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Rote Eier, „Simnel Cake“, FastenWie Familien aus dem Ausland Ostern in Rhein-Sieg feiern

Lesezeit 3 Minuten
Ein Schokoladenhase liegt im Gras.

Schokoladenhasen im Garten verstecken – dieser Osterbrauch ist im Rhein-Sieg-Kreis weit verbreitet. (Symbolbild)

Eier färben, Schokohasen verstecken – diese Bräuche sind in Rhein-Sieg weit verbreitet. Doch wie feiern Familien aus dem Ausland Ostern?

Eier färben, Schokoladenhasen im Garten verstecken, Weidenkätzchen in die Vase stellen – diese Osterbräuche sind weit verbreitet und den meisten bekannt. Doch wie feiern Familien aus dem Ausland das höchste christliche Fest?

Engländer feiern Ostern mit „Hot Cross Buns“ und „Simnel Cake“

„Wir in England kennen keine Hasen“, sagt Lucy James, die mit Mann und zwei Kindern in Troisdorf wohnt. Auch Osternester würden dort nicht im Garten versteckt. In jeder Familie auf der Insel aber gebe es „Hot Cross Buns“, süße Milchbrötchen mit Zimt, Nelken, Muskatnuss, oft auch Rosinen, die verziert seien mit einem Glasur-Kreuz.

Die meisten Menschen kauften diese mittlerweile im Supermarkt, berichtet die 51-jährige Redakteurin der Deutschen Welle. „Aber in Deutschland gibt es sie nicht.“ Früher seien die Buns erst ab Karfreitag verzehrt worden, heute schon ab Palmsonntag. Auch bei Familie James gibt es sie, frisch aus dem Ofen.

Eine Frau lächelt in die Kamera.

Lucy James aus England backt „Hot Cross Buns“.

Der Simnel Cake ist das zweite Traditionsbackwerk, ein schwerer Früchtekuchen, verziert mit elf Marzipankugeln, „eine für jeden Apostel, Judas wird weggelassen“, erklärt Lucy James. In der australischen Heimat ihres Ehemanns Paul James gebe es ähnliche Bräuche und außerdem „Bilby“, ein Beuteltier mit Nagezähnen, das in seinem Beutel die Eier transportiere.

Tschechin aus Neunkirchen-Seelscheid schloss sich im Bad ein

In Tschechien heißt der zweite Feiertag „Peitschen-Montag“. Was es damit auf sich hat, hat Zuzana Mäkinen in ihrer Jugend zu spüren bekommen. „Die Jungen ziehen mit geflochtenen und mit bunten Bändern geschmückten Weidenruten von Haus zu Haus, erbitten Eier und suchen die Mädchen. Erwischen sie eines, gibt es Hiebe. Vielleicht sei das ein alter Fruchtbarkeitsbrauch, vermutet die 79-jährige Textilkünstlerin aus Neunkirchen-Seelscheid. „Ich habe mich damals immer im Bad eingeschlossen.“

Eine Frau mit einem roten Hut auf dem Kopf lächelt.

Zuzana Mäkinen erlebte den Peitschen-Montag in Tschechien.

Osternester würden in Tschechien nicht versteckt, fährt sie fort, den traditionellen Kuchen in Lammform backt sie auch in Deutschland. Ganz andere Bilder verbindet ihr Mann Kalvor Mäkinen mit Ostern: In Finnland ziehen als Hexen verkleidete Frauen umher.

Am Osterfreitag ist für Gläubige aus Kroatien Fastentag

Augustin Bagaric und Marijan Zubćić haben ihre Bräuche aus Kroatien mitgebracht und leben sie auch. Bagaric etwa geht jeden Sonntag in die Kirche, gemeinsam mit 500 Menschen in die kroatisch-katholische Gemeinde in Koblenz. „Am Osterfreitag ist Fastentag“ erklärt er, „da gibt es nur Wasser und Brot.“

zwei Männer lächeln in die Kamera.

Marijan Zubćić (l.) und Augustin Bagaric haben Bräuche aus Kroatien mitgebracht, die sie auch heute noch pflegen.

Samstagabend ist Gottesdienst für die gesamte Familie. „Wir bringen Eier, Schinken und Salz mit“, erzählt Zubćić. „Der Priester segnet das.“ Am Sonntagmorgen gibt es davon ein rustikales Frühstück. „Und anschließend wird traditionell Lamm gemacht“, so Bagaric, „bei einer großen Familie wird sogar ein ganzes Tier gebraten.“

Nach der Fastenzeit färben Griechen die Eier dunkelrot

Bei Dina Hürter und Waso Lehmann glänzen die Augen, wenn es um Ostern geht. „Das ist das höchste und schönste Fest für uns.“ Die beiden Griechinnen fliegen kommende Woche extra nach Kavala, die griechisch-orthodoxe Kirche feiert nach dem julianischen Kalender in diesem Jahr eine Woche später.

Zwei Griechinnen berichten von Osterbräuchen in der Heimat.

Dina Hürter (l.) und Waso Lehmann werden das orthodoxe Osterfest mit ihren Familien in Griechenland feiern.

„Nach der Fastenzeit färben wir die Eier dunkelrot“, sagt Lehmann. „Das steht für das Blut von Christus“, ergänzt Hürter. Am Karfreitag freuen sie sich auf die Prozession, die durch die Kirche ziehen wird. Am Samstag geht es gleich zwei Mal ins Gotteshaus. Morgens freuen sich die, die gefastet haben, über die Essensgabe. Abends gehen die Familien gemeinsam zum Gottesdienst.

„Der Pfarrer bringt um Mitternacht das Licht, als Symbol für die Auferstehung“, beschreibt Lehmann den Höhepunkt des Zeremoniells. „Christos Anesti“ spricht der Geistliche, „Christus ist auferstanden“ und die Gemeinde antwortet ihm „Alithos Anesti“, was so viel heißt wie: „Er ist wirklich auferstanden.“ Die Besucherinnen und Besucher entzünden Kerzen am Licht und tragen die Flamme nach Hause. Dort wird, wieder zusammen, die Ostersuppe Mageritsa gegessen, gemacht aus Innereien. Am Sonntag schließlich wird im großen Kreis gegrillt. „Es gehört auf jeden Fall Musik dazu“, lässt Lehmann keinen Zweifel am Feiercharakter von Ostern.