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Stadtmuseum SiegburgDänische Keramikkünstler verwandeln Ton in körperhafte Skulpturen

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Aus Ton aus dem Westerwald bestehen die Keramik-Objekte des dänischen Künstlers Martin Bodilsen Kaldahl, die jetzt im Siegburger Stadtmuseum zu sehen sind.

Aus Ton aus dem Westerwald bestehen die Keramik-Objekte des dänischen Künstlers Martin Bodilsen Kaldahl, die jetzt im Siegburger Stadtmuseum zu sehen sind.

Da Siegburger Stadtmuseum zeigt eine Ausstellung mit ausdrucksstarken Arbeiten der dänischen Keramikkünstler Martin Bodilsen Kaldahl und Stine Jespersen.

Bis Ende August wird im Siegburger Stadtmuseum Keramikkunst von Martin Bodilsen Kaldahl (geb. 1954) und Stine Jespersen (geb. 1976) zu sehen sein. Die beiden dänischen Keramiker hätten „ihre individuelle Kunst über Jahre völlig frei und Zweck-ungebunden auf höchstem internationalen Niveau entwickelt“, sagte Museumsleiterin Dr. Gundula Caspary bei der Ausstellungs-Eröffnung am Sonntag vor zahlreichen Gästen.

Mit ihren, jeweils in sich ähnlichen Exponaten gewähren Kaldahl und Jespersen eher umfassende Einblicke in die Tiefe und Ausdrucksstärke ihrer Schaffenskunst als die gesamte Vielfalt ihrer Œuvres auszuleuchten. Jedenfalls war der gleichzeitig stattfindende Siegburger Keramikmarkt der optimale Zeitpunkt für den Ausstellungsstart. Belebte er doch die Aura des Schönen, die sich am Sonntag über Siegburgs Kulturtempel und den Markt legte.

Siegburg behauptet sich als renommierte Keramikstadt

22 Lebensjahre Erfahrung und Weltanschauung trennen beider Kunst. Gleichwohl ließen sich die Objekte ihren Erschaffern auf den ersten Blick nicht zuordnen. In beiden Fällen strahlen sie in jugendlicher Frische. Caspary: „Sie versinnbildlichen die Verwandlung des Materials in körperhafte Skulpturen, in denen bei beiden das serielle Fragment Ausgangspunkt der Formgebung ist.“ Bei Kaldahl wirkt die forsche Wucht, bei Jespersen der kühne Umgang mit der Fragilität. „Der Ton zeigt mir den Weg“, ist seine Leitphilosophie.

Ausgesprochen filigran gearbeitet sind die Wandobjekte von Stine Jespersen.

Ausgesprochen filigran gearbeitet sind die Wandobjekte von Stine Jespersen.

Da ist etwa der Klumpen Ton, den er auf den Boden knallt und mit unterschiedlichen geknickten oder geraden Röhrchen versieht. Auch hier gewährt er dem Material den Vorrang. „Die Winkel bestimmen wie es weiter geht.“ Seine Arbeiten sind für ihn „räumliche Zeichnungen. Es muss immer ein Gefühl von Präsenz im Raum sein“, so Kaldahl, der seinen Clay (Ton) übrigens aus dem Westerwald bezieht. Dass die dänischen Keramik-Designer weltweit zu den Vorreitern gehören, führt er auf die Gabe zurück, „internationale Einflüsse mit der langen dänischen Töpfertradition in Einklang zu bringen.“

Martin Bodilsen Kaldahl sieht seine Arbeiten als „räumliche Zeichnung“.

Martin Bodilsen Kaldahl sieht seine Arbeiten als „räumliche Zeichnung“.

Stine Jespersen, die zum Teil in England bei Martin Kaldahl studierte, als dieser an der am Royal College of Art lehrte, formt unglaublich filigrane Skulpturen. Sie bestehen aus kleinen Abschnitten von dünnen Tonrohren, die sie mit den Fingern auf jene Art zu Ringen formt, wie die italienische Mama ihre Farfalloni oder Orecchiette herstellt. Aus den einzelnen Röllchen baut sie große Skulpturen oder Wandobjekte. Die Kopenhagenerin verwendet keine Farben, erzeugt die Abstufungen indes mit verschiedenfarbigen Tonen. Der Umstand, dass sie die Arbeiten nicht unglasiert lässt, trage „zum Eindruck einer empfindsamen Lebendigkeit bei“, wie Caspary befand.

Susanne Haase-Mühlbauer, die als Vizebürgermeisterin und Vorsitzende des Kulturbeirats zu den Gästen sprach, fühlte sich ans 13. Jahrhundert erinnert, als der Siegburger Ton weltweiten Ruf genoss und sie sehe in „der großartigen Kunst“ von Kaldahl und Jespersen eine Bestätigung, „dass sich Siegburg als renommierte Keramikstadt wieder behaupten kann. Keramik und Humperdinck sind die Identifikationsfiguren der Stadt.“