Neue Stätte für Gebeine des AbteigründersUmbau der Anno-Kapelle in Siegburg

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In der Anno-Kapelle in der Kirche St. Michael sollen künftig wieder die Gebeine des Abteigründers Anno aufbewahrt werden.

In der Anno-Kapelle in der Kirche St. Michael sollen künftig wieder die Gebeine des Abteigründers Anno aufbewahrt werden.

Siegburg – Man kann die Anno-Kapelle leicht übersehen, wenn man die alte Abteikirche St. Michael betritt. Sie liegt gleich links neben dem Haupteingang, hinter einem schweren schmiedeeisernen Gitter und einer massiven Holztür. „Anno, bete für uns“, ist in Lateinisch als frommer Wunsch daran zu lesen.

Die Reliquien wurden aufgeteilt

Der Kölner Erzbischof Anno II. (um 1010 bis 1075) war zeitweise der mächtigste Mann seiner Zeit: 1062 entführte er den damals erst sechs Jahre alten Heinrich IV. und übernahm die Vormundschaft über ihn. Als Reichsverweser regierte er so das Heilige Römische Reich. In Köln erfreute er sich größter Unbeliebtheit, nachdem er dort 1074 einen Aufstand von Kaufleuten mit größter Härte zurückgeschlagen hatte und die Anführer blenden ließ. Anno gründete mehrere Klöster und Stifte, darunter 1064 die Abtei auf dem Michaelsberg.

Nach seinem Tod wurde Anno in einem großen Trauerzug nach Siegburg gebracht und entsprechend seinem Wunsch in der Benediktiner-Abtei beigesetzt. Benediktiner waren es auch, die seine Heiligsprechung betrieben und im Jahr 1183 auch erreichten. Anno wurde später in einen prächtigen Schrein gebettet, den die Werkstatt des Kölner Goldschmieds Nikolaus von Verdun schuf, die auch den Dreikönigsschrein für den Kölner Dom fertigte.

Mit Unterbrechungen stand der Schrein in der Annokapelle, seit 2016 ist er in der St. Servatius-Schatzkammer zu sehen. Die Reliquien wurden in der Nachkriegszeit aufgeteilt. Ein Teil verblieb in der Abtei und wird dort derzeit in einer Holzschatulle verwahrt, ein anderer Teil blieb bei der Gemeinde St. Servatius. (ah)

Ein Teil der Gebeine des Heiligen ruht in einer einfachen Holztruhe, einige Reliquien aber auch in dem prächtigen Anno-Schrein in der Schatzkammer der St. Servatiuskirche. Jetzt rückt der Gründer der Benediktiner-Abtei wieder stärker in die Öffentlichkeit: Der Umbau der kleinen Kapelle mit etwa 25 Quadratmeter Grundfläche hat begonnen, ein Holzrahmen zeigt bereits als Platzhalter, wo schon bald ein modernes, leichtes und filigranes Kunstwerk die Gebeine aufnehmen wird.

Der Platzhalter für den modernen Schrein von Künstler Brody Neuenschwander.

Der Platzhalter für den modernen Schrein von Künstler Brody Neuenschwander.

Der Künstler Brody Neuenschwander aus Brüssel entwarf zu diesem Zweck eine schreinförmige Konstruktion aus feinen Metallbuchstaben, die sich im Anno-Lied finden. Damit setzte er sich 2018 in einem Wettbewerb gegen fünf Mitbewerber durch. Derzeit arbeiten Elektriker vor Ort, die streng auf Vorgaben des Denkmalschutzes achten müssen.

Unter Leuten beigesetzt

KSI-Direktor Ralph Bergold.

KSI-Direktor Ralph Bergold.

Professor Dr. Ralph Bergold, Direktor des Katholisch-Sozialen Instituts und damit Hausherr, betont, dass es vor allem „um eine würdige Aufbewahrung“ gehe und darum, einem Wunsch Annos Rechnung zu tragen: Denn der habe „mitten unter den Leuten“ beigesetzt werden wollen, nicht in einer schwer zugänglichen Gruft. Er war es auch, der seine Klostergründung schon zu Lebzeiten mit wertvollen Reliquien ausstattete.

Ein Gemälde aus der Barockzeit mit Erzbischof Anno und dem ersten Abt Erpho von Siegburg.

Ein Gemälde aus der Barockzeit mit Erzbischof Anno und dem ersten Abt Erpho von Siegburg.

Der Annoschrein bleibt in der Servatiuskirche, für Bergold ein wichtiger Aspekt. „So wollen wir die Verbindung zwischen der alten Abtei und der Servatiuskirche deutlich machen.“ Künftig soll es auch eine neue Form von Anno-Andachten geben. Wie das aussehen könnte, daran arbeitet derzeit ein Doktorand Bergolds, der sich mit Liturgie und Kulturraumpädagogik befasst.

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Abstand habe man von Plänen genommen, eine neue Ruhestätte über der auffälligen Grabplatte zu schaffen, die im Mittelgang der Kirche liegt. „Der Standort passt nicht zur Ästhetik und zum Raumgefühl der Kirche“, so Bergold. Ursprünglich hatte der KSI-Direktor eine feierliche Einsegnung für den 4. Dezember ins Auge gefasst, was aber an Corona scheitert. Jetzt plant Bergold einen Termin Mitte Februar. „Vielleicht ist das auch positiv. Denn so hätten wegen Corona nur 30 Leute kommen können, und das ist doch ein sehr wichtiges Ereignis.“

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