Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

SanierungGlocken der Siegburger Kirche St. Servatius läuten wieder

2 min
Eine alte Kirchenglocke in einem hölzernen Glockenstuhl.

Die Glocke Anna wurde 1656 gegossen von Claudius Lamiral und Antomius aus Paris in Arrnsberg/Bonn, sie wiegt 1100 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 1220 Millimetern. 

Vier Jahre war das Geläut aus Sicherheitsgründen stillgelegt: Marode Holzbalken wurden ersetzt, das Mauerwerk saniert.

Kleine Holzstückchen, die vor vier Jahren die Küsterin im Glockenturm fand, machten 2021 die Verantwortlichen stutzig. Wenig später verstummten aus Sicherheitsgründen die Glocken der Kirche St. Servatius am Siegburger Markt, da sich der Glockenstuhl im Turm der Kirche als marode erwiesen hatte. Jetzt läuten die Glocken mit den Namen St. Servatius, Allerheiligen, St. Anna und Totenglocke wieder: Die Sanierung ist abgeschlossen.

Unternehmen aus dem Münsterland übernahm Auftrag in Siegburg

Fast drei Jahre vergingen, bis die notwendigen Gutachten erstellt und die Finanzierung geklärt waren. Auch die Suche nach einem Fachunternehmen für die Sanierung gestaltete sich mühsam. „Es gibt nicht mehr viele“, sagte jetzt die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Martina Sedlaczek. Fündig wurde man im Münsterland: Die Manufaktur „Petit und Brüder Engelbrock“ aus Gescher hatte vor Jahren schon zwei Glocken für die Abteikirche gegossen und übernahm nun den Sanierungsauftrag für St. Servatius.

Im Herbst des vergangenen Jahres begannen die Sanierungsarbeiten im Turm der Pfarrkirche. Sichtbarstes Zeichen war das große Gerüst, das den Turm bis heute einhüllt. Die vier Glocken seien in Gegenschwingungen geraten, erklärte vor Ort im Frühjahr 2025 Manfred Bethge von der beauftragten Manufaktur: Irgendwann sei die 190 Kilo schwere Totenglocke um 90 Grad gedreht worden.

Einige Balken tragen noch Spuren des Siegburger Stadtbrandes von 1647

Die dadurch hervorgerufenen Dissonanzen hätten das Mauerwerk in Mitleidenschaft gezogen. Immerhin erreichen die Glocken während des Läutens eine Schubkraft, die dem Dreifachen ihres Gewichts entspricht. Chemikalien, mit denen man damals den Holzwurm bekämpft habe, hätten den Balken zusätzlich geschadet, erklärte zudem die Gebäudepatin und ehemalige Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger. Eichenbalken, an denen bis heute zum Teil noch Spuren des Stadtbrandes von 1647 zu sehen sind. 

Ein Mann leuchtet mit der Taschenlampe auf eine Konstruktion aus Holz und Stahl.

Fachmann für die Sanierung ist Manfred Bethge, der die Löcher im alten Holz zeigt. Stahlträger verstärken jetzt die Konstruktion.

Stahlträger wurden während der Sanierungsarbeiten eingezogen, marode Balken aus Holz durch neue ersetzt. „Das hält jetzt“, versicherte im März der Fachmann aus Gescher, bevor ein Probeläuten angesetzt wurde. Ein Statiker mit Expertise für historische Bauten und ein Architekt begleiteten die Arbeiten. Die übrigens noch nicht vollends abgeschlossen sind: Wie Martina Sedlaczek mitteilte, werden die vier Glocken im Herbst wohl noch einmal für einige Wochen schweigen müssen. Dann werden außen an der Kirche einige Säulen erneuert.

Übrigens landen marode Holzbalken, die man aus dem Turm der Kirche entfernen musste, vermutlich nicht als Feuerholz in einem Kamin: Sie könnten, so Martina Sedlaczek, im Hedwigsgarten eine neue Verwendung finden. Auf dem Gelände neben der Kirche St. Hedwig auf der Zange haben Freiwillige der Bürgergemeinschaft auf einem Kirchengrundstück einen Naturgarten mit Boulebahn und Hochbeeten angelegt.