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„Aus der Zeit gefallen“CDU Rhein-Sieg kritisiert Bonner Alleingang zur Erweiterung der Nordbrücke

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Die Bonner Nordbrücke soll neu gebaut werden.

Die Bonner Nordbrücke soll neu gebaut und erweitert werden. Dafür müssen Wohnungen weichen.

Die CDU Rhein-Sieg übt Kritik am Alleingang des Bonner Stadtrats zur Erweiterung der Nordbrücke.

Die Ratsmehrheit der Bundesstadt Bonn hat einen Änderungsantrag für die Erneuerung der Bonner Nordbrücke eingereicht, der in der CDU Rhein-Sieg auf Widerstand stößt. Sie nennt diesen Beschluss einen Alleingang und übt scharfe Kritik.

„Zentrale ökonomische, ökologische und – alles zusammengenommen – soziale Beweggründe für den leistungsfähigen Neubau werden ignoriert. Die Region Bonn/Rhein-Sieg ist jedoch eine Wachstumsregion, die unbedingt zusammenarbeiten muss, insbesondere im Blick auf eine bedarfsgerechte, nachhaltige Verkehrsinfrastruktur“, sagt Oliver Krauß, Mitglied des Landtags und Vorsitzender des CDU-Kreisverbands.

CDU Rhein-Sieg kritisiert Bonner Alleingang bei Diskussion um die neue Nordbrücke

Worum geht es genau? In seiner Sitzung am 4. September 2025, zehn Tage vor der Kommunalwahl am Sonntag, 14. September, beschloss die Ratsmehrheit in Bonn aus Grünen, SPD, Linke und Volt einen Änderungsantrag für den Neubau der sogenannten Nordbrücke (eigentlich Friedrich-Ebert-Brücke). Die Koalition lehnte ab, dass die 30 Meter breite Brücke durch einen 60 Meter breiten Neubau ersetzt wird – auch die Stadtverwaltung hatte sich dagegen ausgesprochen. Der Antrag der Koalition ging jedoch noch weiter: Er fordert eine „flächenschonende Erneuerung der Nordbrücke“.

Dabei soll der „Ausbau einer Stadtautobahn (erlaubte Geschwindigkeit von max. 80 km/h) mit einem entsprechend reduzierten Regelquerschnitt angestrebt werden“, zitiert die CDU Rhein-Sieg den Antrag. Es soll also vor allem vermieden werden, dass Wohnungen für die Erweiterung der Brücke weichen müssen; 140 Wohnungen seien bei der Verbreiterung auf 60 Meter betroffen.

Der Abriss von Häusern muss so weit wie möglich vermieden werden. Wenn wir uns allerdings gemeinsam für den Erhalt von wertvollem Wohnraum einsetzen, hat das eine ganz andere Wirkung.
Oliver Krauß, Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Rhein-Sieg

Dieser Beschluss des Rats „verschärft die Kritik in der Region“, so die CDU. Die Nordbrücke sei Teil einer Bundesautobahn (nicht Stadtautobahn), die Zuständigkeit liege demnach bei der Autobahn GmbH des Bundes.  „Vor diesem Hintergrund haben Beschlüsse einer einzelnen kommunalen (und weiterhin unzuständigen) Vertretung – wenn überhaupt – nur eine sehr begrenzte Wirkung“, betont die CDU Rhein-Sieg. Solche kommunalen Beschlüsse seien daher wesentlich erfolgversprechender, wenn sie nicht eine Gebietskörperschaft im Alleingang verfasse, sondern wenn gemeinsam mit den Nachbarn nach einer Position gesucht werde, um sie gegenüber den zuständigen Stellen zu vertreten. Der regionale Schulterschluss helfe vor allem Mitmenschen, die von der Realisierung des Projekts konkret betroffen seien.

„Der Abriss von Häusern muss so weit wie möglich vermieden werden. Wenn wir uns allerdings gemeinsam für den Erhalt von wertvollem Wohnraum einsetzen, hat das eine ganz andere Wirkung“, betont Krauß: „Dass die Stadt Bonn ohne Absprache mit dem Rhein-Sieg-Kreis einen solchen Beschluss fasst, ist wirklich völlig aus der Zeit gefallen. Bonn sei keine ‚Insel‘, auf der die Verkehrsprobleme isoliert gelöst werden können.“

A565 wird nicht nur innerstädtisch, sondern auch von Pendlern genutzt

Der Beschluss des Rates erfordere zudem die Einstufung der A565 als „Stadtautobahn“ (siehe oben), deren Anforderungen sie jedoch nicht erfülle, so die CDU. Eine Stadtautobahn müsse dem innerstädtischen Verkehr dienen. Zwar sei der Ausbau der Brücke notwendig, um die Bonner Innenstadt bestmöglich vom lokalen Verkehr zu entlasten, sie nehme aber viel mehr Verkehr auf, der nicht innerstädtisch sei. „So verbindet die A565 als einzige durchgehende Autobahnverbindung den links- und rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Sie wird von zahlreichen Pendlerinnen und Pendlern genutzt, um den Arbeitsplatz und weitere persönliche Ziele zu erreichen.“

Der Alternativvorschlag des Bonner Stadtrats, die Machbarkeit einer Doppelstockkonstruktion zu prüfen, habe in Fachkreisen zu erheblicher Skepsis geführt. Das sei nicht verwunderlich, betont Oliver Krauß. „Denn bei einer doppelstöckigen Verkehrsführung Gefälle und Steigungen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben eingeplant werden.“

Er weist auch darauf hin, dass das schon einmal Thema gewesen und abgelehnt worden sei, nämlich, als es darum ging, den von Bonn und Kreis geforderten Radschnellweg entlang der Nordbrücke einzuplanen. Dabei sei geprüft worden, ob man den Radweg unter der neuen Brücke aufhängen könnte, dafür hätte die Erhöhung der Brücke von weniger als einem Meter ausgereicht. Der Vorschlag sei aber aufgrund der Steigungen im Streckenverlauf sowie bei Auf- und Abfahrten abgelehnt worden. 


Die Nordbrücke in Bonn (gebaut 1967) ist schon länger marode. Bis zum geplanten Neubau, der frühestens 2030 begonnen werden kann, muss die Brücke für mehrere Millionen Euro ertüchtigt werden, damit der Verkehr wie bisher auch weiterfließen kann. Die Planungen sehen vor, dass die neue Brücke von aktuell rund 30 Metern auf 60 Meter erweitert wird. Es soll zusätzliche Fahrspuren geben sowie jeweils einer Spur für die Ab- und Auffahrten an den Anschlussstellen in Bonn-Beuel und Bonn-Auerberg. Und: einen separaten Streifen für Fußgänger und Radfahrende. Das Gesamtprojekt hat eine Gesamtlänge von 2,7 Kilometern. Mit Stand 2021 fahren täglich rund 100.000 Fahrzeuge über die Brücke in Richtung Rhein-Sieg und Richtung Köln.