Tag der StreuobstwiesenNaturschützer pflanzten im Rhein-Sieg-Kreis Hunderte Bäume

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Den blühenden Apfelbaum der Sorte Kaiser Wilhelm auf der BUND-Wiese in Schmerbroich besichtigt Kreisvorsitzender Achim Baumgartner.   

Rhein-Sieg-Kreis – Über sechs Kilometer führt der Streuobstweg um die Hennefer Ortsteile Uckerath, Löbach, Lückert und Darscheid. Angelegt wurde er vom Naturschutzgroßprojekt „Chance 7“ des Rhein-Sieg-Kreises. Schließlich gilt der Rhein-Sieg-Kreis landesweit als Spitzenreiter in der Zahl der Streuobstwiesen.

Und trotz rückläufiger Zahlen geht Projektreferent Ralf Badtke von „Chance 7“ davon aus, dass das immer noch so ist. Um ihre Bedeutung zu unterstreichen, wurde nach der Premiere im vergangenen Jahr am Freitag zum zweiten Mal der Tag der Streuobstwiese begangen.

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Dieter Steinwarz, Leiter der Biologischen Station, mit frisch gepresstem Apfelsaft.  

Neu- und Nachpflanzungen gab es beim „Chance 7“-Projekt in Kooperation mit Privateigentümern auf insgesamt drei Hektar Streuobstwiesen. Für neue Obstbäume und den jährlichen Pflegeschnitt wurden seit 2018 knapp 100.000 Euro ausgegeben.

Die Biologische Station des Kreises in Eitorf betreue mehrere Tausend Bäume auf rund 50 Hektar Wiesenflächen, berichtet der Leiter Dieter Steinwarz: „Wir versuchen, den Bestand zu erhalten, denn immer mehr ältere Bäume sterben ab.“

Jährlich bis zu 200 neue Bäume

Die Mitarbeiter der Bio-Station pflanzen jährlich zwischen 30 und 200 neue Obstbäume und haben im Siebengebirge eine eigene Station zum Anziehen von Obstbäumchen eingerichtet. Expertin Barbara Bouillon und das Stationsteam veredeln sie vor allem mit Zweigen von alten Obstbäumen, um diese Sorten zu erhalten. Steinwarz spricht inzwischen jedoch nur noch von Obstwiesen. Viele seien durch den Begriff „Streu“ verunsichert und wüssten nicht, was sie sich darunter vorstellen sollten.

Die Bio-Station erntet jedes Jahr zwischen 20 und 90 Tonnen Äpfel von den Wiesen und sammelt weiteres Obst von Privatleuten ein, so dass mit einem Partner 20.000 bis 90.000 Flaschen Apfelsaft produziert und verkauft werden können.

Zuschüsse für Besitzer

Für Besitzer von Streuobstwiesen gibt es mehrere Förderprogramme. Darauf weist Ralf Badtke von „Chance 7“ hin. Wer sich für Zuschüsse zum Erhalt von Streuobstwiesen interessiert, kann sich von der Unteren Naturschutzbehörde des Rhein-Sieg-Kreises, der „Chance 7“ oder der Biologischen Station in Eitorf beraten lassen. (rö)

Das Projekt „Chance 7“ hat in Hennef die Patenschaft über eine städtische Obstwiese übernommen und bereits viele Obstbaumwarte ausgebildet. Aus deren Reihen ist der Verein „Natürlich Streuobst“ hervorgegangen, dem inzwischen 50 Mitglieder angehören. Sie bieten Beratungen und Schnittkurse an, damit die Streuobstbestände gut gepflegt werden. Für Erstberatungen sind diese Kurse kostenlos.

Der BUND hat seit 1997 in Rhein-Sieg 230 neue Obstbäume gepflanzt. Das berichtet der BUND-Kreisvorsitzende Achim Baumgartner. Insgesamt werden vom BUND auf inzwischen etwa 16 Hektar rund 400 Bäume betreut: in Sankt Augustin und Lohmar auf mehr als drei Hektar, in Windeck und Niederkassel auf kleineren Flächen sowie auf der linken Rheinseite in Bornheim auf über neun Hektar. Auf den Wiesen stehen überwiegend Apfelbäume, in Bornheim allerdings vor allem Kirschen. Dort gibt es noch spezielle Birnen- und Pflaumensorten.

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Auch Privatleute pflegen und betreuen Streuobstwiesen, wie Ulrich Henders (70) in Eitorf. Er pflegt seit 1990 fast 200 Obstbäume, neben Apfelbäumen Birnen, Maulbeeren, Walnüsse, Haselnüsse und Weinbergpfirsiche. Auch eine alte Eitorfer Krautbirne, die „Schöpchesbirne“, ist dabei. Sie wurde früher zum Süßen von Apfel- und Birnenprodukten eingesetzt, als noch kein Zucker eingesetzt werden konnte. Jedes Jahr pflanzt Henders außerdem einige Maronenbäume.

Nicht zuletzt finden zahlreiche Tierarten auf den Streuobstwiesen ihren Lebensraum:  Spitz- und Fledermäuse, Igel und Vogelarten wie  Spechte, Meisen und  Steinkäuze, Frösche, Eidechsen und Blindschleichen sowie Schmetterlinge,  Käfer und  andere Insekten sind dort zu Hause. Die  Blüten dienen als wertvolle Bienenweide. Bis zu 3000  Tierarten wurden schon auf Streuobstwiesen gesichtet.

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