Jedes Jahr werden im Zuge des Lachspatenschaftsprogramms junge Fische in der Sieg von Schulklassen ausgewildert.
„Mein Lachs heißt Jamal Musiala“Schulkinder aus Rhein-Sieg entlassen 2600 Junglachse in die Freiheit

Lachsbesatzung der Lachspaten am Siegwehr: An der Kecher-Lernstation dürfen die Kinder selbst nach Kleinstlebewesen fischen, um sie zu bestimmen.
Copyright: Anica Tischler
Es wuselt und wimmelt am Siegufer – und nicht nur unter der Wasseroberfläche, wo sich unter anderem kleine Fische, Krebse und Muscheln tummeln, sondern auch über Wasser: Kinder von vier Schulen laufen wild umher oder sitzen auf dem steinigen Ufer und picknicken. Für sie ist heute ein aufregender Tag, denn heute dürfen sie als Paten junge Lachse in der Sieg aussetzen.
Lachsbesatz heißt der offizielle Fachbegriff dafür, wenn die jungen Lachse ausgewildert werden. „Die Lachse ins Wasser zu setzen, darauf freue ich mich am meisten“, sagt die neunjährige Johanna von der KGS Buisdorf in Sankt Augustin. Sie, Dilanur, Ilyas und Miraç arbeiten zusammen mit ihren Klassenkameraden an der Kescher-Station, bevor es zum Aussetzen der Lachse geht. An der Station, aufgebaut und betreut von Mitarbeitenden der Stiftung Wasserlauf NRW, geht es darum, dass die Schulkinder selbst lernen, nach Kleinstlebewesen zu fischen.

v.l.: Ilyas, Miraç, Johanna und Dilanur von der KGS Buisdorf an der Kecher-Station.
Copyright: Anica Tischler
Junge Lachse werden jedes Jahr in der Sieg ausgesetzt
„Wir gehen mit dem Kescher sanft über den Boden und nehmen ruhig auch Steine und Sand mit“, erklärt die Mitarbeiterin den Kindern. „Denn unter Steinen verstecken sich viele Tiere.“ Mit Gummistiefeln und Kescher waten die Schulkinder schließlich im Ufer umher. Und mit Steinchen und Co. werden die hoffentlich gefangenen Tierchen dann in Schalen gesetzt, um sie zu bestimmen. „Ich habe einen Fisch“, ruft ein Kind aufgeregt und schnell umringen alle anderen die Schale, um sich den das Tier auch anzugucken.

An der Kescher-Lernstation dürfen die Kinder selbst nach Kleinstlebewesen fischen, um sie zu bestimmen.
Copyright: Anica Tischler
Die Tiere, um die es eigentlich geht, die Junglachse, werden von Sven Wohlgemuth und Dennis Bocke aufbewahrt und den Kindern, wenn es so weit ist, in kleinen Eimern übergeben, damit sie diese ins Wasser lassen können. „Wir können hier bis zu 700.000 Eier erbrüten“, sagt Sven Wohlgemuth von der Stiftung Wasserlauf NRW. Bis zu 450.000 Babylachse könnten angefüttert werden.

Marion Meitzner zeigt die Junglachse, bevor sie ausgewildert werden.
Copyright: Anica Tischler
Die Jungtiere, die jetzt ausgewildert werden, heißen im Fachjargon „Parrs“. Sie können von den Kindern nach dem Aussetzen direkt beobachtet werden, weil sie zunächst mal nicht direkt wegschwimmen, sondern sich territorial verhalten und hinter Steinen an festen Standorten im Flachwasser bleiben.
„Wir waren auch im Herbst schon mal hier“, sagt Dilanur von der KGS Buisdorf. Zum Herbst kommen erwachsene Lachse in der Regel an ihr Heimatgewässer zurück, um sich fortzupflanzen. „Da haben wir schon etwas über die Lebensweise von Lachsen gelernt und auch Schuppen gezeigt bekommen.“ Jetzt sei es besonders aufregend, die „eigenen“ Lachse ins Wasser zu setzen, so der zehnjährige Ilyas. „Mein Lachs heißt Jamal Musiala“, sagt er überzeugt, und ist sich auch sicher, dass er „seinen“ Lachs im Wasser wiedererkennen wird.
Es ist eine große Freude, die Kinder hier zu beobachten.
Richtig gespannt sind die Kinder, als sie ihre Lachse nach und nach ins Wasser setzen können. Projektleiterin Marion Meitzner, erklärt ihnen, wie sie die Eimer mit den Fischen vorsichtig ins Wasser halten sollen, sodass die Strömung des Wassers an den Eimer gelangt und die Tiere herauslockt. Das lassen sich die Kinder aus Siegburg und Sankt Augustin nicht zweimal sagen. Mit Feuereifer, aber ruhiger Hand warten sie geduldig, bis sich die Fische aus dem Eimer trauen und in die Sieg schwimmen.

Die kleinen Lachse ins Wasser zu setzen ist das Highlight der Aktion.
Copyright: Anica Tischler
Seit gut 20 Jahren gebe es das Projekt schon, berichtet Marion Meitzner, Vorsitzende der Stiftung. Kurz nach Gründung der Stiftung im Jahr 2005 sei auch das Lachspatenschaftsprojekt entstanden. „Wir haben das Projekt auch für Schulklassen aufgelegt, weil viele einfach nicht wissen, dass Lachse auch hier leben – wenn die Wasserqualität stimmt.“ Lachse seien sehr empfindliche Tiere und ein sogenanntes Anzeiger-Tier für gesunde Fließgewässer. „Es ist eine große Freude, die Kinder hier zu beobachten“, so Meitzner. „Ich glaube, sie werden es nie vergessen, wenn sie hier kleine Lachse selbst auswildern und können so ja auch ein ganz eigenes Verständnis für diese Tiere und ihren Schutz entwickeln.“