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Orts-Check Rhein-Sieg-KreisDer schwierige Weg zu gleichen Lebensbedingungen

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Der ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn gehört beim Thema Mobilität zu den Pluspunkten im Rhein-Sieg-Kreis.

Der ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn gehört beim Thema Mobilität zu den Pluspunkten im Rhein-Sieg-Kreis.

Politik und Verwaltung im Rhein-Sieg-Kreis stehen vor der Aufgabe, vergleichbare Lebensbedingungen für die Menschen in Stadt und Land zu schaffen.

Die Nähe zu den Oberzentren Köln und Bonn ist für den Rhein-Sieg-Kreis Fluch und Segen zugleich. Segen, weil die beiden Städte für die Menschen in den 19 Rhein-Sieg-Kommunen Arbeitsplätze sowie Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten bieten. Fluch, weil der angespannte Wohnungsmarkt in den Metropolen dazu führt, dass Kölner und Bonner preiswerten Wohnraum immer öfter in den Rhein-Sieg-Kommunen suchen. Steigende Miet- und Immobilienpreise sind die Folge.

An der Attraktivität des Kreises ändert das nichts. Seit längerem hat er die Schwelle von 600.000 Einwohnern überschritten und ist damit bundesweit nach der Region Hannover und dem Kreis Recklinghausen – gemessen an der Bevölkerungszahl – der drittgrößte deutsche Landkreis. Zu den Standortvorteilen des Kreises gehört außer seinem hohen Freizeitwert das breite Angebot an Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen sowie seine gute Verkehrsanbindung.

Stadt-Land-Gefälle beim ÖPNV im Rhein-Sieg-Kreis

Letztere allerdings ist in Gefahr. Das Autobahnnetz ist häufig überlastet und die Infrastruktur in Teilen marode. Die Bonner Nordbrücke, eine der wichtigsten Verbindungen zwischen dem Kreis und der Bundesstadt Bonn, ist ein besonderes Negativbeispiel. Die Folge: Berufspendler und Handwerker stehen häufig im Stau. Das Angebot von Bussen und Bahnen ist in den vergangenen Jahren zwar stetig ausgebaut worden. Beim ÖPNV besteht aber weiterhin ein Stadt-Land-Gefälle. Wer in den ländlich geprägten und dünner besiedelten Gegenden des Kreises wohnt, hat es deutlich schwerer, Teil der Mobilitätswende zu werden und auf den klimafreundlichen ÖPNV umzusteigen.

Das zu ändern ist nicht einfach, nicht nur, weil den kreiseigenen Verkehrsunternehmen das Personal fehlt. Dichtere Takte bei Bussen und Bahnen erfordern Investitionen, die der Kreis nicht zuletzt über die Kreisumlage finanzieren müsste. Dagegen gehen aber die Städte und Gemeinden auf die Barrikaden, die die Kreisumlage aus ihren ohnehin angespannten Haushalten stemmen müssen.

Immerhin ist derzeit eine Taktverdichtung auf der Stadtbahnlinie 66 in der politischen Diskussion zwischen dem Kreis und der Bundesstadt. Und auch der Bau einer neuen rechtsrheinischen Stadtbahnverbindung von Köln über Niederkassel nach Bonn, die viele Autofahrten überflüssig machen würde, wurde politisch auf den Weg gebracht. Deren Fertigstellung steht allerdings noch in den Sternen.

Vergleichbare Lebensbedingungen zu schaffen für die Menschen in den Städten und Gemeinden der Region, ist auch bei der medizinischen Versorgung eine Herausforderung für den Kreistag und den künftigen Landrat oder die Landrätin. Nicht nur an den dünn besiedelten Rändern des Kreisgebietes ist die hausärztliche Versorgung inzwischen ein Problem, bei dem kreative Lösungen gefragt sind.

Und bei der stationären medizinischen Versorgung gilt es nicht nur nach der Schließung der meisten Geburtshilfe-Stationen, Schlimmeres zu verhindern. Parteiübergreifende Bemühungen, die Wege der Menschen in Rhein-Sieg zu medizinischen Dienstleistungen nicht immer länger werden zu lassen, waren zuletzt nur bedingt erfolgreich. Und noch ist unklar, welche Folgen die Krankenhausreform für die noch bestehenden Kliniken im Rhein-Sieg-Kreis haben wird.