Sankt Augustin-MülldorfQuartiersmanager geht auf Menschen in der Ankerstraße zu

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Der Spielplatz im Hintergrund wird bald verbessert. Sozialarbeiter Nico Dreuw (l.) im Gespräch mit dem Beigeordneten Ali Dogan.

Sankt Augustin – Für die Bewohner von Mülldorf-Nord hat die Diakonie ein Projekt gestartet, das neue Perspektiven für die Bewohner dort bringen soll. Ein Beratungsbüro im Haus Ankerstraße 19 ist Anlaufstelle für sie. „Wir sind die Gäste und die Menschen, die hier leben, sind die Experten vor Ort. Sie werden uns am besten sagen, wie wir Dinge verbessern können“, betont Nico Dreuw. Er ist der neue Sozialarbeiter in Mülldorf-Nord.

„Die Stadt ist auf uns zugekommen und hat gefragt, ob wir das Projekt übernehmen möchten“, berichtet Patrick Ehmann, Geschäftsführer der Diakonie an Sieg und Rhein. „Wir haben zugesagt.“ Die Finanzierung des Projektes wird zu großen Teilen vom Land übernommen, die evangelische Kirchengemeinde steuert den Rest dazu. Das sind 10.000 Euro pro Jahr. „Wir fühlen uns als Gemeinde für diesen Stadtteil mitverantwortlich“, sagt Pfarrer David Bongartz.

Drei Wohngebäude mit je 18 Geschossen

Das damals höchste und größte Bauvorhaben für den Kreis wurde im Juni 1971 beschlossen. In der Gemeinde Sankt Augustin sollte ein 30-Millionen-Mark-Projekt realisiert werden. In einer massiven, platzsparenden Bauweise am Rande des Ortsteils Mülldorf als Blickfang von der Siegniederung her waren drei Wohngebäude mit je 18 Geschossen bis zu 56 Meter hoch geplant. In diesen Gebäuden sollten 630 Wohnungen entstehen, mehr als 2000 Menschen sollten später dort leben. Ein kleines Ladenzentrum, ein Kindergarten, Spielplätze und Parkplätze mit einem Parkhaus gehörten damals zum Plan. (vr) 

Das Land hat das Geld nur für zwölf Monate zugesagt, das Projekt läuft jedoch über drei Jahre. „Wir möchten die Quartiersarbeit dauerhaft etablieren“, betont Ali Dogan, erster Beigeordneter. Deshalb stelle die Stadtverwaltung Anträge an das Land, das Projekt weiter zu finanzieren. „Wir müssen darüber hinaus dahin kommen, dass im Haushalt feste Mittel dafür eingeplant werden.“

Viele Sozialhilfeempfänger und Migranten leben im Quartier

Rund 2200 Menschen leben im Quartier Mülldorf-Nord. „Im Durchschnitt ist die Zahl derer, die hier Sozialhilfe beantragen, drei Mal so hoch wie im Durchschnitt der Stadt“, berichtet der erste Beigeordnete. Auch die Anzahl der Migranten sei hier prozentual höher. Man müsste ihnen aber eine Chance in der Gesellschaft geben. „Es kann nicht sein, die Adresse Ankerstraße 19 Lebensentscheidungen beeinflusst wie zum Beispiel bei Bewerbungen“, sagt Dogan. Das seien Vorurteile, „die abgebaut werden müssen“.

Die für die 70er Jahre typischen Siedlungsstruktur mit Hochhäusern, wie sie in der Ankerstraße zu finden ist, sei ein Stadtentwicklungsfehler, sagt Ehmann. „Heute werden diesen hohen Klötze so nicht mehr gebaut.“ Man müsse aber jetzt damit leben.

Die Diakonie möchte ihr Netzwerk nutzen, „um den Menschen vor Ort gezielt zu unterstützen“, berichtet Michaela Teigelmeister. Sie ist Fachbereichsleiterin Offene Sozialarbeit in der Diakonie. „Wir bieten keine fertigen Lösungen an, wir helfen.“ Angebote von der Suchthilfe bis hin zur Unterstützung bei der Suche nach einem Kindergarten würden gegeben.

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Nico Dreuw hat seine Stelle im April angetreten und „schon viele wichtige Eindrücke“ gewonnen. Dazu gehört auch, dass der Spielplatz am Haus Ankerstraße 19 deutlich verbessert werden könnte. Seine Devise ist, dass „Quartiersarbeit von den Menschen selbst lebt“.

Man müsse die Bedürfnisse analysieren und dann gemeinsam daran arbeiten, dass sie berücksichtigt würden. Der Spielplatz sei ein gutes Beispiel dafür. Er sei auf Kinder im Alter bis zu acht Jahren ausgerichtet. Für die anderen im Alter bis zu 14 Jahren sei er nicht attraktiv. Dogan sagte ihm fest zu, dass dies schnell geändert werde.

Dass im Quartier viel zu tun ist, sieht man an einem großen Haufen voller Sperrmüll neben dem Haus Ankerstraße 19, den einige Bewohner dort abgeladen haben. „Der Stadt sind da die Hände gebunden, weil es eine Privatgrundstück ist“, teilt Dogan auf Nachfrage der Redaktion mit. Man sei aber wegen dieser Sache mit der Hausverwaltung in Kontakt.

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