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Kreis-Jahrbuch erschienenZinspflichtige Bauern legten den Grundstein für die Eitorfer Kirmes

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Männer in Matrosenanzügen in einem nachgebauten Ozeandampfer.

Fantasievolle Kostüme gibt es beim Petit Médoc in den Oberdollendorfer Weinbergen.

212 Seiten mit über 500 Bildern ermöglichen einen faszinierenden Überblick über die „lebendige Kultur im Rhein-Sieg-Kreis“.

Eines der gelungensten Titelbilder in der Reihe mit bisher 41 Jahrgängen ziert das Jahrbuch 2026 des Rhein-Sieg-Kreises. Es zeigt die Ruine der 851 Jahre alten Burg Windeck, davor ein Kettenkarussell der modernen Eitorfer Kirmes, bunte Luftballons und einen Schnappschuss mit Blechbläsern von einem der vielen Musik-Events im Kreisgebiet. Altes und Neues vereint: Auf einen Blick erfasst man sofort, worum es in dem Band geht. Um „Feste, Märkte, Events“, wie es im Titel heißt. Die 212 Seiten mit über 500 Bildern ermöglichen einen faszinierenden Überblick über die „lebendige Kultur im Rhein-Sieg-Kreis“.

Volksfest in Eitorf hat eine fast 900-jährige Geschichte

Dass die hiesige Kultur nicht totzukriegen ist, zeigt etwa der Beitrag von Mirja Renout zur weit über den Ort hinaus beliebten Eitorfer Kirmes. Wer denkt schon daran, wenn er aufs Karussell steigt, dass der heutige Spaß für Jung und Alt seinen Ursprung vor 880 Jahren hat. 1145 trafen sich die zinspflichtigen Bauern auf dem Wüllesfeld, dem heutigen Sportplatz an der Brückenstraße. Sie gaben dort ihre Erzeugnisse zugunsten des zinserhebenden Siegburger Klosters ab, handelten aber auch untereinander.

Die feierfreudigen Eitorfer gaben sich aber nicht mit nur einer Kirmes Ende September ab. Zur Feier der Kirchweih ersannen sie ab 1589 zudem eine Mai-Kirmes. Jahrhunderte später reisten Ausflügler in Scharen aus nahen Städten und Gemeinden zu dem Fest an, wie die „Eitorfer Zeitung“ 1889 berichtete. Das bunte Treiben, die vielen Leute, der Lärm und nicht zuletzt „ein unnützer Feiertag, der die Arbeiter von der Arbeit abhalte“, erregte die Oberschicht aus Industriellen, Beamten und Juristen. Sie setzten ein Verbot der Kirmes durch. In der Neuzeit erlebte die Maikirmes dann ab 1978 ihre Wiederkehr als „Eitorfer Frühling“ der Handwerker, Geschäftsleute und Vereine.

Für den Petit Médoc in Königswinter sind die Karten binnen Minuten verkauft

Erst seit 2012 gibt es den immer beliebter werdenden, teils karnevalistisch anmutenden „Petit Médoc“ in den Oberdollendorfer Weinbergen. Vorbild ist der Festmarathon in der französischen Médoc-Region bei Bordeaux, erklärt Hans-Jürgen Melzer. Zur Veranstaltung in Königswinter gibt es kulinarische Versorgung an den Ständen, Musik, ausgelassene Stimmung und ebenso jecke Teilnehmer wie jecke Besucher. 2024 waren innerhalb von sechs Minuten schon alle 800 Startplätze für die oft kostümierten Läuferinnen und Läufer vergeben.

Ein Buchtitel. Märkte, Feste, Events steht über der Illustration, die eine Burgruine, ein Kettenkarrussel und eine Achterbahn zeigt.

Alt und Neu: Cover mit Burgruine Windeck und Karussell.

Feste, Musik und Events gibt es das ganze Jahr über, berichten die insgesamt 41 Autorinnen und Autoren in ihren jeweiligen Beiträgen, so entstand ein bunter Bilderbogen über das kulturelle Geschehen im Kreis. Dazu gehören in der kalten Jahreszeit unter anderem der Mittelalterliche Markt in Siegburg oder die Weihnachtsaktion der Bürgerstiftung Lohmar. Deren Geschäftsführerin Gabriele Willscheid resümiert, dass man 2006 mit dem Weihnachtswunschbaum in Lohmar anfing. Damals gab es 50 von Bürgern gestiftete Geschenke für bedürftige Kinder. Mittlerweile sind es 350 Geschenke, und seit 2016 werden auch alte ärmere Menschen bedacht.

Das Buch versammelt Veranstaltungen aus dem ganzen Rhein-Sieg-Kreis

Ob Rauschendorfer Gassenflohmarkt, Siegtal pur für Radlerinnen und Radler, Sommer Open Air in Hennef, Siegburger Weinfest oder Keramikmarkt, Martinimarkt in Bad Honnef, die Döörper Weihnacht in Ruppichteroth, Römertag in Rheinbach, Kunst auf der Burg in Stadt Blankenberg, Wachtberger Kulturwochen, Jahresausstellung der Alanus Hochschule in Alfter oder vieles mehr: Wer sagt, im Rhein-Sieg-Kreis sei nichts los, hat das Jahrbuch (noch) nicht gelesen. Und wer eine Anregung sucht, wo man denn am Wochenende hingehen kann, findet in dem Band genug Vorschläge für das ganze Jahr.

Erhältlich ist das Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2026, das in den „Streiflichtern“ auch wieder einen Überblick über Ereignisse im Rhein-Sieg-Kreis von Juli 2024 bis Juni 2025 gibt, im Buchhandel zum Preis von 18 Euro, Edition Blattwelt, Reinhard Zado.