt sie.
Fitness-Studio
So viele E-Mails, so viel Zuspruch: Fabian Becker, Inhaber des Aggertal-Sportstudios, hat aus den Zuschriften seiner Kunden eine Collage gebastelt, mit der Überschrift „Danke“. Am Mittwoch gab es ab 8 Uhr viele Wiedersehen in Lohmar-Donrath – wenn auch mit Maske, die nur am Trainingsgerät abgelegt werden durfte. Die meisten, so resümiert der 31-Jährige, seien dem Fitness-Studio treu geblieben, wohl auch wegen des familiären Miteinanders.
Zur Kontaktpflege gehörte nicht nur, allen umgehend eine Beitragsaussetzung anzubieten, sondern auch über Neuigkeiten regelmäßig zu informieren, per E-Mail, Kurzvideos im Netz und auch per Post.

Fabian Becker vom Sportstudio Aggertal in Donrath (l.) hat in der Pandemie-Pause in eine Lüftungsanlage investiert.
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„Unser Durchschnittsalter ist 50 plus, der Älteste ist 96. Viele haben uns schon ihre Impfbescheinigungen geschickt.“ Bereits im ersten Lockdown hatte Becker eine Lüftungsanlage geplant, die mehr Sicherheit bieten soll. In der zweiten Zwangspause konnte die Technik, die sensor- und computergesteuert Abluft absaugt und Frischluft zuführt, eingebaut werden, Kostenpunkt rund 25.000 Euro.
„Etwas Vergleichbares hat kein anderes Studio“, sagt Becker.Die Mitarbeiter, zum Teil in Kurzarbeit, kehren nun zurück, auch wenn der Betrieb erst langsam anlaufe: „Das Wetter ist zu gut.“
Fußball-Halle
Andreas Heinemann hatte am Mittwochabend noch keine Gäste. Der Pächter der Fußball-Halle Soccerdome in Troisdorf-Spich freut sich dennoch, dass er wieder aufmachen durfte. „Am 2. November mussten wir schließen und Mitte des vergangenen Jahres hatten wir schon mal drei Monate zu“, sagt er. Doch ans Aufgeben habe er nie gedacht, auch wenn der Besitzer der 2500 Quadratmeter großen Halle mit vier Fußball-Felder sowie Innen- und Außengastronomie ihm bei der Pacht kein Stück entgegen gekommen sei.
Seit 2017 ist Heinemann Pächter der Halle und hat vor sieben Monaten die Verträge mit den 14 Aushilfen flugs aufgehoben, damit wenigstens diese Kosten wegfallen. Mit Pflege- und Wartungsarbeiten hat er sich in der langen Zeit beschäftigt und freut sich, nun endlich wieder die Kicker begrüßen zu können.
„Wir haben für das Wochenende immerhin schon drei Buchungen“, fügt er an. Der Sommer sei ja eher nicht die Zeit für Hallenfußball, dennoch bereitet er sich auf die Überprüfung der drei Gs vor – geimpft, genesen, getestet. „Das erfordert wieder mehr Personal, denn wenn hier 40 Fußballer auf einmal kommen, müssen wir bei allen die negativen Tests oder Impfpässe überprüfen.“