„Arbeitssituation ist schlecht“Warum Busfahrer im Rhein-Sieg-Kreis am Freitag streiken

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Streikende am RSVG Betriebshof Sieglar.

Unterbezahlt fühlen sich die Busfahrer der RSVG, die dem Aufruf zum Warnstreik gefolgt waren.

Mehr als 200 Busfahrer der RSV beteiligen sich am Warnstreik im ÖPNV. Einige von ihnen berichten, warum sie die Arbeit niederlegen. 

„Gemeinsam geht mehr“, steht auf einem Transparent am Zaun. Und das Mehr lässt sich beziffern: 10,5 Prozent mehr Lohn fordert die Gewerkschaft Verdi auch für die Busfahrer der RSVG. Mehr als 200 von ihnen beteiligten sich am Freitag an dem Warnstreik des ÖPNV und verteidigten ihre Forderungen. Der Beruf sei unterbezahlt, argumentieren sie. Wer zwei Kinder habe, sei zumindest mit dem Anfangsgehalt von etwa 2000 Euro schlechter dran als mit Hartz IV.

Zumindest den Inflationsausgleich wollen sie hier erkämpfen. Schließlich habe der Busfahrer so viel Verantwortung: für Kinder im Bus, Verkehr auf der Straße, der mit Radfahrern und Scootern so dicht sei wie noch nie. Und dann müssten sie auch noch Tickets verkaufen, vor allem zu Monatsanfang eine zusätzliche Belastung.

Busfahrer: In den Pausen bleibt kaum noch Zeit für ein Brötchen

Doch den Beschäftigten, die sich am kalten Freitagmorgen um ein Feuer auf dem Sieglarer Betriebshof scharen, geht es nicht nur ums Geld. „Die Arbeitssituation ist ganz schlecht“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Özcan Özdemir, und die Kollegen pflichten ihm bei. „Es gibt zu wenig Personal“, ständig müssten sie Sonderschichten fahren. „An freien Tagen wirst du angerufen“, klagt ein Fahrer, der seine Freizeit mit der Familie verteidigen will. „Ich gehe schon nicht mehr ran.“

Pausen und Wendezeiten würden gekürzt, erzählen die Streikenden. Habe es früher 15 Minuten Zeit zwischen dem Ende der einen Fahrt und dem Start der nächsten gegeben, so seien es jetzt nur noch fünf Minuten. Wenn dann noch zehn Minuten Verspätung auf der Uhr stünden, „dann kann man nicht mal ein Brötchen essen“.

Zugenommen hat nach Auskunft des Betriebsratsvorsitzenden Özcan Özdemir die jährliche Kilometerleistung der RSVG. 1,2 Millionen Kilometer legen die Busse der RSVG nun im Jahr zurück, es gebe neue Linien und engere Taktung der Busse. „Wer fährt das?“ , fragt er rhetorisch.

Busfahrer der RSVG fordern 80 zusätzliche Fahrer

80 zusätzliche Fahrer fordern die Busfahrer der RSVG, 14 Kollegen hätten im vergangenen Jahr gekündigt, um für andere Unternehmen zu fahren. Verdacht der Arbeitnehmervertretung: Neueinstellungen würden vermieden, da bei mehr als 500 Beschäftigten auch die Arbeitnehmerseite – derzeit laut Betriebsrat 474 Personen – einen Platz im Aufsichtsrat habe.

Auch auf der Strecke wachse der Druck, schildern die Fahrer, meist schon seit vielen Jahren im Job. Auf der Linie 503 gebe es 51 Haltestellen und eine planmäßige Fahrzeit von 55 Minuten – nicht einzuhalten, beklagen die Fahrer. Einer stellt fest: „Wir fahren Bus, wir fliegen nicht.“

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