Auf der alten Bahntrasse zwischen der Kreisstadt und Lohmar wurde die erste Kreuzung radfahrerfreundlich umgebaut.
Waldstraße in SiegburgRadler bekommen langsam aber sicher Vorfahrt

Siegburg: An der Kreuzung des Radwegs auf der alten Bahntrasse mit der Waldstraße haben Radfahrer jetzt Vorfahrt
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Vorfahrt für Radfahrer, das ist eine lange gehegter Wunsch von Radlern, die auf der alten Bahntrasse des „Luhmer Grietchens“ quer durch die Kreisstadt fahren. An der Waldstraße ging er jetzt in Erfüllung: Bürgermeister Stefan Rosemann gab die neu gebaute Querung jetzt frei, auf der der Radweg deutlich durch rötliche Pflastersteine hervorgehoben ist.
„Man sieht es nicht nur an der Farbe, sondern auch an der Beschilderung“, betonte Rosemann mit Blick auf die unübersehbaren Vorfahrt-gewähren-Schilder an der Kreuzung. Aus Sicht von Autofahrern steigt die Waldstraße auf das Niveau des Radwegs an und fällt dahinter wieder ab, was zusätzlich für Aufmerksamkeit sorgt.
Viereinhalb Jahre vom Ratsbeschluss bis zur Umsetzung
„Fahrrad vor Auto, das ist der Weg, den wir gehen müssen“, so die Ansicht Rosemanns, was an der Waldstraße besonders leicht umzusetzen gewesen sei. Dennoch dauerte es vom Ratsbeschluss bis zur Umsetzung viereinhalb Jahre, allerdings auch, da an der Stelle Kanal- und Arbeiten an Medienleitungen erledigt werden mussten, so der Leiter des Amts für Mobilität und Infrastruktur Oguz Cekin.
Radfahrer komme auch besser voran, da Sperren entfernt werden konnten, die früher zum Abbremsen zwangen. Künftig werden sie an drei weiteren Kreuzungen Vorfahrt bekommen, mit Steinbahn, Kronprinzenstraße und Cecilienstraße. Cekin zufolge werden die Arbeiten an den drei Querungen weniger aufwendig, schneller und kostengünstiger verlaufen als an der Waldstraße. Dort werden die Kosten mit 80.000 bis 90. 000 Euro beziffert.
Fortsetzung bis zur Frankfurter Straße lässt auf sich warten
Langfristig soll der Weg auf der alten Bahntrasse, die in einem Bogen am Michaelsberg vorbeiführt, bis zur Frankfurter Straße führen, was sich allerdings verzögert: Bei der Umsetzung sind Deutsche Bahn und Eisenbahnbundesamt gefragt. Das Siegwerk jedenfalls braucht laut Stadtverwaltung keinen Gleisanschluss mehr.
Sebastian Gocht, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Siegburg lobte die neue Kreuzung: „Wir begrüßen das absolut.“ Bürgermeister Rosemann betonte, man habe eng mit dem ADFC bei der Umsetzung zusammengearbeitet. Etwas Neues sei die Vorfahrt auf einem Radweg nicht, so Gocht: „In Norddeutschland sieht man das sehr häufig.“

Vertreter von Stadtverwaltung und ADFC stellten den Umbau der Kreuzung vor.
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Zwischen 1884 und 1954 war die Aggertalbahn, im Volksmund „Luhmer Grietche“ oder „Lühmerer Jrietche“ genannt, in Betrieb. Die Strecke zwischen Lohmar und Overath wurde 1954 eingestellt und die Trasse zurückgebaut. Zwischen Lohmar und Siegburg kam das Aus 1988, 1996 wurde der Verkehr endgültig eingestellt.
Alleenradwege auf stillgelegten Bahntrassen
Der Umbau in einen Alleenradweg folgte von 2009 bis 2014, nachdem die beiden Kommunen die nötigen Abschnitte von der Bahn gekauft hatten. Dazu flossen Fördermittel aus dem Programm „Alleenradwege auf stillgelegten Bahntrassen“, wie es in einem Bericht der Stadtverwaltung für den Stadtrat aus dem Jahr 2018 hieß.
Ab dem Kleiberg gibt es eine Verbindung auf der Ostseite des bis zum Mühlentor-Parkplatz. Das Siegwerk nutzte die Bahnstrecke bis 2016, der Infrastrukturanschlussvertrag wurde 2017 gekündigt. Für das Entwidmungsverfahren der verbliebenen Strecke ist das Eisenbahnbundesamt zuständig.
Der ADFC lädt für Mittwoch, 27. August, 19 Uhr zu einer Podiumsdikussion mit den Siegburger Parteien ins Stadtmuseum: Fragestellungen sind „Wie sieht die Zukunft der Mobilität in Siegburg aus?“, „Rad, Bus - und weniger Autos?“ und „Was wollen die Parteien nach der Kommunalwahl bewegen?“.