NeueröffnungenTattoos für jedes Alter, Mode, Honig und Bubble Tea beleben Siegburg

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Am Nogenter Platz eröffnete „Six Thirty Creations“, hier Tanja Dahmen und ihr Kollege Sascha Adam.

Siegburg – Die Corona-Pandemie hat dem Einzelhandel zugesetzt. Manches Geschäft musste aufgeben. Doch es gibt auch Neueröffnungen. Vier von ihnen stellen wir vor.

Schmuck und Tattoos

Hugo hockt im Fenster, trägt Sonnenbrille und hat ein paar bunte Krawatten umgeschlungen. Alle zwei Tage wird er neu dekoriert und zieht um, in eine andere Ecke des Ladens. Hugo ist ein Skelett und Maskottchen von „Six Thirty Creations“ am Nogenter Platz, eine nach Räucherstäbchen riechende Wunderkammer mit alten Möbeln, morbiden Gemälden, Fotos, Federn und getrockneten Blumen, Ringen und Tierpräparaten.

„Schmuck, Tattoos und Kunst“ preist der Handzettel an, der noch mit dem Datum „Eröffnung Dezember 2020“ bedruckt ist. Tatsächlich aber konnte der Laden, dessen düsterer Memento-Mori-Look charmant mit der Freundlichkeit des Inhaber-Trios kontrastiert, erst im Mai dieses Jahres eröffnen. „Wir mussten viel Geduld haben“, sagt Tanja Dahmen, die selbst Schmuck entwirft, aber auch Stücke in asiatischen Ländern einkauft.

Ihre Preziosen bietet sie im Parterre an, oben im Studio stechen Sascha Adam und Tommy Lee Wendtner den Kunden Motive in die Haut. Vor allem Wendtner ist bekannt in der Szene und zieht die Klientel auch aus anderen Städten an. Und doch zeigt sich Tanja Dahmen, die früher einen Laden in Köln hatte, „positiv überrascht, dass wir hier soviel Zulauf haben“. Und das sind nicht nur junge Leute, sondern an diesem Nachmittag auch eine 77-jährige Dame, die mit ihrem Hund vorbeischaut und sich für eine Tätowierung entscheidet.

Der Laden profitiert aber auch von der Vernetzung mit dem Mittelalter-Geschäft „Rheingold“. „Trotz Corona: Es war die richtige Entscheidung“, stellt die Schmuckdesignerin fest, die früher in Köln lebte, aber nun die ruhigere und persönliche Atmosphäre in der Kreisstadt schätzt.

Modische Eigenkreationen

Auch Sabine Papachristos bereut es nicht, ihr Mode-Geschäft „pieceful“ an der Holzgasse 23 in Krisenzeiten eröffnet zu haben. „Ich habe mir einen Traum erfüllt“, sagt die gebürtige Siegburgerin. Ein Traum, der freilich auf einer soliden Basis steht. Die Naturkosmetikerin und Modedesignerin ist im Fashion-Geschäft erfahren. Am selben Ort hat sie bereits einen Laden geführt, ebenso an der Kaiserstraße, und in der Region hat sie diverse Modenschauen organisiert.

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Sabine Papachristos bietet in ihrem Mode-Geschäft „pieceful“ eigene Kreationen an.

Ihr früherer Mann führt den Naturfriseursalon im ersten Stock. Gemeinsam haben sie das Haus nun verkauft, und so verfügt Sabine Papachristos über ein solides Polster für ihre Boutique, die sie offiziell Mitte März eröffnet hat. Sie verkauft selbstkreierte Kleider, dazu Schuhe, Taschen und Wohndeko von kleinen Firmen.

Die Linie orientiert sich am Geschmack der Inhaberin, die Naturtöne mag und ein Faible fürs Puristisch-Edle hat. Fair-Trade-Produkte gehören dazu, auf Materialqualität legt die 50-Jährige großen Wert. „Gute Ware in den letzten Monaten zu bekommen war schwierig. Auch, weil wegen der Corona-Pandemie die Messen ausfielen.“

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Doch sie kommt damit zurecht, weil sie ihre festen Bezugsquellen und eingespielten Kontakte nutzen kann. „Der Laden funktioniert, und ein Gehalt, das ich mir selbst zahle, ist auch drin“, berichtet Papachristos, die von früher noch Stammkunden hat.

Doch eine neue Klientel komme dazu, sogar aus Köln. Am kommenden Samstag will die Inhaberin ihre Eröffnungsfeier nachholen, die wegen des Lockdowns im Frühjahr nicht möglich war. Dann spielt ab 12 Uhr Street-Pianist Marcel Kuipers auf seinem Flügel vor dem Geschäft.

Honig-Raritäten

Mitte März hat Erol Alimi sein Geschäft „Bienenmagie“ an der Kaiserstraße 47 eröffnet. Die Konkurrenz mit den zahlreichen Imkern im Rhein-Sieg-Kreis scheut er nicht, denn sein Angebot ist auf Raritäten ausgerichtet.

Die Regale sind in Wabenform gestaltet. Hier stehen Gläser mit Honig aus Koriander, Kastanien, Salbei oder Buchweizen, letzterer mit einem kräftigen, rustikalen Geschmack. Auch Gelée Royal und Propolis gehören zum Angebot, des weiteren Seifen und Kosmetikprodukte. „Die Cremes rührt meine Frau selbst an“, sagt Alini, der schon in Troisdorf auf der Kölner Straße einen Laden führt. „Doch der läuft nicht so gut“, bedauert der Geschäftsmann, der auf mehr Zugkraft seiner „Bienenmagie“ in der Kreisstadt hofft.

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Aus Transsilvanien in Rumänien bezieht Erol Alimi seine Honigspezialitäten.

Das Naturprodukt stammt aus Rumänien, genauer aus Transsilvanien. „Das hat nicht nur blutrünstige Geschichten zu bieten, sondern auch viel unberührte Natur“, sagt Alini, dessen Familie seit über 70 Jahren eine Großimkerei besitzt.

Den biozertifizierten Honig liefern 250 Bienenvölker. Wenn die Dunkelheit anbricht, werden die Stöcke in Lastwagen gezielt zu den Blühpflanzen gefahren. In Siegburg sollen demnächst noch mehr Produkte angeboten werden. Noch wirkt der Laden eher leer – beim Mobiliar gibt es Lieferengpässe.

Das Kultgetränk ist zurück

Bei Tram-Anh Phung blubbert es: Die junge Vietnamesin bietet Bubble Tea am Schalter neben dem Asia-Supermarkt gegenüber der Stadtbibliothek an. Der asiatische Lebensmittel-Laden gehört ihrer Mutter, die Tochter nutzt nun einen kleinen Raum, der bislang leer stand. Nun kocht sie jeden Morgen schwarzen, grünen und Olong-Tee, die Basis für Bubble Tea, den die junge Geschäftsfrau (18) ihren vorwiegend jungen Kunden durchs Fenster nach draußen reicht.

Der Eistee – seinen Namen „Bubble“ verdankt er den Blasen, die sich beim Schütteln bilden – war schon vor rund zehn Jahren ein Teenie-Kultgetränk, bis er in Verruf geriet: An den süßen Frucht- oder Tapioka-Perlen, die im Tee schwimmen und im Mund zerplatzen, könnten Kleinkinder ersticken, auch Schadstoffe seien darin. Beides traf nicht zu, doch der Hype mit den bunten Shakes war erst einmal vorbei.

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Bubble Tea ist die Spezialität von Tram-Anh Phung (l.), ihre Mutter betreibt nebenan einen Asia-Supermarkt.

Inzwischen erlebt der mit Sirup und wahlweise auch mit (Soja-)Milch versetzte bunte Eistee eine Renaissance. Dass sich Am Herrengarten oft eine kleine Schlange bildet, liegt daran, dass eine Bestellung Zeit braucht. Der Kunde muss unter zahlreichen Zutaten wählen, die Tram-Anh Phung auf zwei Tafeln geschrieben hat. Sirup gibt es von Apfel über Mango und Maracuja bis Wassermelone und Zitrone. Und die „Bobas“ genannten Perlen sind aus Litschi, Kiwi, Kirsche und anderen Früchten oder aus Tapioka und Hantian.

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