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„Kommst mit Handvoll neuer Freunde raus“„Ani-Con“ macht Siegburg zum Paradies für Cosplayer und Anime-Fans

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Ani-Con in Siegburg:Beim großen Anime Allstars Mega Konzert sangen und tanzten die Fans aus vollem Herzen mit. Sie feiern hier zusammen ihre Kindheit.

Beim großen Anime Allstars Mega Konzert sangen und tanzten die Fans aus vollem Herzen mit. Sie feiern hier zusammen ihre Kindheit.

5000 Gäste wurden auf der „Animany-Convention“ Siegburg am Wochenende erwartet. Was die Fans, Cosplayer und Künstler hier herführt.

„Leb’ deinen Traum“, singt Frank Schindel auf der Bühne im Rhein-Sieg-Forum auf der „Animany-Convention“, während dazu E-Gitarren aus den Lautsprechern dröhnen – und das Publikum singt aus voller Kehle und vollem Herzen mit, der Sänger hält das Mikro freudig in den Zuschauerraum. Denn die Fans von Anime und Manga, die sich vor der Bühne versammelt haben, tun gerade genau das: ihren Traum leben.

Die „Ani-Con“ in Siegburg ist ein Paradies für Anime- und Manga-Fans

Es ist das erste Mal überhaupt, dass die „Anime Allstars“ – Sängerinnen und Sänger, die vor rund 20 Jahren deutsche Songs für Anime-Serien aufnahmen – hier gemeinsam auftreten. Das ist für Fans, die damals Kinder waren, die Lieder im Fernsehen hörten und heute erwachsen sind, vor allem Nostalgie. Ein Highlight, für das sie gern den Weg auch aus ganz Deutschland nach Siegburg auf sich genommen haben.

Die Allstars sind einer von vielen Höhepunkten in diesem Jahr auf der „Animany-Convention“ (kurz Ani-Con). Neben einer „Artist Alley“, in der freischaffende Künstlerinnen und Künstler selbstgemachte Artikel verkaufen wie Poster, Sticker, Kuscheltiere, Würfelboxen, Deko-Artikel und T-Shirts, gibt es die Möglichkeit, Synchronsprecherinnen und Synchronsprecher von Anime-Serien zu treffen, an Workshops teilzunehmen, den Cosplay-Wettbewerb und Autogrammstunden.

Ani-Con in Siegburg: An den Verkaufsständen der ausgewählten Künstler:innen gibt es reichlich Auswahl für die Con-Besucher. Mit sehr viel Liebe zum Detail und in Handarbeit werden die Artikel hergestellt.

Ani-Con in Siegburg: An den Verkaufsständen der ausgewählten Künstler:innen gibt es reichlich Auswahl für die Con-Besucher. Mit sehr viel Liebe zum Detail und in Handarbeit werden die Artikel hergestellt.

Zum dritten Mal lockt die Anime- und Manga-Veranstaltung Fans und Cosplayer in die Kreisstadt. Für den Samstag sei das Rhein-Sieg-Forum komplett ausverkauft, sagt Veranstalter Kevin Hannan: rund 2500 verkaufte Tickets. Am gesamten Wochenende erwarte er durchaus, das Maximum von 5000 Besucherinnen und Besuchern zu erreichen. Das deutet auch die Schlange vor dem Eingang vor Eröffnung schon an. Sie führt um das gesamte Gebäude herum bis hinter das Forum zum Eingang des Parkhauses.

Die Con hat auf jeden Fall Potenzial, noch größer zu werden.
Bianca, Cosplayerin

Die Convention zeichne sich durch Freundlichkeit, Offenheit und eine familiäre Atmosphäre aus, das ist von vielen Gästen vor Ort zu hören, die nicht zum ersten Mal hier sind, müsse allerdings in Teilen noch an den Organisationsstrukturen arbeiten. Die Con ist im Vergleich zu anderen ihrer Art (zum Beispiel zur „Dokomi“ in Düsseldorf als größte Genre-Convention in Europa) nämlich noch vergleichsweise klein und damit etwas ruhiger, überschaubarer. Darauf freuen sich auch Neulinge: Kathi ist aus Leipzig nach Siegburg gekommen und war vorher noch nie auf der Ani-Con. Ihre Freunde haben sie überzeugt. „Ich war schon mal hier“, sagt Bianca, die in einem selbstgemachten Kostüm des Schwarzen Magiers aus der Anime-Serie „Yu-Gi-Oh“ gekommen ist. „Ich finde es cool hier. Die Veranstalter nehmen Feedback an und steigern sich jedes Jahr. Die Con hat auf jeden Fall Potenzial, noch größer zu werden.“

Ani-Con in Siegburg: Diese Gruppe von Freunden geht regelmäßig zusammen auf Convenitons. Dieses Jahr ist das Thema die Anime-Serie Yu-Gi-Oh. (v.l.n.r: Tanja, Nico, Kathi, Bianca).

Diese Gruppe von Freunden geht regelmäßig zusammen auf Convenitons. Dieses Jahr ist das Thema die Anime-Serie Yu-Gi-Oh. (v.l.n.r: Tanja, Nico, Kathi, Bianca).

Ihre Gruppe, zu der auch Kathi gehört, hat sich auf der „Animagic-Convention“ 2023 in Mannheim kennengelernt und trifft sich seitdem immer wieder auf solchen Veranstaltungen, oft auch so wie heute, mit einem geplanten Gruppen-Kostüm. Bianca hat ihren Schwarzen Magier aus Schaumstoff, Latex und Draht gebaut hat – insgesamt saß sie etwa vier Monate an dem Kostüm. Neben ihr stehen Tanja und Nico in Kostümen des Protagonisten von „Yu-Gi-Oh“, Yugi. Dafür haben sie aufwendige Perücken gebastelt. „Die ist auch ganz schön schwer“, sagt Tanja lachend.

Cosplayer investieren viel Zeit und Mühe in ihre Kostüme

„Es ist super, hier in Siegburg so eine Convention zu haben“, stellt Nadine Weißenfels fest. Sie ist Schustermeisterin in der örtlichen Schuhmacherei Becker und seit 2014 auch selbst Cosplayerin. Auf der „Ani-Con“ hilft sie im Hangout Space dabei, Cosplays kurzfristig zu reparieren, falls den Gästen auf der Veranstaltung eine Naht reißt oder Teile abfallen und angeklebt werden müssen. Beim Cosplay (kurz für Costume Play, deutsch: Kostüm-Spiel) bauen und schneidern sich Fans die Kostüme für ihre Lieblingsfiguren selbst und tragen sie dann auf Veranstaltungen wie dieser. Oft gibt es auch gemeinsame Fantreffen, spezielle Fotoshootings und Cosplay-Contests.

Zwei Freundinnen sind als Bloom aus Winx-Club und Rapunzel aus dem Disney-Film verkleidet.

Zwei Freundinnen sind als Bloom aus Winx-Club und Rapunzel aus dem gleichnamigen Disney-Film verkleidet.

Sie lande oft bei eher niedlichen Charakteren beim Cosplay, sagt Nadine Weißenfels und lacht. Heute trägt sie ein Kleid in Braun und Beige und einen Strohhut. Beides ist mit Blumen behängt, am Kleid sind zusätzlich noch kleine, schwarze Rußmännchen befestigt. Die kleinen Wesen mit Knopfaugen kennen Fans vor allem aus dem beliebten Studio-Ghibli-Film „Chihiros Reise ins Zauberland“.

Neben ihrer Arbeit in der Schuhmacherei entwirft Nadine Weißenfels besondere Schuhe nach Maßanfertigung für Cosplay oder Theater und will sie auch verkaufen. Drachenschuhe und Magma-Schuhe hat sie beispielsweise schon für sich selbst gestaltet in aufwendiger 18-stündiger Arbeit; sie sehen aus wie Vulkan-Gestein, durch das nach und nach das Magma nach außen dringt. 

Nadine Weißenfels ist Schustermeisterin in Siegburg und Cosplayerin. Für die Kostüme, aber auch für Theater und als Auftrag gestaltet sie besondere Schuhe, wie diese Magma-Schuhe.

Nadine Weißenfels ist Schustermeisterin in Siegburg und Cosplayerin. Für die Kostüme, aber auch für Theater und als Auftrag gestaltet sie besondere Schuhe, wie diese Magma-Schuhe.

Dazu stellt sie sich ein passendes Kostüm mit schwarzer Leggins vor, die ebenfalls mit künstlichen Steinbrocken beklebt wird. Das Muster soll dann über den gesamten Körper verteilt werden. Für sie sei es besonders schön, sich auf der „Ani-Con“ mit Gleichgesinnten zu treffen und auszutauschen. „Das ist immer das tolle“, sagt Nadine Weißenfels. „Du gehst auf eine Convention und kommst mit einer ganzen Handvoll neuer Freunde wieder raus.“

Es sei wichtig, die Wertschätzung und Freude für die selbst gestalteten Kostüme zu spüren. „Das schlimmste, was man einen Cosplayer fragen kann, ist ‚ob das für Karneval ist‘“, berichtet Weißenfels. „Das zieht das Ganze ein bisschen ins Abschätzige. Cosplayer investieren so viel Zeit, Mühe und Geld in das Hobby. Es werden viele professionelle Fotosessions gemacht, das hat gar nichts mit Karneval zu tun.“